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Disco-Höhlenbilder

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Adonis - Halberstadt

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der Frühling kommt

Die Höhlen um Langenstein. 

Disco-Höhle

Einladung zur Wanderung!
am 03.04.2012

Kuno, ein Wanderfreund aus Wernigerode, hat eingeladen. Wir Rita und ich waren mit von der Partie. Nur ein kleiner Kreis traf sich auf dem neuen, kostenlosen Parkplatz hinter dem Bahnhof in Wernigerode. Mit Fahrgemeinschaft, drei Autos, ging es zum Parkplatz der Höhlen-Disco auf der Wilhelmshöhe bei Langenstein. Unser Führer vom "Langensteiner Höhlenwohnungen e.V." Herr Schwalbe wartete schon neben seinem Auto im frischen Frühlingswind. Eine rosa Schirmmütze leuchtete auf seinem Kopf, dokumentierte seine Führerschaft. Er begrüßte uns alle sehr freundlich und aufgeschossen. Alle waren Fremde für ihn, nur Kuno, unser Initiator, war ihm bekannt. Herzlich und wissend begann er gleich uns die Gegebenheiten unseres Standortes zu erklären:  Wir stehen hier auf geschichtsträchtigen Boden. Hier ließ der Bischof von Halberstadt einen Beobachtungsturm erbauen um die Straße zum Harz zu sichern und überwachen zu können. Es traten Konflikte mit den weltlichen Herren auf und der Turm durfte nur eine geringere Höhe, als vorgesehen, haben. Man einigte sich auf einen Sockel aus Stein in bestimmter Stärke und Höhe. Das Obergeschoss musste aus Holz errichtet werden. Hier auf den Hügel war die Rundumsicht grandios. Im Nord-Osten Halberstadt, weiter im Uhrzeiger: Die Spiegelsberge, Thekenberge, der Hoppelberg als markante Höhe, dahinter schaut der Regenstein vor, dann das Osterholz/Derenburg etwas weiter entfernt der Fallstein dann der langgestreckte Huy und schon tauchen die Türme Halberstadts wieder auf.
Im Süden erhebt sich im Hintergrund der mit Fichten bewaldete Harz mit seinem alles überragenden Brocken.
Einen guten Überwachungs- und Kontrollplatz hatte sich der Bischof hier ausgesucht. Eine windige Anhöhe. Die Turmbesatzung litt unter den ewigen Wind der über die Fläche strich. Unterkünfte durften nicht errichtet werden. Befehl von Oben. Also buddelten sich die Wachkameraden in die Erde. Waren vorm Wind geschützt und auf der Fläche war nur der Turm sichtbar. Der anstehende verhärtete Sandstein ließ sich relativ gut bearbeiten und Zeit hatten sie ja die Kameraden. So entstanden hier auf der Wihelmshöhe die ersten Höhlen. Irgendwann hatte der Turm seine Bedeutung verloren. Er verschwand. Die Höhlen blieben. Später wurde der weiße Sand, der hier ansteht, zum Einstreu in die Wohnungen genutzt. War der Sand im Wohnraum dreckig gelatscht kam er in den Garten und Neuer in die Stube. Ein gutes Geschäft entwickelte sich. Der weiße Sand war gefragt in weitester Umgebung. Selbst in den Küstenstädten findet man Sand aus Langenstein! Auch heute wird die Stube noch dreckig gelatscht und bringt dem Verursacher meist Ärger von der Hausfrau. Der Staubsauger wird dann angeworfen und die gute, mit den Stiefeln, gesammelte Erde kommt in die Tonne. Kosten laufen auf; früher wurde der Gartenboden damit verbessert!
Was soll`s. Die Höhle wuchs, wurde groß. Vielfältig genutzt von Landwirtschaft und anderen Unbekannten. Heute ist sie in Privatbesitz, wird als Höhlen-Disco genutzt. Noch Fragen? Gehen wir und schauen uns das an". So erklärte uns Schwalbe, natürlich mit seinen Worten, manchmal in sein Blatt schauend, auf dem polterigen Parkplatz im frischen Wind stehend, die Geschichte der Wilhelmshöhe. Handschuhe hatte ich schon angezogen. Die Buddelei in den Sandstein der Wachkameraden kann ich nun voll verstehen! Eine kleine vergangene Siedlung im Schutz des Hügels ist wüst geworden. Nichts davon mehr sichtbar.
Über eine Wiese, am Bauzaun vorbei ging`s nun in den Untergrund. Eine ziemlich hässliche schwarze Folienwand rechts von uns verhindert den Blick in den Garten eines sich in die Kuhle duckenden Wohnhauses, samt seines etwas verwilderten Gartens. Mir würde der "Schwarzefolienblick" die Freude hier zu wohnen nehmen. Links bahnt sich das neue Leben der Fallopia, der Sachalinknöterich ans Licht. Die abgestorbenen, letztjährigen Stängel überragen das Ganze. Toilettenhäuschen hinter schwarzer Folie. Ein schwarzes Eisentor mit geheimnisvollem Zeichen schließt die Höhle. Rechts, die Treppe hoch, der Eingang.
Und nun wird gestaunt. Über die Größe, die tragenden, herausgearbeiteten Säulen, dem betonierten Boden (ohne weißen Sand), Emporen, Abstiegen in andere tiefer liegende große Räume, Säle könnte man dazu sagen. Sehen sie sich das selber an, besuchen sie die Höhlen-Disco Halberstadt. Die Höhle ist gewaltig, zur Musik kann ich nichts sagen. Ein Erlebnis. Bestimmt!
Geheizt wird die Bude, die Höhle meine ich, auch. Mit Gas. Die Flaschen stehen draußen auf dem Wiesendach, die Püster in den Ecken der Höhlenräume. Heute schweigen sie. Es ist kalt und still um uns. Nur unsere Stimmen und die des Herrn Schwalbe, die der Fotoapparate verklingen im Sandstein. Lichtröhren erhellen schackerig die Räume. Zwei dicke Lichtsternenkugel geben einem Einsäulenraum den eben Nichttanzenden auch kein Licht. Hängen rum, warten auf ihren brillierenden Einsatz über den zur Disco tanzenden Gästen.
Beeindruckt kommen wir wieder ans Tageslicht. Halberstadt liegt im Sonnenschein. Frischgrüne Ackerflächen laufen darauf zu. Auf der B81 rollen LKW`s und PKW`s hintereinander her. Noch hier oben auf der Höhe hat sich ihr Ampelstau nicht aufgelöst. Dauernder Gegenverkehr!
Ein Sondierungsgespräch, wohin nun? In die Aue des Goldbachs geht es zum nächsten Treff.
Durch das nördliche Neubaugebiet Langenstein fahren wir, bis von rechts der Goldbach auftaucht. Staunen über die Schnellfahrerschikanen die zweimal die Straße, kurz hintereinander, verengen. Lachen über soviel finanziellen Einsatz, um sich als Anlieger selbst auszubremsen. Ein bisschen verrückt ist das schon.  Eine steile Sandsteinwand, davor Gebüsch links der Straße. Oben ein heller Hausgiebel. Am Goldbach parken wir. Herr Schwalbe nimmt wieder das Wort und erzählt uns eine Geschichte von einer hier im Berg ehemals produzierenden Kalkhütte.
In den letzten Kriegstagen, als die Amerikaner hier einrückten, hatten Familien mit ihren Kindern hier Schutz gesucht, noch geschockt von der Bombenvernichtung Halberstadts. Irgendein Umstand trieb einen kleinen Jungen ans Licht. Ein Amerikanischer Soldat erschrak so heftig das er den doch Wehrlosen, im Eifer eigener Angst, erschoss. Grausam kann es zu gehen.
Einen weiteren wichtigen Hinweis für uns Neugierige von Herrn Schwalbe: „Der Besuch dieser Höhle ist gefährlich! Steinbrocken können sich von der Decke lösen, herabstürzen, auf uns fallen. Und so’n Brocken ist schwer. Eine Mütze bringt da nicht viel. Das Betreten geschieht auf eigenes Risiko. Nicht trampeln, schreien, klatschen, herumspringen oder sonstiges was Schallwellen oder Erschütterungen verursacht, sollten vermieden werden. Werfen sie ruhig mal einen Blick nach oben zur Decke. Lockerrisse sind überall! Noch etwas, sauber ist es hier nicht, Müll liegt überall herum. Die Höhle ist zwar mit einem Eisentor gesichert, doch immer wieder wird das Schloss aufgebrochen, die Tür gewaltsam geöffnet. Die Höhle gehört den Grundbesitzern, die da oben ihr Häuschen gebaut haben! Sie mussten damals den unterliegenden Grund mit erwerben und sind womöglich haftbar wenn hier unten etwas passieren würde. Die dauernden Reparaturkosten des Höhleneingangs stoßen an ihre finanziellen Möglichkeiten. Also bleibt der Eingang offen. -- Nochmals, auf eigene Gefahr!
Links hinter dem Gebüsch der Eingang. Schutt liegt umher. Über alte Fahrradschläuche, Kabel, aufgeplatzten Papier- und Plastetüten,
der hier hier im"Osten“ gebräuchliche Ausdruck für Plastik. Immer denke ich dabei an das Werbespruchband über der Autobahn Richtung Berlin: "Plaste und Elaste aus Schkopau". Erinnerungen an die Reisen nach Berlin "West" auf der Geschwindigkeit limitierten Interzonenautobahn. Noch heute grinse ich über diesen Spruch. Weiß nicht warum. Einfach nur so, ohne Häme oder sonstige negativen Gedanken. Einfach nur so. Blöd! Wusste noch nicht einmal wo Schkopau lag. Noch blöder. Ist es die innere Unruhe, die Angst vor herabfallen Gestein oder warum kommt mir das mit der Plaste in den Sinn?
Das Tor in die Unterwelt ist offen. Alte Motorradhelme liegen herum, alte Eimer. Sollte man die aufsetzen, sein Haupt damit schützen; ein Hinweis höherer Warten?
Ich fotografiere ein bisschen umher, bin fasst der Letzte in der Besucherreihe. Gewaltig hoch die erste Halle. Ein mächtiger Stützpfeiler, dahinter Tageslicht. Ein Teil der Höhle ist vor längerer Zeit verbrochen. Bäume wachsen schon auf der Einsturzhalde. Unsere Gruppe stolpert über von Oben heruntergefallenes Gestein und eingeschleppten Müll. Beeindruckend die ganze Szene. Skeptisch streift mein Blick die Decke. Überall Risse. Bleib hier, geh nicht weiter flüstert die Vorsicht mir ins Herz. Verdammt habe ich eine ängstliche Seele! Die Mitbesucher dringen weiter vor. Über Versturzhang in den nächsten Raum. Rita, meine Neugierige, mit vorneweg. Ich schlurfe, mit Sorge die Decke im Auge behaltend hinterher. Merke die absolute Unbesorgtheit der Anderen. Herr Schwalbe erklärt. Länge und Ausdehnung. Ich höre zu, doch aufnehmen kann ich nur wenig. Die Deckenrisse sausen mir durch den Kopf, blockieren die Aufnahme des von Herrn Schwalbe Vorgetragenen. Bis zur Bahnlinie und noch weiter geht der Gang, doch nun zugemauert. Gott sei Dank, sonst würden die Neugierigen noch weiter eindringen. Zurück zum Ausgang, wird schon gut gehen. Keiner schreit oder tanzt, achten die auch auf die Decke? Dann rauscht es in der Ferne. Ein Zug fährt nach oder kommt von Halberstadt. Für mich fährt der nicht, er donnert über mich hin. Alles vibriert, wackelt. Kommt was von oben? Nein, alles hält. Wie lange noch? Bis zum Nächsten, oder einen weiter? Über dem Eingang, jetzt der Ausgang liegen zwei mächtige, lose Sandsteinblöcke, bestimmt bereit den nächsten Ungläubigen oder sonst einen Unbedarften zu erschlagen. Gut das mein Engel die Flügel über mich und die Anderen gehalten hat. Nein bestimmt waren hier mehrere der Geflügelten im Stresseinsatz!
Froh war ich als nur noch der Himmel auf mein Haupt fallen konnte.
Draußen neue Lagebesprechung. Wollen wir erst zu den Adonisröschen oder erst das Schwalbeprogramm beenden? Die Adonis zum Schluss, schlage ich vor. Wird so auch hingenommen.
Oben auf dem Discoparkplatz hatte Kuno den Besuch der Adonis bei Herrn Schwalbe schon einmal angesprochen. Gleich ging der Naturschützer mit ihm durch. Er schimpfte fürchterlich auf einem mit GS Nummer, der dort gleich nach der Wende beim Ausbuddeln der Pflanzen beobachtet wurde. Alle GS Nummern sind ab da für ihn potenzielle Adonisräuber. Er erschrak als er mein GS am Auto sah. Ich hoffe dieses Urteil hat er nun in einer Höhlenecke vergraben! Schwarze Schafe gibt es auch unter HZ, WR, HBS oder QLB.
Wir trafen uns wieder auf den Schäferberg bei den von ihm und seiner Frau betreuten
Höhlenwohnungen. Wieder reichliche Erklärungen von ihm. Doch das muss man selbst erleben, das kann ich nicht so gut rüberbringen. Herr und Frau Schwalbe gehen auf, in dieser selbst gewählten, ehrenamtlichen Aufgabe! Hochachtung!
Frau Schwalbe, ich nehme an das sich um Frau Schwalbe handelt, vorgestellt hat sie sich nicht, warum auch, schimpft fürchterlich laut und ärgerlich. " Könnt ihr euch vorstellen, kurz bin ich weg, nur das Licht oben in der Heimatstube ausmachen, da kommt ein junges Paar mit zwei Kindern aus der Höhlenwohnung. Der Vater macht einen hektischen Eindruck, die Mutter etwas bedrückt. Da ist was nicht ganz in Ordnung denke ich mir. Tatsächlich sind die Kinder mit ihren dreckigen Schuhen durch das blütenreine Leinenbett getobt. Seht euch diesen Dreck auf den Bezügen an!“ Mit diesen langsam verrauchen Zornesworten hält sie die schmutzigen Leinen in die Höhe. Für das Abendgespräch ist gesorgt. Der Adrenalinstoß hat ihr Blut in Wallung gebracht und das soll nach den neuesten gesundheitlichen Erkenntnissen gesund sein, denke ich und schweige.
Ein Trinkgeld für den Verein ist angebracht. Es steht noch einiges auf dem Programm des Vereins "Langensteiner Höhlenwohnungen."
Danke Herr Schalbe.
Beim Tennisplatz, der noch im Winterschaf schlummert, parken erneut unsere Autos. Ein kurzer Weg zur Adoniswiese. Das Frühlingsadonisröschen, auch Frühlings-Teufelsauge oder nur Teufelsauge genannt, blüht hier auf einen Wiesenstreifen am Ackerrand mit Blick auf Halberstadt. Eine tolle gelb übertupfte Wiese. Alle mitgekommenen Wanderer sind beeindruckt, begeistert. Möge der Pflug seine Furche immer im weiten Abstand von diesem Stück Schönheit ziehen. Im zartem gelbgrün blüht der Spitzahorn am Hang zum Goldbach.
Das Osterfeuer auf dem alten Sportplatz nimmt Formen an. Noch eine knappe Woche und der Winter wird von seinen Flammen auf den Brocken geschickt.
Hoffen wir`s!

Otto Pake

Bericht zum ausdrucken, als pdf Datei!