Nebelfetzen hängen vor den Bergen, gleiten daran entlang, lösen sich auf. So scheint es. Doch hat sich einer der Nebelschwaden mit den tiefhängenden Wolken verbunden taucht schon ein neuer Nebelvorhang, der dem ersten folgt, auf. Wechselhaft das Ganze. "Vielleicht scheint dort oben im Harz die Sonne. Hier brauchen wir heute nicht umher zu krabbeln" so werde ich von Rita motiviert meine geliebten Hügeln des Vorharzes, mit den Bergen zu tauschen. Verursacht durch das Fichtensterben, das durch den Harz gezogen ist, noch immer zieht, ist schon von der B4 der Achtermann, der früher hinter dunklem Fichtenwald verborgen schlummerte, so ein wenig vergessen war, is Bewusstsein zurück gekehrt. Der Achtermann ist unser heutiges Ziel.
Die Morgensonne hat die Baste, die schräge feuchte Ebene vor dem Torfhaus, schon erobert. Torfhaus noch in Nebelwolken. Es ist so als ob wir die Sonne mit nehmen. Noch bevor wir Torfhaus erreichen sind die Nebelwolken davon geblasen . So richtig freundlich ist das Wetter hier zwar noch nicht, doch die Zeichen für einen schönen sonnigen Tag stehen gut. Vom Brocken noch nichts zu sehen. Oderbrück verweilt im leichten Nebelschleier. Die Sonne steht niedrig, lugt über die Wipfel der teilweise noch gesunden grünen Fichten. Der letzte Parkplatz links vor dem abgebrannten früheren Gasthaus Oderbrück wird unser. Statt eines Wiederaufbau der renommierten alten Gastwirtschaft Oderbrück wird an einer neuen Verkaufsstelle, der "Kaffeeklappe" gewerkelt. Der gewählte hübsche vielversprechende Name gehört hier zwar nicht hin, ist irreführend. Die "Kaffeeklappe" gab es früher schon einmal am Eckersprung. Die "Volksstimme.de" berichtete am 23.10. 2016 darüber. 1928/1929 entstand sie als "Rast am Eckersprung" von Herrn Valentin und Frau Anna Volkmer. Eine Holzbude mit kleiner Wirtschaft zu Beginn. Sie blieb bis 1948 in der Familie. Von dem Kaffeeausschank aus einer hölzernen Klappe, die herunter gelassen, den Ausschanktisch bildete, war es nicht mehr weit bis zur "Kaffeeklappe" Obwohl sie später zu einem richtigen Gasthaus erweitert wurde, verschwand der Name: "Die Rast am Eckersprung", blieb es bei der "Kaffeeklappe".
Obwohl der Grund und Boden auf dem sie erbaut wurde, zu Hannover gehörte, kam Ausschank und Gasthaus zur sowjetischen Besatzungszone. Beides verschwand in einer Nacht von 1948/49 auf seltsame, geheimnisvolle Weise. Eines Morgens war sie verschwunden, einfach weg! Aber die "Kaffeeklappe" blieb im Gedächtnis der Wanderer, der Schifahrer die sich dort erfrischten. Dort wo sie einmal stand, bleibt für viele Ilsenburger, für andere Wanderer der Standort! der "Kaffeeklappe."
Unter kritischen Blicken der an der Holzbude arbeitenden Herren lesen wir den Anschlag, was hier am Parkplatz Oderbrück entsteht, durch. Mit einem beidseitigem Gruß verabschieden wir uns von den pausierenden Herren. Die hämmern und sägen weiter, wir machen uns auf dem Weg zum Achtermann. Bleiben erst im leichtem Schnee am Waldrand im Sonnenschein, wechseln dann zum Kaiserweg in den Halbschatten von grünen, später nadellosen, gestorbenen Fichten. Eisflächen wechseln ab mit feuchten, fließenden Stellen zwischen den großen Steinen der Pflasterung des Kaiserwegs. Noch regiert der Herbst, der Winter wartet noch auf seine Zeit der Regierung. Vor uns und anderen Wanderern die über die großen Steine stolpern, nimmt die Sonne die Nebelwolken vom Weg. Löst sie auf, lässt Raureif auf den Gräsern, den benadelten und kahlen Zweigen der Fichten zurück. Wie ein weißblühender, wieder zum Leben erwachter Wald erscheint das Ganze. Ein Zauberwald, der an die Zeit der Kirschblüten erinnert, präsentiert sich uns mit seiner kurzen vergänglichen Schönheit. Ein Schwanken zwischen Nebel, Nebeldunst, klarstem Sonnenlicht und Stille umgibt uns. Jeden Halm hat der Reif in ein besonderes Kunststück geformt. Die dicken Steine des Weges zu uns entgegen strömenden, an einander stoßende Eisschollen eines Flusses verwandelt, die wir als Tritte nutzen um die Höhe zu erreichen. Dann plötzlich ist der Himmel blau. Nicht einfach blau wie so gesagt wird, sondern von einer mehr erschreckenden tiefen Bläue die sich erst am Horizont unter einem kleinen weißen Wolkenkragen verliert.
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