Die Steine der Burg haben sicherlich auch nicht zum Bau des Schlosses selbst gedient, wie oft behauptet wird. Der erste Bau entstand bereits 1572, weil auf der Burg "schwer Haushalt zu führen" war. Bei der Zerstörung 1626 brannte das Schloss zwar aus, die Ruine wurde aber bereits 1634, wenn auch provisorisch, wieder unter Dach gebracht. Das Mauerwerk war also offensichtlich noch brauchbar. 1662 wurde der Dachstuhl vermeintlich richtig repariert. Es schlich sich aber ein Konstruktionsfehler ein, der wenige Jahre später eine Richtigstellung erforderlich machte. "Es trifft nicht zu, dass dabei das ganze Gebäude abgerissen wurde", bemerkt der Heimatkundler Hans Schmidt in seiner umfassenden Arbeit über das Bündheimer Schloss in der Festschrift zum 90jährigen Bestehen des Harzburger Geschichtsvereins. Es wurden also keine Steine mehr zu dieser Zeit gebraucht. Zumindest nicht so viele, dass sie von der Burg herabgetragen werden mussten. Natürlich wäre auch ein andere Weg, wie der Kopf an die Kirche kam, möglich. Der über die Abrisssteine ist aber wohl auszuschließen.
Überhaupt ist wohl auszuschließen, dass es überhaupt der Kopf Krodos ist. Mit höchster Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei diesem Kopf an der Bündheimer Kirche um einen so genannten "Neidkopf". Neidköpfe gibt es überall in Deutschland. So bezeichnet werden Fratzen oder abstoßende Gesichter, die an Mauern, Türen oder Giebeln von Häusern, Schlössern und natürlich Kirchen angebracht sind. Der Begriff stammt vom althochdeutschen Wort "nid" ab, das für Hass, Neid oder Zorn steht. Angebracht wurden sie in ganz Europa, um nach Volkes Glaube das Unheil und Böse abzuwenden. Neidköpfe gib es in der Größe eines Handtellers bis zu Kopfgröße. Der Brauch geht wahrscheinlich auf keltische Ursprünge zurück, aber vom inzwischen christianisierten Volk beibehalten. So wird es auch beim Bau der Bündheimer Kirche gewesen sein. Ein nahes Beispiel von Neidköpfen bietet die so genannte "Fratzenapotheke" in Clausthal-Zellerfeld.
Krodo ein Christengott?
Eine bisher noch nicht vertretene Theorie vertrat in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Heimatforscher Dr. Albert Hansen aus Eisleben. In der Zeitschrift "Unser Harz" vertrat er 1960 die Meinung, das es sich bei dem Krodobildnis um ein Denkmal aus der iro-schottischen Missionszeit handeln könnte. In den Hinweisen auf Krodo und seiner Vernichtung war dem Autor eine gewisse Schärfe aufgefallen, mit der eine Religion, die einmal bei den Sachsen in hohem Ansehen stand, in ihrem Wert herabgesetzt wurde. Der Gott wurde zum Abgott, sein Standbild zum Götzenbild und der Glaube zum Aberglaube gestempelt. Sogar der große Karl wurde bemüht, um den allumfassenden Bildersturm der Bothe-Chronik zu rechtfertigen. Hansen nimmt also im Rückschluss beweisführend an, dass die römischen Christen viel härter gegen eine andere christliche Glaubensrichtung vorgegangen seien, als gegen den heidnischen Kult. Kurz, Hansen vertrat die Auffassung, dass Krodo wohl der arianischen Glaubensrichtung als Repräsentant, wie sie von iro-schottischen Missionaren schon hundert Jahre vor Karl verbreitet worden sei, zuzuordnen ist. Der katholische Papst habe diese Missionierung durch die Briten, die ,,von heidnischen Priestern und ehebrecherischen Geistlichen" durchgeführt worden sei, unterbunden und somit letztlich ein christliches Standbild zerstört. Das Ziel sei gewesen, die aufblühenden Gemeinden der iro-schottischen Mission restlos auszulöschen. Fazit des Verfassers: Krodo war gar kein sächsischer Götze im heidnischen Sinne, sondern ein vom frühen iro-schottischen Christentum okkupiertes vom christlichen Gedankengut versehenes Standbild. Die Theorie fand bisher wenig Beachtung, hat sie doch so gar keine Wurzeln in der eigentlichen Überlieferung. Auch den Fisch, auf dem Krodo steht, als christliches Symbol zu sehen und zum Beweis völlig neuer Gedanken anzuführen, hat bisher niemanden überzeugt.