Auch eine blaue Rauschbeere will mit aufs Bild. Die Rasen Haarsimse fĂ€rbt die Moore rotbraun. Sumpf-, Wasserstellen und dunkle Kolke werden vorsichtig umgangen. Die Wolken hĂ€ngen in den noch grĂŒnen Fichten. Grau, wenig freundlich der Tag hier oben. Doch die wahren Schönheiten liegen vor, unter unseren FĂŒĂen. Rot wie Blut das Rotlaubige Torfmoor, durchzogen von den zartrosa BlĂŒten der Rosmarinheide, der Rauschbeere wo der Grund trockener wird. Bleiche Knochenreste der WirbelsĂ€ule von Wildschwein oder Hirsch. Kein Schlachter unter uns der dies mit Bestimmtheit sagen kann. Die dunklen schĂŒtteren lebenden und toten FichtenstĂ€mme tragen ein graues, grĂŒnliches Kleid verschiedener Flechten-Arten. Fichtenborke löst sich in langen Streifen. Die Brocken-Kernzone wird uns geboten. Granitfelsen in typischer Wollsack-Verwitterung mit Flechten und Moosen bedeckt. Abgestorbene Fichten, aufkommende junge Fichten wo es das Gras zulĂ€sst. Natur Natur sein lassen, der Werbespruch des NP stimmt hier. SilberglĂ€nzendes Eichenmoos, auch Pflaumenflechte genannt, an Fichtenzweigen. Von Eichen und Pflaumen jedoch nichts zu sehen. Seltsam! Verwirrend die Namensgebung der Flechten.
Zu sehen ist jetzt der Sendemasten des Brocken. Die Sonne hat die Wolken zerrissen. Blauer Himmel in den WolkenlĂŒcken. Auf dem Brockenplateau, hinter der teuersten Toilette Deutschlands, wird uns ein groĂer Bestand des Alpen- Flach-BĂ€rlapps gezeigt. Kleine niedrige vierkantige PflĂ€nzchen mit der heller Spitze der sich noch entwickelnden SporentrĂ€ger. Ein paar wenige trockene SporentrĂ€ger aus dem vergangenen Jahr sind zu entdecken. FrĂŒher wuchs der Alpen-FlachbĂ€rlapp nur neben Gleisen der Brockenbahn, nun hat er an einem schattigerem Ort, genau hinter den ToilettengebĂ€uden, seinen Standort gefunden.
Die Gleise der Brockenbahn werden gequert. unsere Gruppe ist auf dem Weg zur Kahlen Klippe. Der wieder hergestellte Teil des russischen Lagers leuchtet in gelben GrĂ€sern. Die willkĂŒrlich eingestreuten Granitblöcke vom Gras bald ĂŒberwachsen. Auf die Brockenanemone wird noch gewartet. im Hintergrund der Silberwald der toten, mit noch eingestreuten grĂŒnen Fichten.
Der Boden am westlichen Brockenhanges ist mit voll mit der "Brockenmyrhte", der Moosbeere bewachsen. Man traut sich nicht seinen FuĂ in diese zerbrechliche zarte Schönheit zu setzen. FlĂ€chen von Wollgras, Pfeifengras und Rasen-Schmiele bewachsen. Sie schimmern im Sonnenlicht in braun grĂŒnen und rote Farbtönen, gleich einem riesigen Teppich aus bunten GrĂ€sern, der sich im Fichtenwald verliert.
Weit auseinander hat sich die Gruppe gezogen. Unser SonderfĂŒhrer des NP Dr.Karste hat seinen schnellen Schritt eingelegt. Da heiĂt es den letzten Mann nicht aus den Augen verlieren, sonst zieht man die Arschkarte und muss sich selbst den Weg aus der Bergwildnis suchen. Das ist aber nicht gewollt, sogar verboten. Im NP herrscht Wegegebot. Hier aber gibt es keine Wege, nicht einmal Pfade durchziehen diese Wildnis aus Felsen, GrĂ€sern, lebenden und toten Fichten. Hier kommt man nicht ein zweites Mal hin. Hier geht es fĂŒr uns NP-Freunden nicht so schnell. Da muss geschaut und fotografiert werden! Der Sprossende BĂ€rlapp ins Bild gebracht. Der Perlpilz mit seinem gerieften Ring von seinem giftigen "DoppelgĂ€nger" vom Pantherpilz, unterschieden. Wenn man sich wieder vom Betrachten dieser kleinen Wesen erhebt und noch die roten Gamaschen oder eine orange Jacke seines Vordermannes sieht kehrt das GlĂŒck der Gemeinsamkeit schnell zurĂŒck. Gemeinsam wird auch die Kahle Klippe erstiegen. Eine Kletterpartie der Sonderklasse. Kahle, vor tausenden von Jahren unter der Erde ĂŒbereinander gepolterte Granitbrocken, jetzt der Sonne ausgesetzt reizen zum Aufstieg. Unser schneller NP-FĂŒhrer steht schon wie ein siegreicher römischer Feldherr auf dem höchsten der granitenen Wackersteine. Gibt von der hohen Warte kleine Tipps an sein FuĂvolk wo der beste Aufstieg zu finden ist. Wie spĂ€ter festgestellt wird, ist der Abstieg von den groĂen Gesteinsbrocken schwieriger als das Erklimmen dieser.
Viele zu Bonsai verbissene kleine Fichten und das Fehlen der Weidenröschen weisen auf einen regen Einstand des Rotwildes hin. Sie selbst bleiben unsichtbar. Statt der Hirsche sehen wir Mengen von Sprossenden BĂ€rlapp. Kein Vogel singt! Auch wir schweigen. Das eingeschlagene Tempo unseres NP-FĂŒhrers hat nachgelassen. Ich glaube, er selbst wurde von der Unsicherheit des Vorbeilaufen an der Kahlen Klippe zu seinem schnellen Schritt getrieben. Nun da das Ziel gefunden, ist seine Unsicherheit verflogen. Langsam ohne Worte, um die Brockenwanderer am Eckersprung nicht auf dumme Gedanken kommen zu lassen, es wie wir, einmal ohne Weg zu versuchen, trudeln wir gemeinsam am Eckersprung ein. AbschiedsgesprĂ€ch und Dank an unseren FĂŒhrer. Eigene Interessen treiben die Gruppe auseinander. Nur ein kleiner Teil eilt wieder an der Quelle der Kalten Bode, dem Dreieckigen Pfahl, dem Heldenfriedhof vorbei, zum Auto.
Ein einmaliger Weg durch die Wildnis des westlichen Brockenhangs findet sein glĂŒckliches Ende.
Wir, die das GlĂŒck hatten hier von einem wissenden FĂŒhrer durchgefĂŒhrt zu werden, behalten diese Tour im Herzen.
Danke Dr. Karste. es war wenn man ihre Schnelligkeit missachtete, perfekt!
Otto Pake