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Eckerwandergeschichten... und auch Andere: 

Es ist Winter Ende der 60 Jahre. Der Schnee liegt hoch im Harz. Mit dem Autobus fahre ich zum Torfhaus. Die Tourenski sind gewachst, die Seilzugbindungen den Stiefeln angepasst. Der Schnee glitzert im Sonnenschein. Einer verschneiten Spur des Vortages folgend erreiche ich, schon warm geworden, über Abbegraben, Ouitschenberg, den Eckersprung. Hier, wo die Welt zu Ende ist, die Grenze der Ostzone beginnt, kommt eine frische Spur vom Dreieckigen Pfahl herüber. Man sieht der Läufer hat hier verharrt, sich umgeschaut. Die Spur zieht weiter am linken oberen Hang dem Tal der Ecker folgend, bergab durch den Fichtenhochwald. Sonst ist nichts Lebendiges zu sehen. Ich bin allein. Nach kurzem Zögern folge ich der Spur durch den tiefen Schnee. Ein besserer Skiläufer wie ich ist hier entlang. Die Steilheit des Geländes bringt mich immer aus der Spur. Mehrere Bäume stehen mir im Wege, kann der Spur des vor mir gefahren Läufers nicht ordentlich folgen. Öfters fahre ich durch den Tiefschnee, der bremst die Geschwindigkeit auf ein Tempo das ich beherrsche. Achte immer darauf dass ich dem unsichtbaren Bachbett der Ecker nicht zunahe komme, der Spur des Grenzers folge. Schilder mit der Aufschrift "Bachmitte Grenze" tauchen auf, verschwinden hinter mir. Froh bin ich, als links von oben kommend, ein Weg die Spur aufnimmt. Es ist nun nicht mehr so steil und es macht richtig Spaß der Spur nach zu gleiten. Die Ecker, nun ist ihr Bett rechts von mir gut zu erkennen, begleitet mich. Ab und zu murmelt sie zu mir hoch, als wollte sie sagen: Fürchte dich nicht, ich begleite dich auf deinem Wege. Hinter der "Abbe" bei der Lorenzbrücke, die Ecker ist im Wald verschwunden, zieht die Spur über eine Schneise nach rechts, leicht abwärts weg. Durch Fichtenstangenwald wird bald die Ecker wieder erreicht. Das ist der Punkt bei dem heute die Ecker über große Wackersteine zur anderen, zur Sachsen - Anhaltinischer Seite, überschritten wird. Ein Schild, mit "Bachmitte Grenze" untersagte das damals. Die Skispur zeigte den Weg vor. Moderat gleitend führt der Pionierweg neben der Ecker, die bald in die Tiefe sinkt und von dort unten herauf gurgelt, bis zum Eckerpegel. Links von oben, vom Skidenkmal kommen Skispuren herunter; vereinigen sich mit der meines Vorläufers. Beim Pegel kurz vor der Stauwurzel, hier wird der Zufluss des Wassers zur Talsperre gemessen, stoße ich auf den Grenzer, meinem Spurenleger. Es ist ein Zöllner auf Skiern in Uniform, mit einer Pistole im Halfter bewaffnet.
Er macht seinen üblichen Kontrollgang. Erst ein wenig zwanghaft, nach dem Beschnuppern freundlich und aufgeschlossen, werden Freundlichkeiten getauscht. Nur bei besonderen Vorfällen wird der Bundesgrenzschutz alarmiert und hinzugezogen, sonst wird die Kontrolle der Innerdeutschen Grenze nur von Zollbeamten ausgeführt. Ab Eckermitte herrschen andere Vorschriften, gilt doch hier die Grenze als Staatsgrenze die einer besonderen Sicherung bedarf. Während ich hier allein mit den Skiern durch die Gegend rutsche und immer mich überall aufhalten kann, mich auch nicht ausweisen muss, ist auf der östlichen Seite eine gestaffelte Grenzsicherung errichtet, die ab einer bestimmten Entfernung zur Grenze nur von militärischen und polizeilichen Diensten und Organen betreten werden darf. Wanderer, mit oder ohne Ski, sind da außen vor, dürfen hier nicht hin.
Auf nun fester Spur, von mehren getreten, heute nennt man so etwas Loipe, wird zur Sperrmauer weiter gerutscht. Hinter dem "Fuhle Lohnsbach" geht es noch einmal steil zur Ecker hinunter. Eine saumäßige enge Rechtskurve, dann Linkskurve, vor der Wasseraufbereitung des Wasserwerkes, bringt die Aschbackenbremse zum Einsatz. Meist ist die Piste vor der Kurve vereist, oder der Schnee vom Spreizen der Ski (Schneepflug) weg geschoben so dass spitze Steine die Fahrt abrupt abbremsen. Eine Stelle bei der man auf Ski, Hose und Hintern besonders gut aufpassen muss!  Jedes dieser Teile kann da schnell und vor allem Nachhaltig zu Schaden kommen.
Ist diese Schikane umschifft oder mit abgeschnallten Ski umgangen, geht es am Hang auf der Höhenlinie bleibend über den alten Braunschweiger Weg zur Molkenhausskiwiese bis zur Einkehr im Molkenhaus.
Leider ist dieser romantische Wegabschnitt unter den dicken alten Buchen, um und über steile Hangklippen führend, aus forstlichen Sicherheitsbedenken geschlossen worden. Buchenfluss, was immer das ist, hieß es in der Begründung zur Sperrung. Der Buchenschluchtwald für Besucher verschlossen. Heute führt der Braunschweiger Weg erst breit neben der Ecker entlang, dann steil ansteigend hoch zur Skiwiese und weiter zum Molkenhaus. Auch schön, doch einen drei Punkteabzug bringt das ihm schon!
Nach dem Molkenhaus, mit oder ohne Einkehr, führten und führen immer noch mehrere reizvolle Abfahrten, für Anfänger und auch Fortgeschrittene nach Bad Harzburg und zum und nach Eckertal. Wenn dann Schnee in ausreichender Höhe bis unten liegt. Damals war das öfter möglich. Oder ist das nur ein Trugschluss? Die Winter sind immer wieder anders. Die Erinnerungen an diese auch nicht immer so ganz klar. Ein Schöndenken beeinflusst manche Tage!

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