Fünfter Tag Rheinsteig 4. 11. 2010
Das Auto parken wir am Bahndamm Ortseingang Lorch. Assmannshausen ist das Wanderziel. Auf der Wisperbrücke mit dem Nepomuk hat sich ein LKW festgefahren, hat die rechtwinkelige Kurve in das Wispertal nicht ganz geschafft, hat nun Probleme wieder flott zu kommen. Steil führt uns die Straße aus dem Dorf in die Weinberge. Immer neue Ausblicke. Trockenmauern, alte und neuere gemauerte Stützwände links des Weges. Hinweistafel auf den "Flaschenhals" ein Gebiet, von den Siegermächten im Ersten Weltkrieg irgendwie vergessen und drei Jahre ein Freistaat mit eigenem Pass, erinnert mich an unseren Freistaat Romkerhall im Okertal. Heute wird versucht mit den ortsbezogen Produkten diesen Vorgang wirtschaftlich zu nutzen. Am Bächergrund, einem weiten Tal-Bogen, weg vom Rhein, finde ich herbstlich-rot gefärbte Blätter der Elsbeere. Achim kennt weder das Blatt noch den Baum, noch sein wertvolles, früher sehr begehrtes, harte, schwere, wertvolle, für Spezialzwecke verwendete, teure Holz. Die Elsbeere braucht warme, trockene Hänge auf Kalk, darum ist sie hier überall anzutreffen Im Herbst färbt sich ihr Blatt leuchtend rot-gelb, darum wird sie auch viel als Zier- und Parkbaum gepflanzt. Das Blatt ist sicher durch die beiden spitzen Blattlappen am Stielansatz zu erkennen. Ein anders Blatt, drei eiförmige ganzrandige Blattlappen mit dünnem Stiel, kenne ich nicht. Auf einer Tafel wird auf Felsahorn hingewiesen der jetzt im Herbst mit seinen leuchtend gelben Blättern auffällig wird. Sehe nichts besonderes Gelbes leuchten, bestimmt liegen die Felsahornblätter hier vor mir auf der Erde. Entfernte Ähnlichkeit mit Ahorn ist ja vorhanden. Zuhause bestimme ich an Hand eines mitgenommenen Blattes, den Felsahorn als " Acer monspessulanum" den Französischen Ahorn, der am Mittelmeer seine Heimat hat und bei uns nur im Weinbauklima vorkommt.
Auf herrlichen Panoramaweg mit immer sich ändernden Blick auf die Rheinburgen zieht der Rheinsteig hoch über den großen Strom am, "Drei Burgen Blick", "Paul Claus Hütte", Bacharacher Kopf und Eckersteinkopf vorbei, mit kurzem steilen Abstieg, nach Assmannshausen.
Wollten noch in der Alten Bauernschänke einkehren, doch erst einmal zum Bahnhof, den wer weiß wann uns ein Zug nach Lorch zum Auto zurück bringt!
Der Fahrkartenautomat macht etwas Stress, nicht genug Kleingeld, doch er nimmt auch Scheine. So um die halbe Stunde warten wir auf den Zug. Der Bahnhof ist vernachlässigt, die Bahnhofsuhr dreht sich nicht mehr, die zersprungene Zifferblattscheibe mit Klebeband zusammen geklebt. Ein Hinweis auf den Zugverkehr Rheinab ist nicht vorhanden. Eine Lautsprecherstimme macht auf durchfahrende Züge aufmerksam, rät zur Vorsicht. Doch gibt es Züge, die ohne Ankündigung vorbei rauschen. Die Lautsprecherstimme macht bestimmt Toilettenpause oder hat sonst anderswo wichtige Aufgaben übernommen. Egal, unser Zug kommt und hält. In knapp 10 Min. ist Lorch erreicht. Wir wollen hier übernachten.
Der Bahnhof der Stadt Lorch liegt etwas außerhalb, auf dem Weg zur Stadt liegt das Weingut und Gästehaus Rößler, direkt an der Bahn. Schon Betrieb im Ausschank! Die nächtlichen Güterzüge schrecken uns, laufen weiter zur Stadt, finden hier nichts anderes, keine weitere Übernachtung in etwas Bahnferne möglich. Achim spricht eine Dame an, fragt noch einmal nach. "Nein, hier gibt es nichts weiteres, höchstens ganz am Ortsende da ist noch ein Hotel, bei Rößler ist es aber gut, hat sogar neue Zimmer angebaut, kehrt man da ein". "Aber die Güterzüge"? "Nachts fahren doch nicht so viele, ist schon gut bei Rößler, ihr werdet schon gut schlafen". Sie fährt ganz auf Rößler ab; wäre bestimmt traurig, wenn sie wüsste, dass wir nicht dort eingekehrt sind.
"Fahren wir nach Kaub, da finden wir bestimmt etwas" sage ich zu Achim. Auf dem ersten Parkplatz in Kaub an der 42 am Bahndamm lassen wir das Auto stehen. Durch einen niedrigen kurzen Tunnel betreten wir die Stadt. Ein Hotel "Garni" wirbt, liegt ein wenig im Hintergrund. Wir sprechen vor. Eine aufgeputzte Dame öffnet nach dem Klingeln. "Ein Zimmer für eine Nacht, gern, treten sie ein!". Wir werden in ein niedliches Büro gebeten "Ein Zimmer für eine Nacht“? "Bitte, mit Frühstück und bitte wo können wir noch zu Abend essen"? "Das Frühstück ist im Preis enthalten, Essen können sie im Ort, ich weiß aber nicht welche Gaststätte geöffnet hat, um diese Jahreszeit haben viele schon geschlossen, sie werden schon etwas finden. Das Zimmer kostet für eine Nacht einhundertzehn Euro, sie müssen sich hier bitte eintragen". "Das ist aber hoch im Preis, gibt es nichts Preiswerteres"? "Dies ist hier ein Drei Sterne Haus, der Preis ist völlig in Ordnung, wenn sie aufs Zimmer gehen schlüpfen sie in diese Pantoffel, mit den Wanderschuhen können sie nicht auf das Zimmer, die bleiben hier unten". Mit diesen Worten weist sie auf einen Packen Hausschuhe hin, die auf dem Flur aufeinander liegen. "Ja, aber" sage ich völlig verdattert, Achim hat eine ablehnende Haltung eingenommen. "Aber mit dem Essen, das müssen wir erst noch abklären, es nützt uns nichts, wenn wir hier teuer Schlafen und Hungern, nein, das muss erst noch geklärt werden. Wenn wir die Einkehr gefunden haben kommen wir wieder"! "Das Deutsche Haus hat bestimmt geöffnet, sie können ruhig Einschecken"! Sie will uns doch halten. Wir wollen aber nicht mehr, stolpern vor die Tür. "Haste so etwas schon mal erlebt" sagt Achim. "Wer an solche Frau gerät, der --".
Das Deutsche Haus, Hotel und Restaurante ist schnell gefunden, macht einen guten biederen Eindruck, hat ein Zimmer frei. 65 Euro für die Nacht mit Frühstück soll es kosten. Achim sieht es sich an, kommt zustimmend wieder. Der Dame endgültig entflohen!
Setzen das Auto um, Achim traut dem Parkplatz an der Straße nicht, vor allem in der Nacht.
Machen noch einen kleinen Weg durch die Stadt. Nicht viel los am Abend. Die Stadt zieht sich längs der Bahn, eng an das Flussufer gebaut hin. Unser Gasthaus liegt in der zweiten Hausreihe, etwas von den Gleisen abgeschirmt. Hoffentlich rauschen nicht so viele Güterzüge vorbei. Es ist schon beschlossene Sache, morgenfrüh mit dem Zug nach Lorch zurück zu fahren und von da nach Kaub zu wandern. Der Zug fährt günstig gegen Neun, Frühstück ab halb Acht. Passt alles. Für die 16 km planen wir ca. fünf Stunden Zeit ein. Um Zwei Uhr sind wir dann wieder in Kaub und können dann noch fast bei Tageslicht nach Harzburg zurück fahren, so ist unser Plan für Freitag unserem letzten Wandertag.
Mit zwei Glas Spätburgunder aus hiesigem Anbau beim deftigen Abendbrot, Gesprächen mit dem Wirt geht der Tag zu Ende.
Nehmen noch eine Flasche Spätburgunder mit aufs Zimmer, ein Fernseh- Schlummertrunk.
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