Von einem Teich den die Oder durchfließt, kann man eigentlich hier nicht sprechen. Er ist wie die allermeisten Teiche im Harz eine Talsperre. Menschen haben der Oder einen künstlichen Riegel aus Rasensoden, Granitsand und eine Mauer aus flachen Granitsteinen zur Wasserseite, einer Zyklopenmauer an der Luftseite, in den Weg gelegt. Nun staut sich eine Wassermenge von ca. 1,7 Mio Kubikmeter davor. Diese gab und gibt, über einen Striegelauslauf in den Rehberger Graben, dem Bergbau von St. Andeasberg die Lebensgrundlage. Eine gewaltige Ausflut, der Überlauf der Talsperre, sorgt bei Hochwasser und Schneeschmelze für einen geregelten Abfluss der Hochwasserwelle. Dies alles ist in dem Buch: "WasserWanderWege" von Martin Schmidt von den Harzwasserwerken herausgegeben, bestens wiedergegeben. Allen Harzwanderern sei es empfohlen! Nur mit dem Büchlein in der Hand kann der Bergbau und die damit verbundene Wasserversorgung über Gräben und Wasserläufe so halbwegs verstanden werden! 1000 Jahre komprimierte Harzer Bergbaugeschichte ist nicht so leicht für Jedermann verständlich. Auf 230 Seiten ist sie niedergeschrieben. Martin Schmidt verstand das!
Wir haben das Büchlein im Schrank gelassen, wollen die Herbstsonne im Harz genießen. Während bei uns in Bad Harzburg die Nebel die Berge verhüllen sind wir hier oben über den Wolken. Kein Wind, blauer Himmel mit leichtem Wolkenschleiern durchzogen. Ein sonntäglicher Vormittagsspaziergang ist angesagt. Diesen Gedanken haben anscheinend viele Harzbesucher. Schon ab Radauwasserfall sind die Parkplätze übervoll. Auch hier am Oderteich füllt er sich. Schnell machen wir uns davon, queren die B242, den Sammelgraben der "Hühnerbrühe", bleiben am westlichen Ufer des Oderteiches. Der dichte dunkelgrüne Fichtenwald der "Drei Hörste", der sich westlich des Oderteiches hoch zum Bruchberg zieht, der vor Jahren noch das westliche Ufer eingrenzte, ist verschwunden. Stürme, Wärme, Trockenheit und Borkenkäfer haben ganze Arbeit geleistet. Doch die Fichte sorgt selbst für den eigenen Nachwuchs. Sie hat genug Samen produziert, der nun, da er Licht bekommen auch keimt. Zwischen den Silberstämmen der Verstorbenen regt sich neues Fichtenleben. Ein paar wenige der Alten haben den Borkenkäferansturm überlebt, werfen ihren Schatten gemeinsam mit ihren verstorbenen Geschwistern in den stillen Spiegel des Oderteiches. Ein Bild der Erneuerung und Hoffnung, ein schönes Bild voller Zukunft zeichnet sich da im Wasser ab. Doch nur schauen und schwärmen darf man nicht. Durch die vielen neuen Harzwanderer, Corona-19 treibt sie, statt in die weite Welt, nun auf kurzem Wege in den Harz. Jetzt ist der früher idyllische trittfeste Pfad am Ufer zu einer zertretenen, von Fahrradreifen zermatschen, von hunderten frei gelegten Fichtenwurzeln durchzogenen, breiten holprigen gefährlichen verzweigten rutschigen Spur geworden. Da ist der Blick auf den Boden, dort wo der Fuss hingesetzt werden soll, wichtiger als das Betrachten der Landschaft. Dazu wird zur eigenen Sicherheit lieber stehengeblieben. Zu Zweit unterwegs ist das aber nicht so ganz einfach. Bleibt einer der Beiden stehen, rennt der Andere weiter. Das kann schon einmal leichten bis mittelschweren Frust bei dem wartenden Vorausgegangenen hervorrufen. Andersrum aber ebenso bei dem Hinterherdackelnden, wenn da vorn nicht gewartet wird. Dies bleiben aber in der Regel kleine schnell vergessene Rangeleien zwischen den Partnern. Besonders wenn dann Zuhause die angefallenen Fotos betrachtet werden ist das aufeinander Warten, das Hinterhergedackele längst vergessen.
Silberfarbene Flechten haben die toten Äste und Zweige der toten auf dem Boden liegenden Fichten überzogen. Wunderbare Zwitterwesen. Eine zwangsweise Lebensgemeinschaft eines Pilzes mit einer Alge. Das Erscheinungsbild der Flechte bestimmt der Pilz. Die Alge hat für die Nahrung zu sorgen. Sie kann anorganische Substrate mit Hilfe Wasser, dem Sonnenlicht und des Kohlendioxyd der Luft in organische wie Zucker und andere Verbindungen umwandeln. Dies nennt man Photosynthese. Von dieser und von dem dabei entstehendem Sauerstoff lebt der Pilz. Pilze, sind wie Mensch und Tier nur Verbraucher von der, von Algen und Pflanzen erzeugten Biomasse, dem freigesetzten Sauerstoff.
Flechten sind nicht so leicht zu bestimmen. Das was hier an den Fichtenzweigen wächst wird die "Bandartige Blasenflechte" sein. Sie liebt die saure Borke der Fichte, die häufige hohe Luftfeuchte des Harzes.
Weiter zu