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Schauener Holz

Zum Saßberg

Betonsreifenweg/Mittelberg

Schauener Holz

Saßberg vom Westen

Die Letzten

Kirschreihe

Unter Kirschen

Drosselfutter

Ilse bei Veckenstedt

Wehr vorm Rammelsbach

Wasserfall am Bad

Teich in Wasserleben

Winterwanderung... über den Saßberg 

Veckenstedt

Sonntagswanderung
2012.01.22. Winterwanderung von der Höhe 223,2 nordöstlich der Stapelburg über den Saßberg, Veckenstedt, Wasserleben,  Östliches Schauerner Holz.

Der Sonntagmorgen war grau. Der Harz von flatternden Wolken bedeckt, die der starke Wind vor sich her trieb und doch kein Ende hatten. Es war ungemütlich, nasskalt und regnerisch. Normal bleibt man im Haus bei dem Wetter! "Rita bestimmt kommt keiner der mit will"! "Da täuscht du dich, ein, zwei sind bestimmt da. Hast wohl keine Lust?“ "Nee, aber was soll’s, ich muss ja hin. Du kommst doch mit?" Meine Süße nickt.
Um 9.05 Uhr sind wir beim Pfennigpfeifer. Niemand zu sehen. Das Wetter bessert sich, der Regen hat auf gehört. Eine Dame kommt winkend angefahren. Fährt in die äußerste Ecke und zieht sich die Wanderschuhe an. Ich schaue zum Bahnhof ob da noch jemand steht oder mit dem Zug ankommt. Niemand! Drehe mich um. Eine Dame mit Hund, dessen Schnauzhaare weißlich glänzen, wollen mit. Eine Dritte lebhafte, schlanke, zierliche taucht auf. "Ich kenne sie, sie mich nicht, bin schon einmal mit ihnen gewandert. Sind das alle?" Ich betrachte die drei Grazien und frage: "Wollen wir los?" "Wir sind nun schon einmal so früh aufgestanden, sind hier und gehen auch. Oder etwa nicht? Ist eine Einkehr vorgesehen?"
Es ist also nichts mit sich davor drücken. Wanderer, vor allem meine Drei, sind hart im nehmen. Stelle meinen vorgesehenen Weg vor. Da keine der Damen die Strecke kennt findet sie auch gesamt Zustimmung. "Da können wir ja ein Auto nehmen!" " Dann muss der Hund aber hinten rein, ihr drei auf der Rückbank mit Hund. das ist zu eng." "Der Hund ist verwöhnt, der geht nicht nach hinten, da fahre ich lieber selber!"
So fahren wir hintereinander zum Ausgangpunkt unserer Wanderung.
Der Wind packt uns heftig, schiebt uns auf den Betonstreifenweg zur Höhe des Saßberges. . Eine alte, rund gewachsene Eiche drängelt sich in den Vordergrund. Prächtiger Sonnenschein lässt die Äcker grün erstrahlen. Rechts des Weges lockeres Gebüsch, links Wintergetreide, Raps zersetzt mit jede Menge Feldsteinen. Meine Wanderin aus Wolfenbüttel, die vorneweg geht, ist begeistert über die Formenvielfalt und Menge der Gesteine. Möchte am liebsten, besonders schöne, gleich in den Rucksack stecken. Ich rate ihr ab. Sind wir doch erst am Beginn unseres Weges. "Wenn du dich auf Steinsuche begibst und besonderes Glück hast, findest du vielleicht auch ein paar alte Artefakte von den hier am Saßberg geschlagenen Schlachten. Zwei sollen hier geschlagen worden sein. Die erste 479 zwischen Thüringern und Sachsen bei der 5000 Thüringer ihr Leben verloren haben sollen. Als Andenken an dieses Schlachten steht am Altenröder Friedhof in Darlingerode, am Rand einer alten Thingstätte, der Sachsenstein.
Und fast genau 300 Jahre später, 775  zog Karl der Große mit seinen Franken in seinen Sachsenkriegen hier gegen die Sachsen. Der Anführer dieser "Ostleute" könnte der ostfälische, altsächsische Stammesführer "Hessi" gewesen sein. Der zwischen Oker und Bode seinen größten Einfluss hatte und seinen alten Glauben an den Weltenbaum und Odin und Konsorten behalten wollte.
Sieben Jahre später diente  er unter Karl dem Großen mit neuem Titel als Graf im christlichen Glauben und damit besonderen  verbundenen Privilegien. So läuft das im Großen!
Auf der Höhe des Saßberges bietet sich ein besonderes Bild über die grünen Fluren des nördlichen Harzrandes mit den darin sanft eingebetteten Dörfern. Eingerahmt vom im Westen auslaufenden Großen Fallstein. Über Druiberg, Huy, Thekenberge, dem Hoppelberg, der steilen Kante des Regensteins, dem Blankenburger Schloss mit dem nach Osten verschwindenen Harz.
Vergebens sucht mein Blick den vor zwei Tagen hier gesichteten mittelgroßen Vogel, der schon auf weite Entfernung abhob und mit seinen schwarzen Flügelspitzen an den sonst reinweißen Schwingen ein ruhiges, erhabenes Flugbild bot, als wollte er sagen: "Du kannst mich mal!" In weiter Ferne, am Rand des Rapsackers, ging er ohne Hast nieder und stellte sich beobachtend auf. Mein Fernglas lag auf dem Bücherschrank! War es eine Trappe?
In Veckenstedt querten wir die Ilse um dem ausgeschilderten Radweg nach Wasserleben zu folgen. Alte Kirschen, in Reihe stehend, begleiten uns. In den vernachlässigten Gärten sind die Apfelbäume nicht geerntet. Die Äpfel liegen bestimmt in Zentnern darunter. Ein riesiger Wachholderdrosselschwarm fliegt auf, setzt sich schnarrend schimpfend in die der Ilse begleitenden hohen Erlen.
Auf schmaler Fußgängerbrücke queren wir wieder die Ilse. Für Trecker und sonstige Fahrzeuge folgt kurz dahinter eine noch benutzte Furt durch den Fluss. Hinter einem, nicht mehr genutztem Wehr, mit etwa 60cm Fall, mündet der Rammelsbach, nachdem er Ilseableitungen die noch durch den Ort fließen, aufgenommen hat, in die Ilse. Er kommt von Darlingerode geflossen und sein Wasser ist der süd-östlichste Zufluss über Ilse, Oker, Aller zur Weser. Die Wasserscheide zwischen Weser und Elbe verläuft bei Darlingerode.
Rechts der Ilse baut sich der alte Prallhang auf, der uns bis nach Wasserleben begleiten wird. Ab und an sieht man die Kalkbänke im Hang, die hier den Untergrund bilden.
Das hübsche Schwimmbad von Wasserleben bleibt rechts liegen. Das dabei liegende Wehr leitet noch immer einen Graben ab. Wird das Schwimmbad noch davon gespeist? Der unterliegende Teich bestimmt. Ein paar Stockenten schwimmen darauf umher, steigen auf die in seiner Mitte liegenden, kleinen Insel. Auf dem Ilsedamm laufen wir hinter den Gärten zum Henneberg Park. 1852 wurde der vom ehemaligen Gutspächter nach englischen Vorbild angelegt. Von den Sichtachsen, die solche Parks auszeichnen, ist allerdings nicht viel übrig geblieben. Hübsch mit den alten Bäumen ist er immer noch. Die Voliere mit Fasanen und Wellensittichen macht einen guten, gepflegten Eindruck. Zwei alte starke Schwarzpappeln hat der Sturm gefällt. Über mannshoch liegen die toten Stämme neben dem Rundweg.
Im Windschatten eines der gefallenen Riesen machen wir Pause. Der blaue Himmel ist verloren gegangen. Dunkelgraue Wolken haben sich vor die Sonne geschoben. Noch sind sie strukturiert, in unterschiedlichen Höhen, fasst bewegungslos erscheinend, über uns. Wird es sich halten? Bleiben wir trocken? Die Fragen die uns unausgesprochen bewegen. Wir sind am Wendepunkt unserer Wanderung. Nun geht es nach Süden, gegen den Wind durch die Felder. Regen währ nun wahrhaftig nicht ganz so pralle! Am Ortausgang, im Duft der Milchviehanlage, meldet eine Dame den ersten Tropfen. Im Windschatten hoher Pappeln rechts des asphaltierten  Weges, links ein abgeerntete Maisfeld, laufen wir die Mützen tief ins Gesicht gezogen. In den Feldsträuchern tobt tschilpend ein großer Trupp Spatzen Auch Wacholderdrosseln fühlen sich gestört, fliegen schnarrend vor uns her. Verschwinden in der Ferne. Rehe, mindestens 20, stehen im Raps nahe eines Kuselgeländes mitten im Feld. Äugen herüber, weisen uns ihr weißes Hinterteil zu und tauchen in einer Senke im Acker weg. Die Wolkenstrukturen sind in einen grauen Brei übergegangen. Der Regen wird stärker, der Weg schlechter. Zwischen matschigen Pfützen die Fahrspuren wechselnd, nimmt uns bald ein Wiesenweg, mit beidseitigen Gebüschen, in seinen Schutz. Auf der Höhe nur noch Wind, kein Regen. Die Sicht nach Norden auf unsere abgelaufene Strecke fasst im Sonnenschein. Ein kurzes Stück nach Westen auf der ebenen Kuppe zum Waldrand des Schauerner Holzes. Der Weg an dessen Ende unsere beiden Autos stehen ist erreicht. Noch 20 Min. und wir sind am Auto. "Wie weit war`s?" die Frage. "Na, 4 Stunden Weg; 3km die Stunde rechne ich immer mit Pausen, also 12km". "Das war mehr" die Erwiderung.
Eingekehrt sind wir in der Baude in Bad Harzburg. Einer Raucherkneipe mit guter Küche und freundlichen Wirten. Alle Damen werden gesprächig. Von der DDR und ihren auch schönen Seiten berichtet die lebhafte Zierliche, über die schwierige Suche nach einem passenden Arbeitsplatz, die Dame mit Hund, über Fahrradreisen und Steine die Wolfenbüttlerin und meine Süße meckert ein wenig als ich das zweite Bier trinke und ich ihr sage das sie nun das Auto fahren muss und ich sitze umher und höre allen zu. Besonders aber umsorgt wurde der Hund von Wirtin und Gästen. Beim Aufbruch steigt sogar eine fremde Dame von ihrem Barhocker und knuddelt den Hund, der leckt begeistert, wieder und immer wieder, ihr Gesicht mit seiner Schlabberzunge. Beide sind glücklich. Die Hundebesitzerin säufst aus vollen Herzen: "Alle wollen immer nur den Hund, mich will keiner!"
Sie wedelt ja auch nicht so begeistert mit dem Schwanz! Oder liegt dass noch an etwas Anderem?
Beim Umsteigen in ihr Auto beim Pfennigpfeifer zeigt mir die Steinsammlerin einen vom Acker mit geschleppten, abgerundeten Wackerstein von Kindskopfgröße.
So hat halt jeder eine andere Begeisterung.
Otto Pake

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