WillkommenWanderungenWanderstreckenGasthäuserServiceKontakt

Feuerkäfer

Traubenholunder

Milzkraut

Hungerblümchen

Frühlings-Fingerkraut

Frühlings-Fingerkraut

Glockensteine

Glockensteine

Traubenholunder

Platz an der Sonne

Hinweis

Goldbörnchen

Quelle im Bach

Haltestelle

Schützenmühle

Ebersburg

Eichfelderpforte

Hohnstein

Frühlings-Fingerkraut

Steigerthal  

Glockensteine

2012.04.24.  Steigerthal

Bei uns, am Nordharzrand, blüht der Raps. Die Kirschen, die Schlehen, die Kirschpflaumen blühen. Ein Teil der Schlehen hat unter den tiefen Nachttemperaturen gelitten. Ihr strahlendes Weiß ist ins gräuliche umgeschlagen. Auch ein paar frühe Kirschen haben das Gleiche erfahren müssen. Der weiße leuchtende Blütenglanz ist schon verloren gegangen.
Felsenbirne und Traubenkirsche öffnen ihre Blütenrispen. Die Rosskastanien recken ihre Blühkerzen in den Himmel, noch sind sie geschlossen, nur die vorwitzigen haben schon dicke Knospen.
Auf den Wiesen des Langenberges bei Schlewecke, des Ziegenberges und des Augstberges links und rechts von Benzingerode und auf dem Wiesenhang am Krähenholz kurz vor Vienenburg blühen die Wiesen-Schlüsselblumen mehr oder weniger üppig.  
Ungeduld treibt mich, ich möchte das blühen des Blassen-Knabenkrautes (Orchis pallens) am Singerberg nördlich von Steigerthal nicht verpassen.
Um 9 Uhr holen wir, Rita und ich, Kuno von Wernigerode ab zur Reise über den Harz  zu den doch bestimmt schon blühenden Orchis. Auf der Höhe des Harzes meldet sich der Frühling erst ganz sachte. Selbst die Vogelbeere öffnet erst zaghaft ihre Blattknospen. Erst auf dem Weg von Ilfeld nach Neustadt meldet sich der Frühling zurück. Doch noch nicht so kraftvoll wie bei uns. Die Vegetation ist hier noch nicht so weit wie bei uns. Der Raps ist noch grün, die Kirschen noch knospig.
Sollten etwa die Orchis noch nicht blühen? Mein Schulwissen: Durch die Goldene Aue zieht der Frühling in den Harz; wird doch stimmen?!
Vier, fünf Tage hinkt der Frühling in diesem Jahr hier hinterher.
Es kommt wie befürchtet, nichts blüht von den Orchideen, nicht eine einzige. Unter den Büschen zwei, drei eben schiebende Blütenschäfte, sonst alles nur grüne Rosetten.
Lange Gesichter. Die Himmelsschlüsselchen sind auch noch weiter zurück, fangen gerade erst an sich zaghaft zu öffnen.  Die weite Reise und nun diese Pleite!

Na, dann stempeln wir eben! Die Glockensteine haben eine neue Stempelstelle, in diesem Jahr her verlegt vom Steinbruch Schneckenberg - Harzgerode. Die 198 habe ich schon länger im Stempelheft , doch Kuno fehlt die 198 noch. Wir parken unser Auto bei der Bushaltestelle im Ort und wandern auf der Straße "Zu den Glockensteinen" zu den Glockensteinen. Aufwärts geht es mit prächtigem Blick zurück auf die Berge des Harzes. Auf der Kuppe, gleich links stehen sie die Glockensteine. Wer nun erwartet glockenförmige Steine zu sehen, den trifft die Enttäuschung. Ein Kreuzstein mit zwei niedrigeren Begleitern stehen am Ackerrand, versehen mit einer messerähnlichen Einritzung an der dem Acker zugewandten Seite.
Hübsch sind sie anzusehen; doch zeigen sie eine große menschliche Schwäche an. Neid , Missgunst und ein geknicktes Ego führten zu Mord und Todschlag.
Eine Tafel erklärt die Umstände die zu dieser verruchten Tat führten. Zum Gedenken daran sind die Steine errichtet worden.
Die Frühlings- Sternmiere (Stellaria holostea) rahmen einen der Steine malerisch in ihre weißen Blüten.
Der einzige Haken an der Stempelei ist dass das Stempelgummi fehlt. Rabauken haben es abgeschnitten. Ein bisschen trübt es den Stempelgedanken schon wenn statt des Stempeldrucks nur die Kastennummer ins Heftchen geschrieben werden kann. Rabauken! Stempelglücksvernichter zur Hölle mit euch!

Im Süden erstreckt sich die Helme-Aue, dahinter, etwas geduckt, die Windleite, mit dem Straßenanstieg nach Sondershausen. Man sieht wie der Autoverkehr, ein LKW vorneweg in kurzen Abständen dahinter ein PKW hinter dem anderen, gleich einer windenden Schlange, die Windseite erklimmt und hinter der Kuppe verschwindet. Dahinter die Hainleite. Ein bewaldeter ebener Rücken, sich nach Osten im Dunst verlierend. Nach Westen plötzlich abrupt abfallend und mit dem etwa gleich hohen Bleicheroder Wald einen markanten Einschnitt bildend. Die Eichsfelder Pforte. Rechts daneben die Hasenburg. Es lohnt die Hasenburg zu besuchen, nicht nur wegen der Aussicht sondern die interessanten Flora ist allein einen Besuch wert.
Nun folgen wir dem Karstwanderweg, der hier verläuft. Bald zweigt er nach links Leimbach ab. Am Abzweig nach links ins Tal bleiben wir auf der Höhe und erreichen bald die Waldkante. Rechts breiten sich Felder aus hinter denen sich Leimbach in einer Senke versteckt. Nur der spitzer Kirchturm weist auf die Ortslage hin.
Links Buchenwald mit reichhaltigem Frühlingsflor. Buschwindröschen, Veilchen, ein paar gelbe Windröschen, die Blätter des Aronstabes, das Scharbockskraut, es verleugnet durch seine Blattform seine Zugehörigkeit zu den Hahnenfußgewächsen, die Sternmiere und die Samenstände des Huflattich mit wenigen verspäteten gelben Bütenköpfen prägen den besonnten Waldboden, wachsen weit in den Weg hinein. Dieser Weg ist ein richtiger Wiesenweg, mit kurzem weichen Gras bewachsen ist er weich und federnd im Tritt und bietet eine exzellente Aussicht über die Weite. Endet erst am Kamm der Hainleite. Vor uns taucht der Kyffhäuser auf. Der Fernsehturm des Kulpenberges, links außen das Kyffhäuser Denkmal mit der Burgruine. Ein prächtiges beeindruckendes Landschaftsbild. Die Orte vor der Windleite wie Uthleben, Heringen mit seinem nun weiß schimmernden großen Schloss, das rote Dach der Kirche von Auleben, es wird bald hinter den grünen Bäumen die es einschließen verschwinden, unsichtbar werden für den Wanderer auf diesem Wege. Hamma duckt sich ins Tal. Die Seen des Langen Rieth, die Kelbraer Talsperre als heller Strich im grün der Weite.
Ein kirschbewachsener Weg kommt von Leimbach hoch gezogen, er schmückt sich mit den ersten Weiß der Kirschblüten, ist mit blauem Andreaskreuz als Wanderweg gezeichnet, führt weiter ins Tal zur Oberen-Grasmühle. Ein kleiner leuchtend roter Käfer auf totem Holz, der Feuerkäfer, hat seine Fühler ausgestreckt, ist auf Insektenjagd.  
Auf kleinem Pfad wandern wir abwärts und sind im Nu vor dem geöffnetem Gasthaus.
Kuno schwärmt von Thüringer Rostbrätel. Wider aller Vernunft kehren wir ein, weil es nun einmal Mittag ist und die Wirtschaft so einladend geöffnet ist.
Rita fragt noch: "Müssen wir noch steil bergan?" "Nein nur den Krummbach nach Steigerthal folgen. Alles eben." "Na dann." Wir bestellen. Das Trinken kommt sofort auf die Brätel müssen wir und gedulden. Wir hören klopfen aus der Küche. Das Essen ist im Werden. Unsere Gespräche laufen durch das Jahr, streifen die Politik, das Ostwest Verhältnis, landen wieder beim Frühling, bei der Balkonkastenbepflanzung.
Kuno hat zwei Balkonkästen die er zum Sommer immer mit Geranien bepflanzt. Im letzten Jahr hat er kleine, billige Geranien für den einen aus dem Baumarkt , für den anderen Kasten größere aus einem Fachgeschäft gekauft und gepflanzt. "Und welche waren besser " fragt Rita. "Die Größeren haben  sich besser entwickelt, hatte mehr Freude daran, es lohnt sich schon ein paar Cent mehr auszugeben, die Freude des Sommers an den Geranien dauert länger" erwidert Kuno und ein Seufzer aus tiefsten Herzen bringt die absolute Wahrheit ans Licht: "Das Schönste was der Westen mir gebracht hat sind Hängegeranien und gesalzene Erdnüsse!"
Stille. Gedanken. Rita sagt:" Für mich war das Größte aus dem Osten die Soljanka!" Unser gemeinsames Lachen löscht nicht die Vergangenheit aus. Ungesagte, unbekannte Gedanken zeigen noch immer die innerdeutsche Grenze. Ich nenne sie so, obwohl ich weis das Kuno die Grenze zwischen zwei Deutschen Staaten meint.
Wir trinken mit Spezi, einer Mischung aus Cola und Fanta auf die gemeinsame Zukunft. Die Mischung macht's.
Drei zwiebelbedeckte Rostbrätel mit Bratkartoffel mit Salatbeilage Füllen unsere verbrauchten Kalorien wieder auf, nein setzen noch einpaar oben drauf! Kuno stöhnt vor dem vollen Teller. "Ob ich das schaffe?" Alle Teller werden leer gegessen; der Wirtin ein Kompliment gemacht, die Spezis ausgetrunken und weiter geht's dem Krummbach entgegen. "Bis Freitag brauche ich nichts mehr essen" sagt Kuno.
Der Krummbach ist die westliche Grenze des Alten Stolberg.Mitten drin im Stolberg liegt das Hotel Kalkhütte. Ein schöner ruhiger Aufenthalt wird hier geboten, kein Handy stört hier. Nicht senden, nichts zu empfangen.
Bei Uftrungen die bekannte Karsthöhle Heimkehle.
Verschiedene kleine Karstquellen speisen ihn. Das kleine Goldbörnchen bringt nur wenig Wasser. Die nächste bringt schon mehr. doch der größte Wasseraustritt ist mitten im Bach. Ein tiefer Quellsumpf hat sich hier gebildet. Die bachbegleitende Brunnenkresse, immer dunkelgrüne Bestände im schnellfließenden klaren,kalten Wasser bildend, ist hier gelb und mickerig. Ihre Wurzeln erreichen wohl nicht den Boden, können keine Nahrung aufnehmen und so leiden die Pflanzen im Quellenreich Hunger. Oberhalb ist das Bachbett trocken. Das Bett ist zwar vorhanden doch kein Wasser auf ca. 50m. Dann wieder Wasser im Bachbett doch es verschwindet im Berg. Ein Schluckloch. Eine Tafel erzählt dass das Wasser erst nach fast einer Stunde unten im Quellsumpf wieder zum Vorschein kommt! Bei der Fließgeschwindigkeit des Krummbaches im Bachbett würde das Wasser für die 50m vielleicht so 6-8 Minuten brauchen.
Welchen Umweg hat sich der Bach unterirdisch gesucht?
Anhydrit- Felsen ,rechts am Hang, leuchten weiß mit dunklen Steifen in der Sonne. Verschiedene Brocken sind raus gebrochen, liegen am Wegesrand. Heute bleiben sie alle liegen, keiner wird über den Rucksack den Weg in unseren Garten finden.
Stoßen wieder auf den Karstwanderweg, der hier in den Alten Stolberg eintritt und zur Kalkhütte führt. Der Stempedaer Marktweg zum Stein 100 zweigt ab. Wir jedoch wandern nach Steigerthal zum Auto-Parkplatz.
Ein wunderbarer Rundkurs findet sein Ende.
Da nun kein Stempel der Glockensteine unser Heftchen ziert und die Ebersburg über Hermannsacker auch neu auf genommen ist wird ein weiterer Anlauf gestartet. Bei der Sägemühle, einem hübschen Gasthaus parken wir.
Hier ist der Laden Montag und Dienstag geschossen; macht nichts, das Rostbrätel rumpelt und pumpelt ,wie die Steine beim bösen Wolf, im Magen. Im Anstieg zur Burg bringt uns die Esssünde ins Schnaufen. Ein voller Bauch studiert nicht gern heißt es immer, doch ein voller Bauch steigt auch nicht gern. Er möchte ruhen und nicht auf Burgen steigen.
Hier können wir nun die 100 in unser Stempelheft drücken. Der Stempelkasten ist erst vor kurzem von Rüdigsdorf nach hier verlegt worden. Der Ebersburg-Verein kümmert sich um das Burggelände. Viel rotes Flatterband verunziert die alte langsam abgängige Bausubstanz. Die Geländer sind teilweise zerstört. liegen umher. Getan muss etwas auf dem Gelände. Rotes Flatterband ist da fehl, Erhaltungs-Investitionen sind dringendst angesagt. Man wirbt für die Walpurgisnacht. Bringt der Stempelkasten die Wende zum Besseren? Wünschenswert wäre es.
Eine große Rosskastanie hat schon lange Blütenrispen, ein wenig Sonnenschein und Wärme und sie blüht. Wird bestimmt die Erste werden beim Wettlauf der Kastanien.
Auffällig beim Aufstieg sowie in die andere Richtung sind die vielen Horste der Vielblütigen Weißwurz (Polygonalem multiflorum). Ernüchternd und nachdenklich über den Erhaltungsaufwand und Zustand der Ebersburg schlendern wir ins Tal. Am kleinen Bächlein des Tales, das zum Krebsbach will, blüht das Wechselblättrige Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium). Es bringt uns zurück in den Frühling, vertreibt düstere Gedanken. Schöner Blick vom Parkplatz über das liebliche Krebsbachtal. Die Schützenmühle wirbt um Gäste. Ein wunderschöner Fleck zum Erholen, abseits der großen Straßen.
Einen Kaffee könnten wir ruhig noch trinken ist allgemeine Meinung.
Da hier die Sägemühle sich auf den Mittwoch vorbereitet, alles abgeschlossen ist und die Burg Hohnstein, oberhalb von Neustadt gelegen und noch dazu einen Stempelkasten besitzt wird dorthin gefahren. Eine mit Querrillen durchsetzte Waldstraße bringt uns bis auf den Burghof. Der Stempelkasten wird erst einmal ignoriert, alle Terrassen der Burgruine bestiegen. Fotografieren und wundern.
Ein wunderschöner Platz mit Fernsicht, über blühendes, grünes, hügeliges, strukturreiches Land. Die Terrassenstühle sind zusammen geklappt. Frischer Wind lässt die Burgfahne stramm stehen. Die Gaststube anheimelnd, fast einem Museum gleich, mit Dirndl bekleideter Burgfee als Bedienung. Trotzt unseres mehr als ausreichendem Mittagsmahl, bestellt selbst Kuno Nusskuchen. Was man so alles verdrücken kann wenn es gekonnt angeboten wird. Nur Rita begnügt sich mit einer Tasse Kaffee. Wir beide, Kuno und ich, verdrücken noch je ein Stückchen des Gehaltvollen mit Sahne.
Auch eine Lebensart, eine schöne und angenehme für den Augenblick!
Erst zum Schluss, beim zum Auto gehen, wird gestempelt. Denkste! Auch hier fehlt das Stempelgummi! Alles Strolche, die Stempelgummi - Jäger! Wieder rein ins Lokal.die Wirtin gefragt ob ein Ersatzstempel vorhanden ist. Ist keiner da. Ein Geschäftsstempel mit der Stempelkastennummer muss es tun.
Auf der Heimfahrt stehen wir dreimal vor der roten Ampel der Harzer Schmalspurbahn. Einmal am Bahnhof von Ilfeld, dann am Ortende und noch einmal am Gänseschnabel.
Trotz aller Widrigkeiten ein toller Tag.

                                            Otto Pake

Sie können den Bericht als pdf Datei ausdrucken!