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Wanderung vierter Advent 

Der vierte Advent - Die Sonntagswanderung
am 23.12.2012

Erkältungskrankheiten unter den Wanderführern. Alfred spricht Otto an, der kann der freundlichen Bitte nicht ausweichen, übernimmt die Sonntagswanderung.
Sonnabend gegen Mitternacht beginnt es zu regnen. Der Wecker wird auf 7 Uhr gestellt.
Es ist noch dunkel als er die Nacht beendet. Es regnet immer noch.  Im Garten ist der letzte Schnee verschwunden. Um halb Neun sagt Rita: "Zu früh aufgestanden, eine halbe Stunde später hätte auch gereicht". Recht hat sie. Krame noch ein wenig umher, betrachte die fallenden Tropfen. "Heute kommt doch keiner, so verrückt wird doch keiner sein. Hast wohl keine Lust"?
Das Weib kann Gedanken lesen.
Um 9 Uhr steht unser roter Japaner neben einem weiteren roten Deutschen und einem gelben Franzosen vor Pfennigspfeifers Eingang. Keine Menschenseele. Drehe das Radio an. Radio Niedersachsen Kultur bringt gehobene Weisen. Geht aufs Gemüt. Wechsle auf NDR 1. Warte.
Es ist zwar um die 7 Grad warm, die Kälte kriecht trotzdem von den Beinen hoch in den Rücken.
Ab und an wischt der Scheibenwischer die Frontscheibe frei. Durch die zugeregnete Heckscheibe sehe ich ein roten Regenschirm, getragen von einer verhangenen Dame, um die Hausecke am Frisörladen verschwinden. Wollte die Mutige vielleicht mit mir wandern?
Steige aus, mache einen langen Hals. Schon verschwunden, der Schirm. Da unser Japaner uhrlos ist (die Reparatur soll 140 € kosten) schaue ich zur Bahnhofsuhr. 9:10 Uhr zeigt sie an.
Freue mich über das fliegenden Rad das vor kurzem wieder auf dem Firstgiebel gelandet ist, zurückgekehrt von seinem gescheiterten Flugversuch; dabei abgestürzt in die Tiefe, zerschellt auf dem Bahnhofsvorplatz. Nun weist es wieder den Schienenweg in die weite Welt.
Immer noch Regen, kein Wanderer. Setze mich in den Japaner, fahre so auf den Platz, dass ich die Uhr im Auge behalten kann. Der große Zeiger ist zwei Striche weiter gesprungen. Noch immer alles leer vor Pfenningpfeiffers Laden. Was ist schneller der große Zeiger oder vielleicht doch noch ein verrückter regenfester Wanderer? Ein schwarzer Reisebus hält an der Haltestelle vorm Bahnhof. Harzreisende steigen ein. Keiner bleibt übrig. Der große Zeiger springt auf den 16. Strich.
Tue Abbitte, alle haben vorgezogen mit dem Hintern in der Stube zubleiben.
Bin wieder auf dem Weg nach Hause. Die alte Dame, die immer mit zusammengeklappten Oberkörper, mit einem Handfeger in der Hand, vor ihrer Wohnung den Parkplatz und den Bürgersteig an der Ilsenburgerstraße fegt, hat sich feingemacht. Mit schnellen Schritten, ihr weißer Pelzkragen am beigen Mantel wippt auf und ab, den Regenschirm hoch über ihrem Haupt tragend, saust sie den Bürgersteig entlang. Ruft die Kirche?
Sie scheut das Wetter nicht. Kernig, die alte Dame!
"Da bist du ja wieder, haste aber Glück gehabt das Niemand da war. Und nun"?
"Nun bin ich angezogen, laufe noch einmal zur Eleonorens Höhe". "Tu das, ich meine es hat etwas nachgelassen" Ritas Wort um 9:25 Uhr.
Die Glocken der Lutherkirche klingen herüber. Auf dem Kammweg stehen Pfützen; die sind aber noch kräftig in Bewegung. Kleine Regentropfen und größere die von den Bäumen fallen, sorgen für einen unruhigen Pfützenspiegel. Ein Buntspecht lässt Buchenborke rieseln.
Rita schmückt den Weihnachtsbaum, da ist es besser ich mache mich aus dem Staub, besser gesagt, in den Regen. Bei so einer Tätigkeit stehe ich immer im Wege, werde als störend wahrgenommen!
Treffe keinen, selbst die Herren und Damen Hundeausführer machen sich unsichtbar. Die Rindeneinritzungen in der Buchenrinde werden durch die Nässe sichtbarer als sonst im Trockenen. Fotografiere einige von besonders eindrucksvollen Zeichen. Am Gedenkstein Eleonorens Höhe wieder kehrt. Zurück auf der Wiese, am Gebüschrand entlang. Bad Harzburg im Regenschleier. Ab "Theresien Ruh" wieder auf dem Kammweg. Wind hat sich aufgemacht, pustet den Regen an die Hose. Der Hintern wird feucht.
Nebel liegt an die Nordseite des Butterberges, schafft es nicht über den Kamm zu ziehen.
Eine Amsel zetert, ein Kleiber schimpft, Meise, Buchfink, Grünfink sind auch Zuhause, warten auf besseres Wetter.
Ein breiter, bärtiger, in Gummistiefeln und schockoranger Regenjacke gekleideter Herr kommt mir entgegen. Weicht, weit vor mir, an den Wegesrand aus. "En Tag". "Hallo". Das war's.
War das der verspätete Knecht Ruprecht  oder der verfrühte Weihnachtsmann?
"Da biste ja wieder. Machste bitte die Kerzen an den Baum, nimmst du die Klemmhalter oder die zum Aufhängen"!? " Ja, mache ich, nur noch die Hose wechseln."
Das war der Wandertag, aber der Tag ist noch nicht zu Ende, der zweite Tag nach dem Weltuntergang!
Wir sind noch dabei! Hoffentlich noch eine ganze Weile!
Morgen kommt der Weihnachtsmann.                                                             Otto Pake

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