Mars (Marßborch = Eresburg)
Den Gott Mars macht der Chronikverfasser zur Gründungsperson für die Marßborch (Eresburg). Er findet wieder in der Schrift "das König Carl der Sachsen Abgott Armesule oder Ermesuwle genennt verstörtet. Sie pflagen von Julio zeit her den Abgott Mars anzubeten, welcher wie allhie abgebildet, gestalt war:" (Zum besseren Verständnis haben wir oben statt des mittelniederdeutschen Originaltextes die Übersetzung des Pomasius gewählt.) Bothe und Pomasius haben je eine Abbildung des Gottes Mars (das ,"myne" Volk nannte ihn Armesule) in ihren Werken, die allerdings unterschiedlich sind, dennoch aber ähnliche Merkmale aufzeigen. Nach der Beschreibung war es ein gewappneter Mann, der bis zum halben Leib in Blumen stand, denn er sei ein Gott des Streites gewesen und mit Blumen empfangen worden. Das bedeute, dass oft Streit von geringen Dingen, wie eben Blumen, ausgehe und somit zu verhindern sei. An seiner linken Seite hatte er ein Schwert und in der rechten ein Panier mit einer roten Feldblume. Weitere Symbole seines Äußeren waren im Schild eine Waage, ein Löwe und noch einmal die Blume. Auf der Brust trug er einen Bär. Natürlich wurde auch dieser Gott ein Opfer des großen Frankenkönigs, wie die Chronik nicht müde wird zu betonen. In der Tat gibt es hier einen historisch glaubwürdigen Hintergrund. ,"Karl eroberte die Eresburg und gelangte an einen Ort, der Ermensul heißt und setzte den Ort in Brand" heißt es in den ,"Anales Petaviani". Die Verbindung Irmensul und Mars bleiben aber das Geheimnis des Sachsenchronik-Verfassers.
Bei der Erklärung des Namens Marßborch versuchte Pomasius ihn auf ,"Mersburg" anzuwenden, dabei berichtet er neben dem oben genannten ,"Martem", also Mars, auch auf einen weiteren Gott mit Namen Zuttibero, der in einem Eichenwald verehrt worden sei. ,"Daselbst sind im Jar zu bestimbter zeit viel Heiden und Wenden zusammen gekommen und dem teuffel zu opfern"!
Venus/Parthenia (Megdeborg = Magdeburg)
Der Stadt Magdeburg wies Bothe die Göttin Venus zu. Für das Jahr 781 ist vermerkt: In diesem Jahre zog König Carl auff die Elbe, da hatte Kayser Julius eine Burg gebawet, daselbst auch eine Tempel seiner Abgöttin gestifftet, welche er nach seiner sprache hieß Parthenia. Die Beschreibung: Ein nacktes Weib mit klaren lieblichen Augen, ihr gekämmtes Haar hing ihr bis auf die Knie. Auf dem Kopf trug sie einen Kranz von Myrthen mit roten Rosen umflochten. In ihrem lachenden Mund hielt sie eine geschlossene Rose. Auf dem Herzen hatte sie eine brennende Fackel. In ihrer linken Hand die ganze Welt geteilt durch den Himmel, Meer und Erdreich. In der rechten Hand hielt sie drei goldene Äpfel und stand auf einem goldenen Wagen. Den zogen zwei weiße Schwäne und zwei weiße Tauben. Neben ihr standen ihre drei sonderlichen Töchter, die mit den Armen ineinander verschränkt waren. Dann das übliche: ,"Diß alles verstörte König Karl, zerbrach den Tempel und bawete eine Kirche in die ehre S. Steffan."
Da der Autor Johannes Pomasius selbst Magdeburger war, widmete er sich in seiner Chronik dieser Göttin besonders, zumal er hier die Herkunft des Namens Magdeburg zumindest in Betracht zog. Mägdeburg oder Megdeborg bezöge sich auf diese Venusdamen, auf die Mägde. Diese mittelalterliche Interpretation ist aber wohl, wie man heute weiß, nicht zutreffend. Durchgesetzt hat sich die Auffassung, dass das germanische Wort magab=mächtig als Grundwort in Frage kommt, der Sinn also in der Formulierung ,mächtige Burg" zu finden ist. Wie allen Göttern in der Chronik sind auch der Venus viele symbolische Deutungen beigegeben. Die Nacktheit sei Mahnung, sich nicht der Buhlschaft hinzugeben, die Rosen mahnten daran, dass sie, folge man den fleischlichen Lüsten schamrot mache und dann die Stacheln im Gewissen bohrten und irgendwann die Lust und die Lieblichkeit zerrinnt und verschwindet.