Der Langenberg.
2,5 km lang, 272m hoch, wenig bewaldet, von streifenförmigen, verschieden geformten Buschgruppen überzogen, die meist der Höhenlinie in west - östlicher Richtung folgen und ein kleines Kiefernwäldchen im mittlerem südlichen Abschnitt. Sonst nur weitgehend natur belassene Wiesenflächen mit Trockenrasencharakter auf harten Kalkgestein.
Er beginnt in Oker im Westen und endet in Schlewecke im Osten. An der steilen Nordböschung liegt Harlingerode, im Süden, flacher auslaufend, Göttingerode
Die Aussicht bei klarem Wetter ist großartig. Wenn wir im Westen unseren Rundblick beginnen liegt Oker mit seinen Industrieanlagen vor uns, dahinter Goslar, rechts, nach Norden der Sudmerberg, die Meseburg, das Salzgittergebiet, ganz im Norden der Harly, der Oderwald, Asse, Kleiner- und großer Fallstein, dahinter der Elm, der neue Windmühlenpark auf dem Druiberg bei Dardesheim, dann folgt der Huy der hinter dem Schauener Holz und der Schimmerwaldzacke verschwindend.
Die Höhen des Harzes beginnen mit dem Mittelberg, der Kattnäse, den Uhlenköpfen mit dem Kreuz des Deutschen Ostens, dem Eichenberg, dahinter der Sachsenberg, dann der Burgberg mit der Canossasäule, der Ettersberg das Radautal. Weiter geht es mit Papenberg, Breitenberg, dem Morlberg,( hier sammelt die Gläseke ihr Wasser), davor der Elfenstein, dann der Gläsekenberg gefolgt vom Goldberg und dem Adenberg. Hinter dem Okertal der Hahnenberg, der Rammelsberg. Hinter Goslar ist noch der Steinberg und der Nordberg im Blick. Alles mal in Heimatkunde gelernt!
Fast hätte ich in der Aufzählung der Harzrandberge unseren dominierenden Brocken (1142m) vergessen! Eingerahmt wird er links von Renneckenberg mit der Zeterklippe und den links dahinter liegenden Hohneklippen, Rechts angelehnt der Königsberg mit den Hirschhörnern.
Immer gute Sicht vorausgesetzt.
Große und kleinere Kalksteinbrüche haben Wunden in seine Flanken gegraben. Die kleineren, schon länger aufgegebenen, wachsen langsam auf natürliche Weise zu und bieten so auch Pflanzen ein Auskommen die in dichten Wiesenflächen keine Wachstumschancen haben.
Zum Besuch dieser botanischen Kostbarkeiten möchte ich zu einem Spaziergang einladen.
Wir beginnen am Schlewecker Dorfteich, künstlich angelegt um die Wasserzufuhr für eine unterliegende Mühle zu gewährleisten. Später als erster Schönungsteich der Dampfwäscherei "Edelweiß" genutzt. Hier am Dorfteich entspringt auch die Kalte Quelle, die allzeit eine kräftige Schüttung aufweist; früher zur Wasserversorgung der Gemeinde Schlewecke genutzt. Vor ca. 50 Jahren als belastet für Trinkwasser verworfen. Einen kümmerlichen Anblick bietet sie. Aus einer alten Betonröhre ergießt sie ihren Wasserschatz, sauberes klares kaltes Wasser ununterbrochen in den Mühlgraben, um sich hinter der Schlewecker Kirche, mit ihm gemeinsam, mit der Gläseke wieder zu vereinen.,
Vom Einlauf des Mühlgrabens in den Teich wenden wir uns zum Langenberg, nehmen den ersten Weg nach links Richtung Göttingerode, um nach dem Ende der Wohnbebauung auf kleinem Pfad rechts ab, auf den Langenberg zu steigen.
Gleich gehen wir durch einen größeren Bestand der Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) einem Seidenpflanzengewächs, dem einzigen einheimischen Vertreter dieser Gattung in unserer Flora. Er ist leicht giftig und wurde früher als Brechmittel bei schwereren Vergiftungen angewendet. Auch die Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), die Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) leicht an ihren Hüllblättern des Blütenkopfes zu unterscheiden, den Odermennig (Agrimonia eupatoria) dessen Früchte, mit hakigen Stacheln versehen, an jeden Schnürband zu finden sind. Eine hakige Verbreitungsmethode. Färberginster (Genista tinctoria) ist auch da. Aus seinen Blättern, Blüten und Trieben können gelbe Farbstoffe gewonnen werden.
Nach dem der Pfad einen Heckenstreifen, im Frühjahr blühen hier Leberblümchen ((Hepatica nobilis) und die Schlüsselblume (Primula veris), der Efeu (Hedera helix) macht sich jetzt breit, passiert hat, gelangen wir auf eine kleine Wiese. Hier finden wir den Rauhaarigen Alant (Inula hirta), ein Verschollener seiner Gattung, und die Hirschwurz (Peucedanum cervaria), auch Hirschwurz-Haarstrang genannt, in einem größerem, schönen Bestand. Auch den Kleinen Wiesenknopf (Sanguisorba minor) finden wir hier. Erst beim betrachten mit einer Lupe erschließt sich seine grazile Schönheit.
Wir queren nicht auf den weiterführenden Pfad die Wiese, sondern wandern links des Gebüsches steil nach oben und stoßen hier auf den Rand des 1st. Kalksteinbruch auf unserer Wanderung. Der Blick gleitet über Rennbahn, Bad Harzburg, zum Brocken: Einfach Toll!
Der alte Steinbruch war für die Schlewecker Jugend ein Abenteuerspielplatz der extra Klasse. Viele Erlebnisse kommen mir in den Sinn, von Mutroben über Lagerfeuer, Abkochen, Steine kloppen um Versteinerungen zu finden und Schlachten mit und gegen die Göttingeröder und Harlingeröder Kameraden.
Weiter geht`s durch die Haselsträucher auf alten Pfaden bis zum früheren Osterfeuerplatz der Schlewecker. Hier finden wir überall die Färberscharte (Serratula tinctoria) mit ihren kleinen in lockerer Rispe gefassten Blütenköpfen. Besonders schön sind ihre Hüllblätter die die Blüte umschließen.
Die Natur hat den ehemaligen Feuerplatz total überwachsen, wo sonst vor Ostern reges Treiben zum Aufbau des Osterfeuers alle Jungens und solche die es noch sein wollten zu richtigen, fleißigen Einsatz antrieb, ist der Bewuchs auf natürliche Weise zurückgekehrt. Das Feuerholzsammeln geschah mit Axt und Säge. Da wurden die Hecken durchgeforstet, alles was stark genug war wurde geerntet, zum Feuerplatz gezogen, gesammelt, nur wenig kam direkt aus den Dorfgärten. Ein paar Tage vor dem Brenntag wurde mit einem Pferd als Zugtier eine größere Kiefer aus dem Wäldchen nördlich von Göttingerode geholt. Dabei wurde gewaltig aufpasst dass man nicht geschnappt wurde. Das konnte großen Ärger bringen. Lag dieses Gebiet doch in "Feindesland". Doch es klappte fast immer.
Die Kiefer als Mittelpunkt des Feuers, gut verkeilt, damit sie lange stehen blieb wenn das Feuer sie umloderte. Zwei- drei Tage dauerte der Aufbau, immer bewacht von ein paar Auserwählten die den Holzberg vor dem vorzeitigen Anzünden zu schützen hatten. Sonntagabend, wenn das Tageslicht langsam verlosch, kam zum besseren Anzünden trockenes Stroh in ein dafür schon vorgesehenes Loch, ein Streichholz setzte dann alles in Brand. Bei besonderen schwierigen nassen Bedingungen kam als Brandbeschleuniger auch schon einmal Benzin-Ölgemisch zum Einsatz. Wo das her kam? Auf jeden Fall brannte unser Osterfeuer immer!
Mit Holzfackeln und Pösterbüchsen ausgestattet waren die Schlewecker Familien gekommen und nahmen an der Vertreibung des Winters teil.
Pösterbüchsen sind einfache Blechdosen, rundherum von unten beginnend bis auf 2/3 nach oben, mit Löchern versehen, am oberen Rand genau gegenüberliegend noch jeweils ein Loch, ein stabiler Draht als Bügel, so lang dass bei leicht angewinkelten Arm die Dose kurz über den Boden hing. Ein paar Mal trocken geschleudert und schon war die passende Länge gefunden. Geheizt wurde mit trockenen Holzzweigen aus den Gebüschen. Das gab fauchende Feuertöpfe und wenn man sie schnuppen ließ zogen sie wie Schweifsterne über den Himmel. Mancher Lockenkopf der nicht mit Hut oder Tuch bedeckt war konnte da schon einmal zu Schaden kommen. Kernig waren die Zeiten. Heute undenkbar. Anzeigen, Haftungsansprüche und sonstige schlimme Dinge würden drohen.
Doch so war man dabei, passte auf, das einem selbst und auch den anderen nichts passierte, freute sich am Treiben aller und wenn es mal zu bunt wurde, wurde von den Großen zur Ordnung gerufen und dem wurde auch widerspruchslos gefolgt, ohne wenn und aber; oder man musste schnell laufen können.
Nun weiter mit unserem Spaziergang. Wir befinden uns jetzt auf dem Kamm des Berges, ein ca. 30m breiter Wiesenstreifen, links und rechts von Gebüsch besäumt. Dieses besteht vorwiegend aus Hasel (Corylus avellana), Schlehe (Prunus spinosa), Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus), Hunds-Rose (Rosa canina), Hartriegel (Cornus sanguinea), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Feldahorn (Acer campestre), Zweigriffligen Weißdorn (Crataegus laevigata), Eingriffligen Weißdorn (Crataegus monogyna), Pfaffenhütchen (Euonymus europaea) mit seinen roten Früchten und dem orange Samen. Eichen (Quercus), Weiden (Salix), Liguster (Ligustrum vulgare), Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris) mit ihren 1-7 teiligen Dornen und den hängenden, herb duftenden gelben Blütentrauben und den scharlachroten Beeren im Herbst. Die Zitterpappel (Populus tremula) hat sich neu angesiedelt, erkennbar an ihren langen Blattstielen, die das Blatt bei kleinstem Windhauch "zittern" lassen.
Am Gebüschrand wächst neben dem schon bekannten Alant und der Färberscharte das Breitblättrige Laserkraut, das wir auf unserem weiteren Wege noch ansprechen werden. Rechts am Nordhang finden wir den Türkenbund (Lilium martagon), den Großen-Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) dessen Blüten von weiten, an gestielte Hummeln, die über dem Grass schweben erinnern. Auch das Laserkraut ist vertreten. Im Herbst blühen hier hell-lilarosa die Herstzeitlosen (Colchicum autumnale), im Frühjahr kann man ihren, mit neuen Laubblättern versehenen, Fruchttrieb bewundern. Er sieht aus wie eine knospige Tulpe.
Links taucht ein kleiner Steinbruch auf dessen Rand mit dem Großen-Ehrenpreis (Veronica teucrium), den wir nun öfters finden, dem Sichelblättrigen-Hasenohr (Bupleurum falcatum) ein gelb blühender Doldenblütler, dem Wundklee (Anthyllis vulneriana) und Gemeinem Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) einem nieder liegenden Halbstrauch, bewachsen ist.
Bald treffen wir auf den Harzburger Rundweg und eine freistehende Bank die zu einer kleinen Rast einlädt.
Auf der hier kurz getretenen Grassfläche hat sich der Gewöhnliche-Tymian (Tymus praecox) in mehreren Horsten angesiedelt.
Wir laufen auf ein, von links hochkommendes, Kiefernwäldchen (Pinus nigra) zu. Gleich nach dem Erreichen der Waldkante zweigt nach halbrechts ein Trampelpfand ab. Er führt durch die Wiesenflächen, vorbei an blauem Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), der Nickenden-Distel (Carduus nutans) mit ihren oft einzelnen nickenden purpurroten Blütenköpfen. Tief im Grass die Stengellose Kratz-Distel (Cirsium aucaule) auch purpurrot, auf kurzem Stiel, blühend. An der Kante zweier Steinbrüche entlang führt uns der Pfad zu einer Gehölzgruppe. Die Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) hat sich hier ausgebreitet. Fast ein Zierstrauch mit seinen gelblichen, krallenförmigen Blütenköpfen, den röhrigen Einzelblüten und später den scharlachroten Beeren. Die hell-azurblauen Blütentrauben des Großen Ehrenpreises leuchten hier überall im Grase.
Auf dem Hauptweg weiter rechts durch ein mit Laubhölzern bepflanztes Wäldchen, an einer Drahtseilbarriere vorbei, über die Verbindungsstrasse Göttingerode - Harlingerode hinweg, kurz rechts und links den Weg leicht abwärts am Nordhang des Berges weiter. Rechts hört die Laubholzbepflanzung auf, links begleitet sie uns noch ein Stückchen.
Man spürt förmlich, diese Bepflanzung ist künstlich entstanden; wobei die Kunst der Landschaftspflege auf der Strecke geblieben ist.
Auf dem letzten Wegabschnitt haben wir eine bemerkenswerte Pflanze, bestimmt von allen wegen ihrer Größe bemerkt, passiert, den Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) ein aus Asien, über Tschechien eingewanderter Doldenblütler, groß und schön anzusehen, doch auch sehr gefährlich; Bei Berührung der Pflanze mit der bloßen Haut und anschließender Licht-, noch schlimmer der direkten Sonnenbestrahlung, treten schmerzhafte Brandblasen auf. Die betroffenen Hautstellen werden komplett zerstört. Man hat lange was davon. Falls es doch einmal zu einem Kontakt mit der Pflanze kommt, Haut bedecken, mit viel Wasser säubern und lange dunkel halten. Doch besser; Fragen sie ihren Arzt oder Apotheker!
Der Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) wächst gleich nebenan, man kann beide Arten gut vergleichen. Trotz der rauen, steifen Behaarung, die Berührung ist etwas unangenehm, geht hier keine Gefahr aus. Als Schweinefutter bestens bewährt.
Tief unter unserem Weg queren wir das Mundloch der ehemaligen Grube "Hansa". Unter uns wurde in einer Lorenbahn das geförderte Erz von Förderschacht, der am Südhang des Berges stand zur Verladestation am Harlingeröder Bahnhof transportiert. Von beiden Einrichtungen ist nicht mehr viel zusehen. Dafür kommt nun das neue Gewerbegebiet in Sicht, das einen kleinen Ausgleich zu den früheren vorhandenen Arbeitsplätzen bietet.
Nun beginnt der geschundene Teil des Langenberges. Hier konnte sich eine eigenständige Flora, immer wieder von Menschen gestört, entwickeln.
Holunderblättriger-Baldrian (Valeriana sambucifolia), der Arznei-Baldrian (V.officinalis), beim ersten sind die gegenständigen Blätter weniger gefiedert und ein riesiger Bestand des Breitblättrigen- Laserkrautes( Laserpitium latifolium) breitet sich vor uns aus. Die weißen Blütendolden, von Schmetterlingen, Fliegen und Käfern besucht, sind in Augenhöhe zu bewundern.
Als weiteren Höhepunkt der Flora, links den ganzen Hang überziehend die Pracht-Nelke (Dianthus superbus). Im späten Sommer, wenn die untergehende Sonne den Hang bescheint, färbt dieser sich durch unzählige fiederig zerschlitzten Blüten in eine zart-rosa-lila Fläche. Atem beraubend! Nirgends habe ich bisher so eine Menge Pracht-Nelken als geschlossenen Bestand gesehen. Während ich so schwärme fällt mir ein: Diese Nelke hat es sogar schon vor unseren Stadtrat geschafft und sorgte dort für große politische Diskussionen.
Das kam so. Auf dem Göttingeröder-Sportplatz, ein bischen im Loch gelegen, wurden am Nordhang zum besseren stehen oder sitzen der Zuschauer des Sportgeschehens, kleine Terrassen mit Holz und Erde errichtet Ich glaube dieses geschah in Eigenarbeit der Vereinsmitglieder und man war glücklich über diese, auch gelungene, Tat. Die Terrassen kamen bei den Zuschauern gut an und wurden längere Zeit genutzt. Auf natürliche Weise siedelten Gräser und Blütenpflanzen an. Auch eine Pracht-Nelke war dabei. Sie fand gute Bedingungen zum Wachstum, wenig Nahrungs- und Lichtkonkurrenz, sie entwickelte sich prächtig. Keiner der Zuschauer bemerkte sie, so jung, stark, grün und unscheinbar. Weil es ihr hier so gut gefiel dachte sie an die Liebe, sie trieb Knospen und daraus entwickelten sich ihre schönen bizarren farblich etwas unscheinbaren Blüten. Sie bot sich zur Bestäubung an.
Da geschah es. Sie wurde entdeckt und das nicht nur von einem erfreuten Betrachter, nein, von einem Naturschützer. Sie wurde nicht nur entdeckt sondern auch gemeldet. Ihr Standort war zu sensibel. Es sollte, um sie zu schützen, ein Betretungsverbot der Terrassen ausgesprochen werden.
Darüber erhitzten sich die Gemüter der Abgeordneten.
Was so ein Begehren zur Fortpflanzung alles anrichten kann. Grün, unscheinbar, jeden sportlichen Applaus überlebend, blühend ein Politikum.
Scharzer-Holunder (Sambucus nigra), die Bibernell-Rose (Rosa spinosissima) mit geraden Stacheln und schwarzen, runden Hagebutten, ist mit wenigen Exemplaren zu finden.
Der Sanddorn (Hippophae rhamnoides) ein Ölweidengewächs, erst mit wenigen Sträuchern, dann in dichten, undurchdringlichen Beständen begleiten uns. Silberweiß glänzt sein Laub. Im Herbst wenn seine orangeroten Scheinbeeren leuchten, ein Schmaus für Auge und Wacholderdrosseln.
Die Hallersche-Grasnelke (Armeria maritima-halleri) zeigt uns Schwermetall im Boden an. Sie bildet kleine, kurze, grasähnliche Polster mit hellrosa Blüten. Das Schwermetall das hier abgelagert wurde stammt von den vor uns liegenden Industrieanlagen Oker - Harlingerode. Erst in neuerer Zeit wird auf Abgasreinigung viel Wert gelegt und so die Umwelt vor allzu viel schädlichen, wir sagten dazu, Hüttenrauch geschützt. Der vorherrschende Westwind trieb die Rauchschwaden der vielen kleinen und großen Schornsteine der Betriebe nach Osten, besonders betroffen war Harlingerode. Vor Bad Harzburg lag schützend unser Langenberg, er lenkte die verschmutzte Luft ab, so dass in der heutigen Kernstadt von Luftverschmutzung selten oder nie die Rede war. Der Schwermetallanzeiger Grasnelke habe ich z.B. am Butterberg noch nicht gefunden.
Der Weg verliert sich etwas und wir folgen einer der Motorradspuren, die die Geländefahrer mit ihren Maschinen in die hügelige Landschaft getrieben haben. Wir bleiben weitgehend auf der Höhenlinie am Hang, stoßen auf eine ebene alte Schotterfläche. Sie ist schütter bewachsen. Hauhechel (Ononis spinosa) einem dornigen, verholzten Schmetterlingsblütler, die Golddistel (Carlina vulgaris) auch Eberwurz genannt finden wir zahlreich. Wir wenden uns nach links und stoßen auf die Abbruchkante des großen Kalkbruchs. Im frühem Herbst laufen wir hier durch ein niedriges blaues Blütenmeer, der Gefranste-Enzian (Gentianella ciliata) in vielen hunderten Exemplaren. Er braucht viel Licht, ist jedoch klein und schwachwüchsig und wird schnell von anderen Pflanzen überwachsen, die ihn dann verdrängen. Hier im trockenen, steinigen Kalk findet er seine idealen Lebensbedingungen vor und bereitet uns hier ein Erlebnis der besonderen Art.
Unter uns liegen die Betriebsgebäude, jenseits des Bruches, hinter dem Gehölzstreifen des Röseckenbaches, der so zu sagen den Langenberg abschließt, eine größere Wiesenfläche, dahinter die ersten Häuser von Oker. Vom unteren Teil der Wiese leuchten im September-Oktober die Herbst-Zeitlose herüber. Ein Fernglas ist dabei von großem Nutzen.
Der Rückweg den wir nun antreten bietet uns zwei Varianten: 1st: So wie wir gekommen sind, ist auch aus dieser Sicht reizvoll und schön und bestimmt finden wir auch noch andere übersehene Blütenpflanzen.
2st: Den schwierigeren Weg am Steinbruch, auf der Höhe, bei Nässe schmutzig, entlang der Kante, ein wenig gefährlich und ein bisschen illegal.
Diesen biete ich an. Begleitet vom Gefransten-Enzian, der Eberwurz, der vielen uns schon bekannten Schönheiten folgen wir wieder den Motorradpfaden, der großen Abbauwand zu. Hügel auf und Hügel ab, durch einen Bergeinschnitt, auf steilem Pfad an der Kante entlang auf die Hochfläche. Auch hier immer wieder Gefranster-Enzian. Die Aussicht hier oben perfekt; doch äußerste Vorsicht!!!
Auf dem letzten Wegabschnitt sind wir vorbei an: Natterkopf (Echium vulgare) mit erst roter dann blauer Blüte. Die Staubbeutel die aus dem Blütenkelch herausragen haben ihm seinen Namen gegeben. Der Färber-Hundskamille (Anthemis tictoria) goldgelbe bis 4cm große Blüten mit feinem graugrün behaarten Laub. Selbst der braune Fruchtstand ist attraktiv.
Die gelben Blüten wurden zum Färben der Wolle genommen. Sie ist bei uns nicht häufig anzutreffen. Der Wiesen-Knautie (Knautia arvensis) und der Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) mit ihren blaulila farbigen, runden Blütenköpfen. Von weiten schwer zu unterscheiden, doch am Blatt gut zu erkennen und zwei Vertretern der Waugewächse dem Färber-Wau (Reseda luteola) fasst 1,5m hoch werdend mit kleinen gelb-grünen Blüten und der niedrigeren Gelben-Reseda (Reseda lutea). Durch kochen der Blättern und Blüten des Färber-Wau können gelb-grüne Farbstoffe gewonnen werden.
Der breite befahrene Weg führt uns abwärts, dann links durch die Gehölzpflanzung, am Wasserbehälter vorbei erreichen wir wieder die Fahrstrasse. Einige Meter dem Herweg folgen bis rechts im Kiefernwald ein Pfad sichtbar wird. Hier durchschreiten wir das Wäldchen, treffen an Waldrand auf einen Weg. Wir gehen links, begleitet von Ameisenhaufen und Sitzbänken. Rechts ein hoher Drahtzaun der auf Lebensgefahr hinweist. Hier ist die alte Harzburger Mülldeponie eingezäunt. Angeblich können sich in den Mulden der Deponie gefährliche entzündbare Gasblasen bilden die ein Betretungsverbot erfordern.
Der Zaun wirkt störend, vor allen die aggressive Beschilderung, für fremde Gäste abweisend und beängstigend, suchen sie doch Erholung und Freude in der Natur. Wir befinden uns jetzt am Rand eines Bergschadensgebietes, entstanden beim Eisenerzabbau der Gruben " Hansa" und der "Friederike" in Bündheim. Auf dem Gelände der " Friederike"befindet sich heute ein mittelgroßer Zulieferbetrieb der Autoindustrie, an seinen hohen weißen Gebäuden gut zu erkennen. Die "Friederike" ist auch durch sein hohes Vorkommen von Ammoniten, ausgestorbener Kopffüßler, bekannt.
In dieser Bergbauzeit hatten sich hier mehrere große Senkungstrichter gebildet, mit Wasser gefüllt und reich an Molchen und Fröschen. Verschiedene Wasserpflanzen hatten sich angesiedelt. Kammmolche und Bergmolche waren zu beobachten. Alles unter Haus- und Gewerbemüll verschwunden. Ein neues Biotop hat sich gebildet, eingezäunt zwar, doch hinterm Zaun blüht es auch.
Mächtig kommen der schon angesprochene Riesen-Bärenklau, die Kanadische-Goldrute (Solidago canadensis) auch ein Einwanderer, diesmal wie schon der Name sagt aus dem Westen in Sicht. Diese Goldrute besiedelt gern gestörte Flächen. An vielen aufgegebenen Gleis- und Bahnhofsanlagen stehen sie dicht bei dicht und bieten ein gelbes Blütenmeer. Rainfarn (Tanacetum vulgare) gelbe würzig duftende zusammen gesetzte knopfförmige Korbblüten, in kleinen Horsten und Schafgarbe (Achillea millifolium) weiß-rosa blühend, begleiten uns.
Hinter dem Kiefernwäldchen gelangen wir auf einen Pfad der nach rechts Göttingerode erreicht, nach links der Höhe zustrebt. Wir gehen rechts, ein kurzes Stückchen, um gleich den rechts abgehenden Pfad, der uns an die Südseite des Gebüschsteifens führt. Hier wächst für, den Langenberg etwas besonderes, die Karthäuser-Nelke (Dianthus carthuniasorum) erst dieses Jahr (2008) habe ich sie hier entdeckt. Auf den Vorbergen des Harzes, hinter der Ecker, besonders der Theken- und Harsleberbergen, ist sie überall vertreten, selbst an den Fahrspuren der Feldwege ist sie zu finden. Hier ist sie sehr selten und auch in der Flora des Landkreises Goslar nicht erwähnt. Rot blüht sie, mehrere Blüten und Knospen als Köpfchen zusammengefasst umgeben von braunen Tragblättern die fast verblüht aussehen. Linne, der große Namensgeber der Botanik, hat ihr den Namen nach den Karthäusermönchen des Eremitenklosters "Grande Chartreuse" in Frankreich gegeben.
Weiter den Pfad entlang kommen wir wieder auf die Wiese mit der Hirschwurz, queren sie und sind nun wieder auf unseren Herweg. Schnell haben wir nun unseren Ausgangspunkt den Schlewecker Dorfteich erreicht. Hier am Einfluss des Mühlengrabens noch eine Rarität.
Am Teich standen einmal mehre Kopfweiden (Salix alba).Immer wurden sie beschnitten um auf altem Stamm junge Weidenruten ernten zu können. Es bildete sich ein rundlicher Weidenkopf aus. Enten nutzten dieses Gewirr aus neuen Zweigen, alten stehen gebliebenen, vergammelten Holzstumpen zum Nisten. Daher der Name "Stockenten". Sie nisteten zwischen den Stöcken, den Stocktrieben der Weiden. Auch Eulen und Fledermäusen boten sie ein Versteck und eine Unterkunft. Irgendwann wurde aufgehört mit schneiden der frischen Triebe. Bei einer Teichsanierung wurden fasst alle Kopfweiden gefällt. Nur eine blieb stehen. Sie wuchs nun ohne Pflege kräftig weiter. Starke Äste bildeten sich, der alte schon etwas hohle Stamm konnte seine Last nicht mehr tragen. Er neigte sich langsam Jahr für Jahr, sich dabei leicht drehend, zur Seite Sein Kopf liegt nun auf den Boden und der Stamm bildet eine Naturbrücke über den Einlauf. Absolut einmalig!
Viele Pflanzen haben wir auf unserem Weg gesehen und etwas kennen gelernt. Viele, die Meisten, sind nicht erwähnt. Mir brummt der Kopf, ich will wieder nach draußen. Vergessen sie nicht alles und begleiten sie mich wieder einmal. Es würde mich sehr freuen.
Otto Pake