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Rheinsteig 6. Tag 

Sechster Tag Rheinsteig 5.12.2010
Die Nacht war nicht sehr laut, Züge hörte man schon ab und an, doch der erwartete Höllenlärm fand nicht statt. Schon fünf Minuten vor der Zeit gingen wir zum Frühstück. Der Frühstücksraum noch verschlossen, doch der Wirt hat uns schon gehört, kommt und lässt uns eintreten. Das Frühstück steht schon auf unseren gestrig benutzten Tisch. "Ei gekocht, gebraten oder Rührei"? Achim entscheidet "Rührei". Na dann eben Rührei, schmeckt mir  meistens nicht so besonders, irgendetwas fehlt am Rührei immer in einer Kneipe. Esse lieber Spiegelei, da ist mit etwas Salz der Geschmack schnell hergestellt. Sage aber nichts. Das Frühstück ist reichlich, viel zu viel steht auf dem Tisch. Sechs große Brötchen und zwei Scheiben Brot liegen im Körbchen. Wir langen kräftig zu, schaffen aber nicht alles. Der Wirt meldet sich: "Packt euch man den Rest als Wegzehrung ein, laufen macht Hunger"! Wir sind begeistert von seinem Angebot, diese Einstellung des Wirtes ist nicht häufig an zu treffen, das ist noch echte Gastronomie! Ein Brötchen mit Leberwurst nehme ich mir mit. Achim packt sich etwas Anderes ein. Schade keine Rotwurst dabei, unsere ist inzwischen aufgegessen. Das Auto stellen wir wieder auf dem Parkplatz an der Straße vor dem Ort ab. Kleingeld für die Fahrkarte ist dabei, so dass der Kauf am Automaten keine Schwierigkeiten macht. Der Schaffner kommt zur Kontrolle, ich beobachte die Schiffe auf dem Rhein und schon hält der Zug in Lorch. Am Gästehaus Rößler wird schon die Straße gefegt. Freundlich werden wir von der Straßen fegenden Dame begrüßt, mit aufmunternden Worten auf den Weg gebracht. Etwas schlechtes Gewissen macht sich bemerkbar, beim nächsten Mal kehren wir bei ihr ein, trotzt der Gleise neben der Haustür. Der Nepomuk auf der Wisperbrücke lächelt uns zu, oder liegt das an meiner Brille ? Wandern im Hohlweg steil aufwärts, der Weg knickt rechts ab, führt etwas zurück um auf schmaler Brücke den Hohlweg zu queren. Ein Hinweis auf einen bei Nässe schwierigen Klettersteig bringt uns nicht aus dem Schritt. Bald haben wir den alten Lorcher Wachturm den "Nollig" erreicht. Der Weg bis hier oben ist herrlich, in der Zeit der Blüte muss er bezaubernd sein. Viele Samenstängel weisen auf eine reichhaltige Flora, jetzt treibt die "Stinkende Nieswurz" ihre grünlichen Blütenstiele durch das trockene Laub. So in der freien Natur, in so großer Anzahl, sind sie neu für mich.Die andere Rheinseite liegt im Sonnenschein, die Rebhänge der Hügel bis hinter Bacharach leuchten. Lorchausen liegt unter uns, weit führt der Weg ins Betzbachtal an der Clemenskapelle vorbei zur "Wirbeley" einem Aussichtspunkt mit Rastplatz gegenüber von Bacharach. Machen Pause, genießen Blick, Wetter und Essen und Trinken. Tafeln weisen auf die Naturschutzgebiete "Engweger Kopf" und "Scheibigkopf" hin. Aussichtsreich geht es weiter um dann ins Niedertal abzusteigen. Hier verläuft die Grenze Hessen--Rheinland-Pfalz mit Grenztor, Fahne und Grenzbuch. Ein lustiger Zeitgenosse hat das alles angelegt. Achim trägt unseren Grenzübertritt mit Datum, Zeit, Wanderziel und Namen ein. Auf feuchten, dann mit Laub verdeckten, fast unsichtbaren Aufstieg durch Buchenwald geht es nun in Rheinland-Pfalz weiter.Nach schönem Blicken auf die Burg Pfalzgrafenstein schwenkt der Rheinsteig ins Schenkenbachtal wieder weg vom Rhein. Danach ein sehr schöner Ausblick auf die Pfalz, der Engelsburg, der Rheininseln Kauber Werth und Bacharer Werth der Burg Stahleck und natürlich Bacharach. Viele Schiffe sind in diesem Abschnitt auf Berg- und Talfahrt. Es ist interessant ihren Ãœberholmanövern und den Begegnungen zuzuschauen.Drei aufgelassene Gruben weisen auf vergangenen Bergbau hin. Die Natur hat mit seiner biologischen Dynamik viel überwachsen, so dass die vergangenen landschaftlichen Eingriffe sich nicht mehr störend bemerkbar machen. Burg Gutenfels baut sich unerwartet vor uns auf. Gut erhalten wird sie als gastronomischer Betrieb des gehobenen Standart geführt, nur wer angemeldet wird vom Burgherrn eingelassen. Wir sind nicht angemeldet, so lernt der Burgherr uns also nicht kennen. Unser Auto ist auf dem Parkplatz von hier oben gut zu erkennen, es ist treu, wartet um mit uns die Heimreise an zu treten. Diese Rheinsteigetappe ist ein Höhepunkt unserer sechs Tagestour und ich werde sie im Sommer mit Rita, meiner Liebe, unbedingt noch einmal Ganztags abwandern. Im Urania Verlag ist ein kleines Buch: Die schönsten Exkursionen: Botanische Wanderungen in Hessen erschienen. In  der Wanderung 15, ist diese Wanderung enthalten.  In Kaub sind wir auf der Suche nach einem Cafe, möchten noch vor unserer Heimfahrt bei Kaffee und Kuchen die Reise noch einmal ablaufen lassen. Kein Cafe zu finden und der Bäckerladen mit Stehcafe hat noch Mittag! "Auf unserer Heimreise über Lorch durch das Wispertal finden wir bestimmt eine Einkehr" tröste ich Achim, den der hat noch richtige Arbeit vor sich; mindestens vier Stunden Autofahrt. Ich kann mich dabei ja weitgehend ausruhen. Im Rheintal noch Sonnenschein, im Wispertal ziehen die Nebel von den Bergen. Ein Gasthaus rechts der Straße bietet selbstgebackenen Kuchen, wir kehren ein. Speisende Gäste, verlockender Bratenduft, wir schwanken zwischen Mahlzeit und Kaffee. "Essen macht müde, das können wir nicht gebrauchen Achim, wir bleiben beim Kaffee, ist noch eine weite Reise und der Tag ist schnell zu Ende"! "Zwei Kännchen Kaffee und ein Stück für jeden" bestellt Achim. Der Kaffee ist gut, der Kuchen aus dem Eisschrank, nichts tolles, liegt kalt im Magen. Draußen beginnt es leicht zu regnen. Hoffentlich bleibt es auf der Autobahn trocken. Auf der Höhe des Taunus sind die Straßen wieder trocken, doch dunkle Wolken am Himmel, nichts mit Sonne wie auf unserer Anreise. Ab Ober-Mörlen auf der A5, ziemlich voll, wie erwartet, doch zügig geht’s auf trockener Straße nach Norden. Der Abend bringt Regen, Gischt, schlechte Sicht, das Fahren anstrengend. Die LKW ziehen auf der rechten Fahrspur hintereinander her, Achim fährt vorsichtig, den Sicherheitsabstand zum Vordermann einhaltend. Wird der Abstand einmal etwas größer zieht sofort ein LKW vor uns in die Lücke, Wasserkaskaden auf uns werfend. Dann wieder kurzer Stopp, die Warnlichter der Fahrzeuge vor uns blinken. Langsam geht es weiter, Fahrbahnverengung, Schrittgeschwindigkeit wechselt mit freien Abschnitten an denen schnelle Wagen an uns vorbeiziehen. Die Fahrer müssen über die Sehkraft von Greifvögeln verfügen, oder alle Junggesellen sein. Wieder Stau auf drei Fahrspuren, wir sind in der Mittleren. Rechts fahren die LKW vorbei, dann die fährt die linke Seite, unsere Spur steht; dann wir, überholen alle, müssen wieder warten. Das Spiel wiederholt sich. Springer wechseln auf die andere Spur, werden jedoch bald von der Verlassenen überholt, wechseln wieder. Achim ist sauer, will runter von der Autobahn, irgendwo ein Zimmer suchen, Morgen weiterfahren. Ich halte ihn davon ab, habe ein schlechtes Gewissen sitze einfach nur daneben, aber keineswegs entspannt, passe mit auf soweit das möglich ist. Bitte Achim auf der Seite der LKW zu bleiben, die wollen auch nach Hause und bei diesem hin und her Gezottele wird bestimmt kein LKW-Fahrer einschlafen und uns auf den Vorderen schieben. Gedanken hat man! Wir kommen gut nach Hause, war eine anstrengende lange Reise, ohne ordentliche Pause, besonders für Achim. Es ist doch wohl nichts, am Morgen zu wandern und dann noch so eine lange Heimreise am Freitag in die Nacht hinein. Auf jeden Fall nichts mehr für uns im etwas fortgeschrittenen Alter. So schön das ist, ein Auto dabei zu haben, mit leichtem Gepäck zu wandern, eine An- und Abreise mit Bus und Bahn, Tageswanderungen mit vollem Rucksack sind doch für mich das bessere  Wandern. Ein besonderer Reiz liegt auch in der Unwissenheit wo man am Abend sein Bett findet; jeden Tag ein neues kleines Abendteuer zum Abend.Wie auch immer! Achim wir ziehen wieder los als Paar auf Zeit!  Du die Kasse und ich weise dir den Weg. Wir beide, die fasst perfekte Partnerschaft! Der Rheinsteig hat noch ein paar Etappen und auch sonst ist in  Deutschland noch mancher geheimnisvoller unbekannter  Weg von uns zu entdecken. Ãœbrigens wird die Elsbeere im Handwerk als "Schweizer Birnbaum" gehandelt.

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