2012.06.17.
Wanderung: Teiche und Gräben der Oberharzer-Wasserwirtschaft, so der Untertitel.
Als es los gehen sollte stehen noch zwei Wanderer umher. Mit großen Augen schauen sie mich an. "Ist dein Auto voll? Wir haben noch keinen Platz"! "Habe schon zwei Mittfahrer an Bord, Wer hat noch Platz"? Ein Ehepaar mit Auto bietet noch Plätze an. "Aber nur wenn der Mitfahrerbeitrag geklärt ist, Als Bittsteller wie beim letzten Mal wollen wir nicht wieder auftreten, da verweigerte eine Dame die 10 Euro Fahrkosten zu begleichen". Ich bin überrascht, das ist mir nun ganz etwas Neues. Mit den Worten:" Die Beiden machen bestimmt damit keine Schwierigkeiten, die bezahlen unaufgefordert" finden alle Platz.
Eine neue Variante bei der Kostenteilung mit dem Autohalter und Fahrer. Ich bin überrascht und erschüttert über so eine dickfällige Frechheit! Der Kostenbeitrag war vorher besprochen. Jeder wusste Bescheid und wenn das ihm zu teuer erschien, sollte er doch besser seinen Hintern zu Hause lassen!
Der zweite Treff war der Parkplatz an der B242, Abzweig Polstertaler- Hubhaus. 3o Wanderer hatten sich bei bestem Wanderwetter eingefunden. Noch mal eine kurze Begrüßung und Vorstellung der Wanderung. "Kehren wir auch ein" die Frage einer Mitwanderin. "Eine Einkehr ist am Ende unserer Wanderung vorgesehen. Beim Sperberhaier- Dammhaus . Die haben einen schönen, großen Garten, da kann man gut sitzen, wir bekommen alle einen Platz und das Essen ist auch in Ordnung, Angemeldet habe ich uns aber nicht; doch Platz ist bestimmt vorhanden", meine Antwort.
Über den 9A sind wir schnell am Hirschler Teich. Dies ist der höchst gelegene der Oberharzer Teiche. Fast alles wurde zur seiner Wasserfüllung unternommen, fiel der Teich trocken ging nichts mehr in der Grube Dorothea und Carolina. Selbst die Hutthaler Widerwaage war mit dem Hutthalergraben und dem Schwarzenberger-Wasserlauf in das Füllsystem eingeschlossen. Vom Dammgraben wurde erst mit der Hubkunst vom Polstertaler Hubhaus, später mit einer elektrischen Pumpstation, Dammgrabenwasser dem Hirschler Teich zugeführt.
Im Buch "WasserWanderWege" von Martin Schmidt ist alles detailliert nach zu lesen.
Auf dem Damm des des Hirschler Teiches sammelt ein Herr die Blätter des Wiesen-Bärenklau für seine Kaninchen. "Das beste Futter " sagt er. Die Perücken-Flockenblume hat ihre Blüten noch nicht geöffnet, das Johanniskraut zeigt erstes Gelb. Der Hirschler Teich ist heute der Trinkwasserspeicher von Clausthal-Zellerfeld. Über die Treppenstufen in der Mitte des Dammes steigen wir zum "Oberen Pfauen Teich" hinunter, folgen dem Wassergraben zur Grube Dorothea. Ohne fließendes Wasser, die Wasserpfützen leuchten mit den weißen-gelben Blüten des "Wasser Hahnenfuß". Rechts der sanierte "Obere Pfauen Teich." Die "Rote Lichtnelke" begleitet unseren Weg. Die weiteren zwei unteren Teiche der Pfauenteich-Kaskade sind leer, werden saniert, gereinigt von den militärischen Hinterlassenschaften des Lagers "Tanne". Doch zu beiden Seiten des Wasserwanderweges blüht es bis an die ehemaligen Staubereiche.
An der Kriegsgräberstätte ein kurzes Innehalten, ein Gedenken an das Unrecht dieser Welt, an das Sterben von Unschuldigen. Russische-, Slawische Namen auf zwei Steinstählen.
Wir queren die B241, machen Pause im Holzlager eines Künstlers beim Marien-Schacht.
Die Sonne wärmt uns. Der Künstler erwacht, öffnet sein Dachfenster; begrüßt uns mit einem Ständchen mit seinem Akkordeon. Leise Melodien aus der Dachluke. "Ich komme runter, spiele euch noch einen" hallt es von Oben. Es dauert ein Weilchen und als dann auch noch die Sonne verschwindet fröstelt es uns. Wollen weiter. Doch dann ist da, der Künstler. Mit seiner Trompete bringt er uns sein Ständchen. Ein paar schrille , auch holprige Töne mischen sich in sein Spiel. "Ich muss mich erst etwas einspielen". Beim letzten flotten Spiel ist er in seinem Element. Mit rauschenden Applaus verabschieden wir uns von ihm.
Rechts neben der B242 und dem Hochschulgelände verläuft unser Pfad. Am Ortseingang wechseln wir über die Straße zum Johann-Friedrich Teich auf dessen Damm entlang, rechts über dem Wasserläufer Teich wandern zur Höhe des Mühlenberges. Der Rücken des Ackers mit der Hanskühnenburg vor uns. Die "Schwarzen Holunderbüsche" haben ihre weißen Blütenteller der Sonne entgegen gestreckt. Ein Gesumme von Fliegen und sonstigen Insekten umgeben die weiße Pracht.
Über den Hof eines Landwirtschaftlichen Betriebes mit einem kleinem Sägewerk, links im Tal der Pixheiner Teich mit seinem Campingplatz. Bald sind wir am Schwarzenbacher Teich. Die Klinik am Hasenbach hat hier neu gebaut. Liegen und Stühle am anderen Ufer. Die ungemähten Wiesen-Flächen sind gelb vom "Kriechenden- und Scharfen Hahnenfuß". Wenige blasse Patienten kommen uns entgegen.
Kurz vor Buntenbock laufen wir über eine Wiese, ein wenig begangener grasiger Pfad bringt uns zum Sumpfteich.Wie eine Mondsichel grenzt er die Bebauung Buntenbocks nach Osten ab. Schöne Grundstücke am Ufer. Bleßhühner am Ufer im Schilf, ein Wasserläufer schreitet vom Hahnenfuß zu Hahnenfuß. Sinkt nicht ein, sucht sein Futter langsam über dem Wasser schreitend.
"Weiden Schafe die Wiesen ab" werde ich gefragt. "Nein, hier wird meist gemäht und das Gras als Heu, neuerdings auch als Silage geerntet, Schafe sind hier nicht oder wenig im Einsatz. Das Oberharzer Rote Höhenvieh ist hier zu Hause. Die Bergleute, die hier mit Bergfreiheiten aus dem Erzgebirge her gelockt wurden brachten es mit. Eine genügsame Rasse, zum Melken, zur Fleischpruktion, zum ziehen von Pflug und Wagen geeignet; das ideale Rindvieh des Bergmannes und seiner Familie. Leider ist die Rasse in den "besseren" Zeiten weitgehend verloren gegangen, eingekreuzt mit "hochwertigen" Erbgut. Nun sind jedoch Bestrebungen und Züchtungsziele angesagt die alten Gene wieder zu aktivieren. Ein aufgefundener reinrassiger Bulle aus der Tschechei tut dabei gute Dienste. Der Bestand des Roten Harzer Höhenvieh entwickelt sich wieder. Mehrere Landwirte versuchen sich in der Erhaltung der alten Rasse. Drücken wir die Daumen dass sie wirtschaftlichen Erfolg haben! Sonst, bestimmt ade, von der braunen Rasse!
Ade auch von meiner Aussage dass die Bergleute in ihrer Züchtung soweit fortgeschritten waren das sie den Rindern ungleich lange Beinpaare angezüchtet hatten um ihnen das Grasen an den schrägen Berghängen zu erleichtern. Schade.
Durch die blühenden Wiesen zum Ziegenberger Teich,mit seiner Badestelle zum Bärenbrucher Teich mit seiner Stempelstelle.
Mittagspause.
Danach weiter zum Entensumpf mit der dahinter liegenden Quelle der Innerste.
Rotfedern und dicke Karpfen schwimmen darin umher. Eine verschwiegene Nacktbadestelle, nun entweiht durch den daran entlang führenden, doch stark belaufenen Hexenstieg.
An der Hutthaler Widerwaage der nächste Stempelkasten. Der Hutthaler Graben meist trocken, doch da wo noch Wasser steht alles weiß vom "Wasser Hahnenfuß" (Ranunculus aquatilis) Deutlich kann man die Unterwasserblätter und die dem wasseraufliegenden Blätter betrachten. Schmal und dünn die im Wasser, breit und schwimmend die Aufliegenden.
An einer Felskante versteckt im Fels, der Drachentöter Roland. eine weitere kitschige Grableuchte mit Plunderkram drumrum. Was den Leuten so alles einfällt?!
Vorbei an einer rastenden Wandergruppe. Scherze hin und her. Der Schwarzenberger Wasserlauf, der Schwarzenberger Graben. Der Hexenstieg bringt uns zum Parkplatz zurück.
Im Sonnenschein im Garten des Dammhauses. Ein kühles alkoholfreies Weizen, Currywurst mit Pommes und freundliche glückliche Gesichter der Mittwanderer, was will man mehr?
Eine vom Weg begeisterte Mittwanderin will mir 5 Euro in die Hand drücken. "Weißt du dass das schon ein drittel vom Jahresbeitrag des Harzklub ist? Leg noch mal zwei Fünfer dazu und werde Mittglied bei uns, dass ist dann eine besondere Freude für mich". "Das mache ich, aber mit dem heutigen Datum" antwortet sie. Immer habe ich eine Wanderheft mit Beitrittserklärung parat; nur heute nicht.
Otto Pake