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Sachsengott Krodo... auf der Harzburg 

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Diese Original-Symbol-Deutung hat nie so richtig befriedigt. Vor allem die nicht, die als Wander- oder Burgbergführer das 1996 vom Förderverein Historischer Burgberg auf dem Burgberg in Bad Harzburg  aufgestellt Standbild Krodos erklären wollten. Die eindeutigen Wesensmerkmale der Figur, Rad, Eimer, Fisch und wehender Rockschoß verlangen deshalb geradezu nach einer anderen Deutung. Das "Heureka" kam vom Vorsitzenden des Fördervereins Historischer Burgberg, Horst Woick, ehemaliger Kurdirektor, Burgberg- und Krodofreund sowie Wanderführer. Die Initialzündung erfolgte durch die zweite Seite der "Cronecken der Sassen", auf der die Schöpfungsgeschichte beschrieben ist. "In dem anbegune schop got hymel und erde. Und de veer Elemente. Alse water, Fure, Lucht und erde." Die vier Elemente des Aristoteles waren ein Weltverständnis, das Jahrhunderte lang die Wissenschaft beherrscht hatte. Das war die Lösung: Das Rad als Feuer (Sonne), der Eimer mit Rosen und Früchten die Erde, der Fisch das Wasser und die wehende Schärpe, um das hemdartige Gewand gewunden, die Luft. Bei dieser Klarheit, was hat da die verquaste Symbolik des Bothe noch für eine Chance? Die Vier-Elemente-Lösung wurde sogar noch ausgebaut und ihr die vier Möglichkeiten der modernen Alternativenergien an die Seite gestellt: Energie aus der Sonne, aus der Erde, aus der Luft und aus dem Wasser. Der alte Krodo wurde somit auch noch zur Symbolfigur für die Energiegewinnung der Zukunft. Was für eine Karriere eines von Wissenschaftern und Forschern bereits Totgesagten?

Um der Symbolik noch einen i-Punkt auf zusetzen sei auf eine mittelalterliche Zauberformel hingewiesen, die sich mit Krodo befasst, sie lautet:
S  A  T  O  R
A  R  E  P  O
T  E  N  E  T
O  P  E  R  A
R  O  T  A  S

Satzsinn haben die lateinischen Wörter, die von oben nach unten und von links nach rechts sowie von unten nach oben und von rechts nach links gelesen werden können, nicht, dennoch ist aus ihnen eine Botschaft herauszudeuten. Die erste, mittlere und letzte Zeile geben als Sinn: ,"Sator hält Räder!" Hat nicht der Planet Saturn ein riesengroßes Rad um seine runde Körper?


Heftige Auseinandersetzung über das Pro und Contra

Aber kehren wir von diesem Ausflug in die Welt der Symbole noch einmal zu der Auseinandersetzung um die Glaubwürdigkeit der botheschen Übermittlung zurück. Sie hat nicht mit den Skeptikern des Mittelalters aufgehört. Der Konflikt zwischen pro und contra wurde vor allem zu Anfang des 19. Jahrhundert mit besonderer Heftigkeit und Härte besonders heftig geführt. Sie endete sogar mit einem Selbstmord. Kontrahenten waren der Herzoglich-Braunschweigische Forstschreiber Julius Gottfried Eberhardt Leonhard aus Neustadt/Harzburg und der Wernigeröder Regierungsrat Christian Heinrich Delius. Leonhard veröffentliche 1825 ein Buch mit dem Titel "Die Harzburg und ihre Geschichte". Das Werk enthielt neben der eigentlichen Burggeschichte auch eine Untersuchung zum Thema ,,Krodo“. Bei den Recherchen zu diesem heiklen Thema ging der Autor aber eher "blauäugig" an die Geschichte heran. Er ließ sich mehr von seinen romantischen Vorstellungen leiten als von belegbaren Tatsachen. Er kannte wohl auch nicht einmal die ursprüngliche Sachsenchronik, sondern kolportierte Aufgüsse aus zweiter und dritter Hand. Dabei saß er zusätzlich auch noch einer Fehlinterpretation von in römischen Buchstaben geschriebenen Jahreszahlen auf, so dass er das eigene Steindruckbild Krodos in das Jahr 729 datierte, also weit vor die Entstehung der Sachsenchronik. Zwar war auch Leonhard nicht ganz ohne Zweifel, vertrat letztlich aber die Meinung, dass man altüberlieferte Nachrichten nicht einfach von der Hand weisen sollte.

Das Buch des Neustädters mit seinem einfachen Geschichtsverständnis brachte den Regierungsrat Delius so auf die Palme, dass er ein Jahr später ein eigenes Buch folgen ließ, mit einer eigenen Untersuchung über den "vermeinten Götzen Krodo". Delius gehörte einer völlig anderen Art von Heimat- und Geschichtsforschern an, die die Ansicht vertrat, dass nur das zählt, was auch schriftlich belegbar ist. In ungewöhnlich scharfer Form kritisierte er in seinem Buch die Arbeit des Harzburger, besonders hinsichtlich dessen Krodoveröffentlichung. Wer immer noch von Krodo träume, so seine ätzende Kritik, gehöre zu den Geisteskranken und es müsse dem kräftig entgegen getreten werden. Er unterstellte dem Chronisten aufgrund seiner Beweisführung, dass er die Götter und insbesondere Krodo einfach erfunden habe. Zusammen mit dem Schöpfer der Holzschnitte habe er die Berichte einfach zusammengefabelt. Das alles wirkte auf Leonhard ganz offensichtlich so niederschmetternd, dass er sich am 13. Januar 1831 auf dem Salzkamp in Bündheim in den Kopf schoss. Das Neustädter Kirchenbuch gibt zwar als Ursache des Todes einen Unfall an, aber jeder im Ort wusste es besser.