"König" Cäsar baut sieben Burgen
Hier beginnt dann die eigentliche Geschichte. Nach einem kurzen Exkurs über die Gründung Roms durch ,Romulo" waren da ,"dry Könige", die sich das Reich teilten. Das waren Crassus, Pompejus und Julius. (Offensichtlich sind hier die Mitglieder des Ersten Triumvirats, 60 v. Chr., gemeint). Julius (Cäsar) bekam das Land ,"beim Rein, da Wormbs, Mens, Colln und Trier drinnen liegen". Hier nun entwickelte ,"Julio" eine besondere Tätigkeit. Er baute, in ,"dem Lande, das nun Westphalen heißt", sieben Burgen und setzte, nachdem er die Leute zum römischen Glauben gebracht hatte, auf jede dieser Burgen einen römischen Gott. In Wolgast setzte er auf die Burg den Gott Merkurius, auf die Marßborch (Eresburg) den Gott Mars, auf die Ilenborch (Hamburg) den Hauptgott Jupiter, auf die luneburg (Lüneburg) den Gott Luna, auf die harteßborch (Harzburg) den Gott Saturn, den ,"de lude unde dat meyne volck krodo heten", auf die Burg in Soltwedel (Salzwedel) den Sol und auf die megdeborg (Magdeburg) die Göttin Venus, hier parthema genannt, mit ihrem weiblichen Gefolge. (Siehe Anhang)
Am Ende dieser Aufzählung kommt der Verfasser zu seinem eigentlichen Anliegen, das ihm als Christen wohl besonders am Herzen gelegen hat. Er unterbreitet genüsslich die Nachrichten wie Karl der Große ,"dusse affgode vorstorde", wie er sie also im Zuge der Christianisierung der Sachsen verschwinden lassen hat. Er begnügt sich dabei nicht mit einer einmaligen kurzen Ankündigung sondern verheißt mit den Worten: ,"so gy hyr Inne vinden werden", darauf dass er im einzelnen im Text noch einmal genauer darauf zurückkommen will. In der Tat geschieht das auch mit Ausnahme von Wolgast sogar mit jeweiliger Illustration. Wie weit dabei der Autor Einfluss auf die Gestaltung der Götterdarstellungen genommen hat oder ob sie allein der Phantasie des Holzschneiders entsprungen sind, ist unbekannt. Ganz unverkennbar ist jedoch die Tatsache, dass durch die Bilder die Schaulust der potentiellen Käufer des Werkes angeregt werden sollte. Hier spannt sich also ein ganz klar erkennbarer didaktischer Bogen: Julius Cäsar, der heidnische Vertreter der vorchristlichen Zeit, installiert im heidnischen Land heidnische Götter und der große Christianisierer Karl sorgt dafür, dass sie wieder verschwinden.
Dass diese Darstellung nicht unwidersprochen bleiben konnte und auch nicht wurde, leuchtet ein. Zwar wurde die Thematisierung der auf Cäsar zurückgeführten Gründungsgeschichte, die wohl erst durch die Sachsenchronik verbreitet worden ist, allgemein positiv aufgefasst, aber schon früh regte sich Widerspruch. Der Hamburger Gelehrte und Geistliche Albert Krantz (1448-1517), Autor der 1520 entstandenen ,"Saxonia", empfand die Berichterstattung als ,"Ärgernis" und bezeichnete den Chronisten sogar als ,"Schafskopf". Pomasius zitiert Krantz in seiner ,"Chronica der Sachsen und Nidersachsen" ,"dass Julius Cäsar nie ein König gewesen und niemals so lange in Deutschland gesessen, das er Schlösser und Festungen darinnen gebawet haben sollte". Pomasius ergänzt die spürbare Ablehnung mit den Gedanken, dass man in dieser Zeit in Deutschland weder ,"vom gebrauch des Kalckes, Steine und Ziegel etwas gewust" habe. Fest steht, dass zu Zeiten von Leonhardt und Delius, die sich Anfang des 1900 Jahrhunderts ein heftiges Duell um die Existenz Krodos lieferten die Cäsar-Burgen-Theorie schon nicht mehr aufrecht erhalten wurde. Die Existenz Krodos blieb aber weiterhin in der Diskussion.
Die sieben Götter
Merkur (Wolgast)
Bleiben wir aber erst einmal bei dem Versprechen Bothes, auf die sieben Götter im Einzelnen noch einmal einzugehen. Bis auf Wolgast hielt er sein Versprechen. Bei der eingangs erwähnten, Cäsar zugeschriebenen Götteraufzählung heißt es aber immerhin: ,"Und bawete eine Burg unter den Ruyanern, die hieß Juliana und satzte darauf den Gott Mercurium." Heute ist Wolgast nicht mehrmit dem Botheschen Merkurius in Verbindung zu bringen. Überliefert ist jedoch ein Gott Jarovit, ein slawischer Gott des Krieges und des Frühlings, dessen Kult aus Wolgast und Havelberg auch heute noch bekannt ist. Er war der oberste Gott der Ranen. (Wikipedia). Übermittelt ist der Kult Jarovits durch den Bamberger Bischof Otto, der hier im 12. Jahrhundert missionierte. Der Überlieferung nach hing in Jarovits Tempel ein goldener Schild, der nur zu Kriegszeiten hervorgeholt werden durfte. In der Stadtkirche in Wolgast gibt es ein vermeintliches Abbild des Gottes Jarovit.