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Sachsengott Krodo ... von Klaus Röttger 

Cäsars sieben Burgen und ihre römische Götter

Was die "cronecken der sassen" über den Saturn/Krodo auf der Harteßborch und weiteren sechs Göttern zu berichten weiß

Von Klaus Röttger

Der erste Hinweis
Im Jahre 1492 erschien in Mainz bei Peter Schöffer ein Buch mit dem Titel "Cronecken der sassen". Autor war der Braunschweiger Goldschmied Konrad Bothe. An diesem Buch war vieles ungewöhnlich. Nicht nur dass es sich um eine Inkunabel, einem Frühdruck, des neuen Mediums Buchdruck, handelte, es hatte ungewöhnlicher Weise auch keinen religiösen Charakter. Ãœberdies war es auch noch in deutscher Sprache geschrieben, wenn auch in mittelniederdeutschen Mundart. Weiter kam hinzu, dass es reichlich Bildern enthielt. Es waren  Holzschnitte und zwar von dem Meister WB aus Mainz. Insgesamt sind es 1255 Darstellungen. Das Buch besteht aus 284 doppelseitig bedruckten Blättern im Folienformat. Was dieses frühe Werk deutscher Buchdruckkunst aber für Bad Harzburg besonders aufregend macht, ist seine Seite 38. ,"Ick finde in der Schrifft dat hyr to ostsassen to der hartesborch gestä hadde eyn affgod na saturno. un den heten de lude unde dat meyne volck krodo...." Hier ist also der erste und auch einzige Hinweis auf jenen Sachsengott Krodo zu finden, der von Anfang an bis heute Anlass für ständig neue Diskussionen um seine wahre Existenz gegeben hat. Leidenschaftlich wurde für seine historische Existenz gefochten und genau so engagiert dagegen argumentiert. Von allem unbeeindruckt hat sich die Stadt Bad Harzburg und vor allem das Kurbad von Anfang an aber des Götzen als Werbeikone und Symbolfigur bedient.

Zwar ist der ,"Wilde Mann" im Wappen der Stadt nicht Krodo, wie sehr oft angenommen wird. Sein Name ist aber auf viele Einrichtungen und Ortsbezeichnungen projiziert worden. Ein Tal ist nach ihm benannt, ein Bad, eine Straße und sogar ein Spielpark. Selbst am Brunnen Stadtmitte ist er zu sehen und am Haus der Natur im Kurpark. In neuerer Zeit wirbt die KTB ebenfalls mit einer Krodofigur, die zwar der übermittelten Darstellung in der Sachsenchronik wenig oder gar nicht entspricht, und die ,"wahren" Krodofreunde eher schaudern lässt, als Werbeträger für die Stadt erfüllt sie aber durchaus ihren Zweck. Der Förderverein Historischer Burgberg hingegen hat im Jahre 2007 auf dem Burgberg eine Krodofigur aufgestellt, die im Wesentlichen die Vorgaben des Bothe-Holzschnittes reflektieren. Schöpfer ist der Kunsthandwerker Volker Schubert. Das Material ist Edelstahl. Der Standort unter der im Jahre 1900 gebauten Brücke über den Halsgraben zwischen Ost- und Westburg ist allerdings nicht der, der auf einer Karte von 1574 als ,"Krodohol" verzeichnet ist. Von der Denkmalschutzbehörde vorgegebene Sachzwänge haben eine andere Lösung erforderlich gemacht. Der jetzige Platz hat aber auch seine Vorteile, zumal er auf dem geplanten ,"historischen Rundweg" an erster Stelle steht.
Obwohl in der Nachfolgezeit nach dem Erscheinen der Sachsenchronik Bothes immer wieder Autoren sich bis in die heutige Zeit mit dem historischen Erbe des Autors befasst haben, geht der Ursprung der Krodo-Übermittlung immer wieder auf das Werk von 1492 zurück. Niemand konnte etwas stichhaltig Neues hinzufügen und nie konnte auch nachgewiesen werden, worauf sich Bothe mit seiner Formulierung ,"Ich finde in der Schrift..." bezogen hat. Natürlich hat der Autor auch in diesem Fall für seine Arbeit älteres Schrifttum benutzt. Dazu gehört unter anderem nachweislich die "Magdeburger Schöppenchronik", die ,"Sächsische Weltchronik" und auch die ,"Braunschweiger Reimchronik". Einen Hinweis, der die fast ausschweifende Beschäftigung mit den Götzen in seinem Werk belegen, gibt es aber nicht. Brigitte Funke räumt in ihrer in den Braunschweiger Werkstücken erschienen Arbeit zur Chronecken der Sassen die Möglichkeit ein ,"dass der Verfasser die
 Beschreibungen der Götter selbständig auch aus nicht historiografischen Quellen zusammengestellt hat."