Zu Elft reisen wir an.
Etwas weit ist es schon, dieses einmalige Wandergebiet aufzusuchen. Gute 100km sind von Bad Harzburg zu fahren um die Stelle zu erreichen wo die Wipper ihren Durchbruch in die Hainleite gewaschen hat. Aber wenn wir angekommen sind ist die lange Anfahrt schon fast vergessen, wobei auch diese einen besonderen Reiz und Scharm aufweist. Hinter Seega auf einen Waldparkplatz lassen wir die Fahrzeuge stehen und erklimmen den Kohnstein. Dabei finden wir schon das Bleiche Waldvögelein, das Sanikel, Türkenbund, Haselwurz, Blaurote Steinsame und junge Elsbeeren; den Baum des Jahres 2011. Auf der Höhe angekommen wenden wir uns nach rechts zur Aussicht. Ein Panoramablick ins Wippertal an seiner wohl engsten Stelle ist der Aufstiegslohn. Eine außergewöhnliche Flora um uns.
Als erstes fällt uns ein feinfiedriges Grün ins Auge, ein wenig bläulich schimmernd und damit beginnen schon Bestimmungsprobleme, ist es nun der Pferde- Sesel oder der Steppen-Sesel? Einer von beiden wird es schon sein! Nicht ganz einfach. Doch den eingestreuten Blauen Lattich, das Mittlere Leinblatt, die Astlose Graslilie, die Blätter der Wiesenraute, der Kleine Wiesenknopf blüht, der Aufrechte Ziest in blassgelb. Wolliger Schneeball, Hartriegel und Federgras begleiten uns auf dem schmalen Pfad, der sich am Hang, oberhalb des Flusses hinzieht. Auf und ab, doch immer auf halber Höhe bleibend finden wir bald weitere, schon erblühte Bleiche Waldvögelein. Erstes Purpur-Knabenkraut taucht unter den Büschen auf. Auf kleinen Freiflächen der Fliegenragwurz und die Hexenbesen der Küchenschelle, das zierliche Grün mit Früchten des Frühlings-Adonisröschen und blühender Rauhaariger Aland. Auf einer größeren Wiesenfläche taucht das Brand-Knabenkraut, viele Exemplare des Purpur- Knabenkrauts, Helm-Knabenkraut und einzeln die Waldhyazinthe auf; dazwischen leuchten silberfarben die Hexenbesen der Küchenschelle.
Bläulinge umflattern uns, finden sie hier am sonnigen, trockenen Hang doch beste Lebensbedingungen. Zahlreiche Vögel singen.
Leider hat die diesjährige Trockenheit und wohl auch der harte Spätfrost die Vegetation auf den freien Flächen arg in Mitleidenschaft gezogen, viele Orchideen haben gelbe Blätter und einen verhaltenen Wuchs, sind klein geblieben von der Trockenheit, teilweise hat der Frost die Blüten zerstört. Doch an den Randlagen und unter den Sträuchern finden sich auch farbenprächtige große Pflanzen. Das Große Windröschen ist im abblühen.
Die weite Wiesenfläche, die wir dann erreichen, beschert uns das Dreizähnige Knabenkraut, das kommt hier an der Wipper gemeinsam mit dem Brand Knabenkraut vor; dieses Gemeinsame soll einmalig in Thüringen sein.
Ein Wunderbeutel wird von einigen Mitwanderern aufgetan, so eine reiche Blütenpracht war nun doch nicht erwartet worden. Begeisterung überall!
Pause auf den Mühlberg. Eine einsame Spinnenragwurz wird entdeckt, die Bienenragwurz versteckt sich.
Auf dem Weg zum Jakobsborn, eine Quelle die schon einmal bessere Tage gesehen hat, an der Pflaumenallee schaut uns dunkel, zurückhaltend die Hundszunge an. Nicht weit daneben leuchtet strahlend dunkelblau der Genfer Günsel, ein Stückchen weiter ein einsamer Sommer-Adonis. Im Luzernefeld rechts von uns, am Abzweig zum Born, dann ein Wundern über eine Gruppe von Sommer-Adonis, rot mit schwarze Mitte in der sich ein paar mit gelber Blütenfarbe mischen. Für manchen ein Ersterlebnis!
Der Weg ist fast zugewachsen, die großen Blätter der Klette schaben an nackten Beinen. Ein alter Baumstamm ist von vorjährigen Ranken des Hopfens überzogen. Neue Triebe überwachsen die trockenen. Das Blatt des Hopfens ist rau und kann auf der Haut Juckreiz auslösen.
Gräser reichen bis an die Oberschenkel. Angst vor Zecken bestimmt das Gespräch!
Geschnittene Weißdornbüsche täuschen kleine Bäume vor, noch vereinzelte duftende Blüten.
Rastplatz mit kleinen Schnapsflaschen; alle leer. Nach dem sie ausgetrunken waren sind sie für den Trinker wohl zu schwer geworden. Volle Flaschen tragen sich leichter, vor allen von "Flaschen"!
Das Zweiblatt was am linken Wegrand blüht wird quatschend übersehen, umdrehen will keiner.
Oberhalb des Feuergrundes bei den beiden geschneitelten Linden eine lehnenlose viersitzige Bank. Pause mit Blick auf Wipper und Günserode. Die gelaufene Strecke und die noch zu wandernde vor Augen.
Mein Apfel ist mol, verschwindet im Gebüsch, findet bestimmt noch einen Verwerter.
Am Wipperufer, unter blühenden Rosskastanien bis zur alten, gesperrten Brücke, rechts den Weg mit Wiesensalbei bewachsenen Böschung hoch, ein abzweigender Pfad leitet uns auf eine kleine Wiese mit Esparsette, die gerade erst Farbe zeigt, Natürlich immer wieder Orchideen in den Säumen. Die Rote Schwarzwurzel blüht abseits vom Wege und weil sie ihre Schönheit nur am Morgen darbietet lassen wir sie heute rechts liegen.
Ãœber die Schwedenschanze erreichen wir wieder den Kohnstein und schnell haben wir wieder unseren Parkplatz erreicht.
Wir haben noch Zeit. Beim Vorschlag in Göllingen den Klosterturm oder noch den Frauenschuh aufzusuchen, der aber eine weitere halbe Stunde Fußmarsch erfordert, siegt zu 100% der Frauenschuh.
Der Wunderbeutel wird noch einmal geöffnet, in der feien Landschaft das Besondere, nur von Bildern den meisten Begleitern bekannt. Nun die Pracht vor Augen.
Die Begeisterung wird dann etwas getrübt durch einen hinzukommenden älteren Herrn, der uns Bewunderer so richtig saftig anmault. Ein Tollpatsch von uns hatte auch einen blütenlosen Stängel den Frauenschuh schief getreten, unbeabsichtigt zwar, doch gerade stand er nicht mehr. Es stellte sich heraus dass er dieses Gebiet seit sehr langer Zeit überwacht und der Bestand über die Jahre immer kleiner geworden ist. Um die Art hier zu erhalten wacht er mit Argusaugen über sein kleines Reich und wünschte uns, wenigstens zu Beginn unseres Treffens in die heißeste und finsterste Hölle.
Um seinen Frauenschuhbestand zu mehren löst er den Schuh, der als Kesselfalle dient und nur von bestimmten Insekten aufgesucht werden kann, ab. Er legt die Geschlechtsorgane frei, macht sie für in der Natur nicht vorgesehenen Bestäubern, Insekten die nicht in die Falle des Frauenschuh tappen würden, zugänglich. Das hat wohl auch Erfolg, den er berichtet von einem 100% Fruchtansatz.
Er macht sich, wenn ich das auf meine Art so sagen darf, zum Puffvater. Alles gut gemeint, doch könnte es nicht auch sein dass durch diese Maßname etwas in den Frauenschuherbmasse verändert wird und dadurch Fehlentwicklungen auftreten?
Überall dort wo der Mensch den Schöpfer spielen will treten meist Defekte auf.
Nicht umsonst macht der Frauenschuh mit seiner Kesselfalle nur wenigen Partnern die Freude.
Vielleicht liegt ja auch mein Gedanke völlig im Mist! Ich gebrauche nicht das andere Wort!
Ich wünsche dem Herrn, von dem wir dann auch ganz versöhnlich schieden, viel Erfolg bei seinen Bemühungen diesem Bestand eine dauerhafte Zukunft zu geben.
Alle Hochachtung für ein solches andauerndes, immer wieder von Besuchern gestörten, Engagement!
Der Mitmensch braucht auch Erlebnisse die sein Herz öffnen, ihm Freude bereiten und über diese das Gute weiter tragen.
In diesem Sinne: Habt Freude an der Arbeit. Das Schöne liegt vor uns, sehen wir es.
Zum Wipperdurchbruch:
B 4 Hohegeiß - Nordhausen - Sondershausen .
Am Ortseingang Sondershausen im Kreisel geradeaus in Richtung Bad Frankenhausen.
( die Wipper fließt rechts neben der Straße, Schloß und Kirche dahinter)
Hinter Berka rechts ab. Hachelbich - Göllingen - Seega.
In Seega scharfe Rechtskurve mit altem auffallenden kleinem Industriegebäude.
Hinter dem Ort abbiegen in den erste Feldweg links, - das links der Straße begleitende Gebüsch endet – Achtung der Feldweg taucht urplötzlich auf!
Ca. nach 300m Picknickstelle mit kleinem Parkplatz und Treff!!
Wenn die Wipper links der Straße fliest, ist der Feldweg verpasst!
Weitere Info finden Sie unter dem Link