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Von Klaus Röttger
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Am 29. Juni 1528, wurde in Wolfenbüttel Julius, der spätere Herzog von Braunschweig, geboren. Kein anderer Herzog hat im Amt Harzburg solche Spuren hinterlassen, wie er. Das Amt war nach der gewaltsamen Einnahme der Harzburg durch den Welfen Otto den Quaden im Jahre 1370 entstanden und erst halb und dann 1488 ganz dem Herzogtum Braunschweig zugeschlagen worden. Die Geschichte der Kurstadt wäre ohne diesen weitsichtigen Fürsten, ohne seine umfangreichen organisatorischen, wirtschaftichen und politischen Maßnahmen sicherlich anders verlaufen. Der Wahlspruch des späteren Herzogs lautete ,,aliis inserviendo consumor" (anderen zu dienen verzehre ich mich). Sein Symbol war die brennende Kerze. Julius war der allein lebend gebliebene Sohn Herzog Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig und seiner Gemahlin Marie von Württemberg. Julius gelangte 1568 an die Regierung.
Am 9. Juli 1553 fand bei Sievershausen, in der Nähe von Peine eine Schlacht statt, die als die blutigste des 16. Jahrhunderts in die Geschichte eingehen solle. Herzog Heinrich der Jünger hatte sich einem Bündnis an die Seite gestellt, das von Moritz von Sachsen angeführt wurde, um einem notorischen Landfriedensbrecher das Handwerk zu legen. Dieser Übeltäter war der Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach, der als Söldnerführer eine eigenständige Beutepolitik betrieb. Die furchtbare Schlacht endete mit einer schweren Niederlage des Markgrafen, aber auch die Sieger mussten viele Opfer beklagen. Besonders schmerzlich war das für Herzog Heinrich, denn er verlor in dieser Schlacht seine beiden erstgeborenen Söhne Karl Viktor und Philipp Magnus. So tragisch dieses Ereignis war, die Geschichte stellte hier die Weichen für eine Entwicklung, die dem Herzogtum letztlich großen Vorteil brachten.
Als Nachfolger unerwünscht
Die letzten 15 Jahren des Herzogs Heinrich, der ein kriegerisches und abenteuerliches Leben ,,voller Unruhe" geführt hatte, das allein einer Betrachtung wert ist, waren daher erfüllt von der Sorge um seine Nachfolge. Erbberechtigt war zwar sein Sohn Julius, ihn hielt er aber für ungeeignet. Dem alten Kriegsmann passte vieles an dem Übriggebliebenen nicht. Eine Verkrüppelung des Fußes durch einen Unfall machte den Sohn in seinen Augen minderwertig, und auch die religiösen Auffassungen des potentiellen Nachfolgers waren ihm ein Gräuel. In der Hoffnung auf einen weiteren männlichen Nachkommen heiratete der 67-jährige Herzog Heinrich der Jüngere deshalb 1556 nochmals. Die Ehe blieb aber kinderlos. Heinrich erwog sogar, aus seiner unehelichen Verbindung mit Eva von Trott einen Sohn als Nachfolger zu legitimieren. Aber auch das wurde nichts. Der infrage kommende Halbbruder, Heinrich Theuerdank von Kirchberg, weigerte sich: ,,Wenn ich solle Herzog sin, so wäre ich als Herzog geboren."
Julius war unter der Prämisse, dass die Herzogsnachfolge von einem seiner erstgeborenen Brüder wahrgenommen werden würde, schon frühzeitig vom Vater für den geistlichen Stand bestimmt worden. Er wuchs abseits des konventionellen Wolfenbütteler Hofbetriebes auf und wurde unter anderem in Gandersheim und Köln erzogen. Hier erhielt er 1542 eine Domherrenstelle. Zur Vervollkommnung seiner Ausbildung trat er 1549 eine längere bis 1552 dauernde Reise an. Sie führte ihn zu Studien an die Universitäten von Bourges in Frankreich und dem in den spanischen Niederlanden gelegenen Löwen.
Ob Julius erst in Löwen oder schon früher mit reformatorischen Gedankengut in Verbindung kam, kann heute nicht mehr eindeutig geklärt werden. Als er nach der Schlacht von Sievershausen und dem damit verbundenen Tod seiner Brüder nach Wolfenbüttel zurückkehrt, war seine Hinwendung zur neuen evangelischen Bewegung aber bereits vollzogen. 1554 verzichtete er auf das Bistum Minden, für das er ein Jahr vorher schon als Bischof vorgesehen war. Der Wechsel Julius’ vom katholischen Glauben, dem der Vater mit jeder Faser seines Herzens und politischen Konsequenz anhing, zum evangelischen löste schwere Kontroversen zwischen den beiden aus. Seinem Wesen folgend, lehnte Vater Heinrich jeden Ausgleich ab, er hielt den Sohn sogar gefangen. Die Situation spitzte sich derart zu, dass Julius 1558 um sein Leben zu bangen begann und an den Hof des Markgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin floh. Der knapp einjährige Aufenthalt am Küstriner Hof gestaltete sich aber nachträglich zum Segen. Julius wurden hier wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen in Organisation, Verwaltung und Bewirtschaftung von Ländereien vermittelt, die ihm später bei seiner eigenverantwort-lichen Wirtschaftsführung zugute kamen. Durch die
von Julius 1560 geschlossene Ehe mit Hedwig, der Tochter des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg wurde dann aber eine gewisse Versöhnung mit dem Vater eingeleitet. Dazu trug insbesondere die Geburt eines Sohnes im Jahre 1564 bei. Äußeres Zeichen dieser Versöhnung war die Tatsache, dass Heinrich seinem Sohn Schloss und Amt Hessen zur selbstständigen Verwaltung überließ. Hier wohnte Julius mit seiner Familie, die nach und nach auf zehn Kinder anwuchs, zurückgezogen bis zum Tode Herzog Heinrichs des Jüngeren im Jahre 1568 und dem damit verbundenen Regierungsantritt. Als Herzog Julius am 3. Mai 1589 starb nahm die Herzogin Hedwig in dem ihr liebgewonnenen Schloss ihren Witwensitz. Ihr Sohn, der spätere Herzog Heinrich Julius scheute keine Mittel, um die Stätte seiner Geburt das echte Aussehen eines fürstlichen Schlossen zu geben. Er versah die Gebäude mit repräsentativen Renaissance-Giebeln, wie sie auf dem Merian-Stich von 1653 noch zu sehen sind. Die DDR-Machthaber haben dem Schloss übel mitgespielt. Es wurde als Steinbruch missbraucht und verkam zur Ruine. Heute wird der Versuch unternommen, wenigstens das Übriggebliebene noch zu erhalten.