Konrad oder Hermen Bothe?
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage, ob Konrad Bothe, der Goldschmied, überhaupt der Autor der Cronecken der sassen war. Über die Autorenschaft wird seit Jahrhunderten mehr oder weniger leidenschaftlich gestritten. Mitbewerber um die Verfasserschaft ist der literarisch und historiografisch ambitionierte Hermen Bothe ebenfalls aus Braunschweig. Aufgrund der Quellenlage ist diese Frage und auch noch weiter unentschieden. Brigitte Funke: ,"Tatsächlich sind aber neben der Verfasserschaft noch weitere Aspekte, so die Datierung, die Frage nach dem ursprünglichen sprachlichen Medium, das Verhältnis des Verfassers zur Gestaltung des Drucks sowie die Umstände der Drucklegung selbst, nur unvollständig geklärt." Es wäre also korrekt, zukünftig nur vom ,"Braunschweiger Verfasser" zu reden, wenn sich nicht Konrad als allgemeingültig durchgesetzt hätte.
Wie bereits erwähnt, wird die Sachsenchronik von einer Fülle von Holzschnitten geprägt, die auch den Text dominieren. Dieser befindet sich in der Regel unter den bildlichen Darstellungen. Um Kosten zu sparen wurden manche Druckstöcke mehrfach verwendet. Besonders für Städte- und Schlachtendarstellungen oder Porträts trifft das zu. Um trotzdem Abwechslung möglich zu machen, wurden einzelne Holzschnitte so gestaltet, dass sie durch Umstellungen einzelner Teile, beispielsweise Wappen, verändert werden konnten. Durch die unterschiedliche Breite der Druckstöcke konnten sie nicht immer der Textbreite angepasst werden. Der Text selbst wurde durch eindrucksvolle Initialen aufgewertet. Durch die deutsche Sprache, wenn auch mittelniederdeutsch, zielte das Buch ganz offensichtlich nicht auf geistliches Publikum, das gewohnt war, lateinisch zu verstehen, sondern auf Personen, die anderweitig in gesellschaftlich führenden Positionen waren.
Außergewöhnliche historiografische Rezeption
Die Cronecken der sassen hat, wie bereits erwähnt, als gedrucktes Buch eine außergewöhnliche historiografische Rezeption erfahren. Das Werk wurde noch bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, in der eine ganze Fülle von neuen Arbeiten entstanden, immer wieder herangezogen. Herausragend, weil auch für die Krodo-Untersuchung interessant, ist die Magdeburger Bearbeitung der Cronecken der sassen von Johannes Pomasius aus dem Jahre 1588. Der Magdeburger Pfarrer, verständlicher als Bothe durch seine hochdeutsche Übersetzung, übernahm im wesentlichen Texte, die Struktur und Aufbau des Vorgängerwerkes, ließ aber auch schon an vielen Stellen, insbesondere bei den abenteuerlichen Schilderungen Bothes zum Thema Götzen und ihre Entstehung deutlich Skepsis spüren. Veränderungen sind auch in religiöser Auffassung erkennbar, hatte doch in der Zwischenzeit die Luthersche Reformation, der Pomasius in vollem Umfange anhing, die Welt verändert.
Unser Hauptaugenmerk soll sich aber nicht auf den religiösen Wandel oder die eigentliche Sachsengeschichte richten, sondern auf die Götter, insbesondere natürlich Krodo, wie sie nach Bothes Auffassung in die heimische Welt gekommen sind. Im Nachfolgenden ist immer der erste Bezug auf Bothes Sachsenchronik genommen und Pomasius bemüht, wenn die Fakten durch seine hochdeutsche Übersetzung verständlicher werden. Die Chronik beginnt mit einem weltgeschichtlichen Vorspann und basiert ganz offensichtlich auf der Sächsischen Weltchronik. Am Anfang steht, dem damaligen Gedankengut entsprechend, die Schöpfungsgeschichte, wobei bemerkenswerter Weise die Erschaffung der vier Elemente, wie sie seit Aristoteles immer wieder gelehrt wurden, und die himmlischen Engelschöre eine herausragende Rolle spielen. Ganz schnell geht es dann weiter über den Sturz der abtrünnigen Engel und Noah ins römische Reich.