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23. Aufgeblasenes Leimkraut

24. Acker-Rittersporn

25. Böschung am Feldweg

26. Schafgarbe

27. Wichhäuser Mühle

28. Eselsdistel

29. Bienenschön - Phacelia

30. Wiesenkerbel - Hüllblättchen

31. Knolliger Kälberkropf

32. Robinie

33. der Dirigent Eselsdistel

34. rot blüht der Mohn

35. hellblau die Phacelia

36. blauweiß die Bastart-Luzerne

37. rosa die Esparsette

38. Farbenrausch

Seite 2.. Löwenberg -- Steinkuhlenberg.  

22.Wiesen-Bocksbart

 Merken uns die Stelle die uns von da unten wieder hier zur Höhe bringen wird. So wird erst einmal weiter fotografiert. Speziell der Färber-Wau, die Gemeine Schafgarbe, die Tausendblättrige. Doch immer wieder gleitet der Blick in herunter in die rotblaue Pracht vor der Holtemme. Da können sich die am Hang, im verblühten grau-braunen Frühblühern stehenden Eselsdisteln, noch so anstrengen. Sie sind kurz vor ihrer Blüte und geben sich in ihrem silbernen Kleid alle Mühe betrachtet zu werden.  Das wir dann auch tun. Nicht lange dauert ihre Schönheit an. Nur bis kurz nach ihrer Blüte.  Dann welkt  ihre Schönheit schnell dahin. Eine eingestreute Phacelia, dem Bienenschön, weist uns den gedanklichen Weg zu der Farbenpracht in der Ebene. Die Phacelia trägt das Hellblau wie der blühende Acker da unten. Rot-schwarze Streifenwanzen auf den Dolden des Wiesenkerbel nehmen unseren Blick gefangen. Sie bevorzugen Doldenblütler, leben mit und von ihnen. Sie sind so hübsch zu ihrem Selbstschutz. So weisen sie darauf hin, dass sie nicht nur stinken sondern obendrein noch eklig schmecken.
Über meterhoch sind die Kerbelrüben die später auftauchen. Erst huschte mir Schierling durch den Kopf, doch als ich dann eine Pflanze aus dem Boden ziehe, die kleine Rübenwurzel betrachtete, landete ich bei der Kerbelrübe, dem Knolligen Kälberkropf. Der landete früher im Kochtopf, wurde im Garten angebaut. Schmeckte wohl nicht ganz so pralle, sodass er am Tisch in Vergessenheit geriet. Bei mir bleibt es auch nur beim Betrachten.
Ein Hohlweg bringt uns in die Ebene der Holtemme. Der Duft der Robinien umschmeichelt  die Nase als uns die blühenden, ausladenden  Robinienzweige die Mützen vom Kopfe ziehen. Gut, dass dieser "Fremdling" aus Amerika hier eingezogen ist. Vielen Insekten und auch Vögeln gibt er Nahrung und Schutz. Nichts mehr mit Fremdling der nicht in unsere Flora gehört. Sie, die Robinie  spricht jetzt deutsch, gehört nun dazu.
Der Klatschmohn der die Ebene beherrscht erschlägt uns bald mit seinem Leuchten. Wie das Crescendo  einer Sinfonie übertrumpft er seine pflanzlichen Begleiter, wie die hellblaue Phacelie, die weißblaue Bastard Luzerne. Auch die den Mohn überragende leicht ins rosa tönende Esparsette ordnet sich dem Mohn widerspruchslos unter. Die hoch aufgeschossene alles überragende Eselsdistel übernimmt in dieser Farbsinfonie den Dirigentenstab. Wenn man gewillt ist dieser Farbenpracht zuzuhören, ihr ein Ohr zu schenken, hört man ihre Töne, ihre Musik.
Das wird der Mittlere Perlmutterfalter, der am Boden im Gras eine Pause eingelegt, regungslos lauscht, wahrscheinlich auch machen. Während die bunte Raupe des Königskerzen Mönchs unverzagt weiter Löcher in samtenen Blätter seines Nahrungsgebers, der Königskerze nagt. Auch sie die Königskerze, ist neben der Gemeinen Ochsenzunge, der Rotblättrigen Rose, der Baumartigen Lavatera, die am Wege stehen, eifrige Zuhörer dieser Farbsinfonie, der zu einem Blühsteifen umgewandelten Ackerfläche. Selbst ein Mattschwarzer Pflanzenkäfer hat sich aufgemacht, hat einen Sitzplatz an einer Grasähre ergattert und lauscht dem Klang der Farben des Blühstreifens. Und es ist bald unvorstellbar, in den noch nicht reifen Ähren des folgenden total graugrünen Dinkelfeldes, steht nicht eine einzige Mohn-, einer anderen Blumenblüte. Todgespritzt alles was natürlich hier vorkommt! Doch selbst seine schlanken langen graugrünen Ähren wiegen sich gemeinsam im Takt der Farbenmusik des Blühstreifens.
Unser Feldweg biegt nach links zur Wichhäuser Mühle ab. Dort weist uns ein Schild in die Schranken. "Besuch unerwünscht" oder so etwas ähnliches ist dort zu lesen. Gern hätten wir gerade dort, an der Brücke, mit Blick auf die Holtemme unseren Apfel gegessen. Es wird nichts mit dem Platz an der Holtemme. Der Apfel bleibt im Rucksack. Geradeaus strebt der Weg nach Derenburg, Nicht unser Ziel. So steigen wir auf einem Wiesenstreifen am westlich Auslauf des Steinkuhlenbergs, die vorgemerkte Strecke beim Hinweg, wieder hinauf. Laufen ein kleines Stück den Weg zurück den wir vorher gekommen sind. Steigen den Jägerpfad wieder hinauf zur Höhe des Löwenbergs. Finden dort neben einem Hochsitz einen Sitzplatz. Nun ist Zeit für den Wurstschnippel, den Apfel. Die vielen,  am Feldrain herumturnenden Mattschwarzen Blattkäfer bringen mich gedanklich wieder zu dem blühenden Blühstreifen vor der Wichhäuser Mühle. Erst jetzt bemerke ich, dass seinem Gesang etwas fehlte. Das Brummen der Insekten, der Hummeln, der Bienen, das Stöbern von Fliegen, das Zirpen von Grillen und Grashüpfern! Das alles fehlte im wunderbaren Gesang der Blüten. Mit einem einzigen Perlmutterfalter am Wegrand ist es doch nicht getan. Ein noch so die Sinne berauschender Blühsteifen ersetzt bei Weitem nicht die pflanzliche Artenvielfalt einer einfachen, dauerhaften Wiese. Denn nur diese gewährt  die Nahrung, das winterliche Ãœberleben aller Brummer, Schaukler, Wanzen, Fliegen, Käfer, der Spinnen, den nicht Erwähnten, vom Ei über Raupe, Larve, Puppe bis zum Vollinsekt. Kommt der Pflug dazwischen ist die kommende Generation vernichtet. Da kann das nachfolgende Angebot an Blüten noch so groß sein, da krabbelt nichts, da fliegt nichts! Tote können nicht fliegen, nicht krabbeln; noch weniger brauchen sie Pollen und Nektar! Und dieses Wissen ist es, was bei der Förderung der Blühstreifen in der Landwirtschaft verloren gegangen ist , vielleicht nicht bedacht wurde. Mit etwas Boshaftigkeit in den Gedanken, könnte dabei an den Ablasshandel eines Herrn Tetzel im Elm gedacht werden: "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt". Doch dieser Gedanke bleibt unausgesprochen, bleibt Gedanke. Denn die sind frei! So werden sie richtiger Weise auch besungen.
An was man beim Kauen alles so denken kann! Heißt es doch ein voller Bauch studiert nicht gern. Unser Frühstück lag ja auch schon weit zurück.
Der Jägerpfad endet am Hochsitz. Am Feldrain, am nun eingezäunten Waldrand stockeln wir entlang. Stoßen auf zwei betonierte Fahrstreifen, auf die Straße nördlich oberhalb des Löwenberges. Beladene LKW brummen vorbei. Aus drei, vier vorbeikommenden Pkw recken sich Köpfe auf langen Hälsen. Schauen uns an. Sagen nichts. Nur Verwunderung in ihren Augen die uns sagt: "Was wollt ihr denn hier in der verlassenen Feldmark"! Womit sie nicht ganz Unrecht haben. Mehrmals müssen wir noch zur Seite treten, es herrscht reger Verkehr in dieser Abgeschiedenheit. Doch bald endet die Zaunbarriere. Sie schwenkt in das Tal hinunter. Wir folgen ihr am Feldrain laufend. Stoßen unten wieder auf den Deponiegraben.  Der Schützen-, der Gefechtsstand, des vermeintlichen Jägers liegt schon am Hang in der Ferne hinter uns.
Das Erlebte austauschend, noch einmal  besprechen, treibt unsere Schritte nicht mehr ganz so schnell wie vordem in Richtung unseres Ausgangspunktes.
Wie die dicke Allium-Blüte, kurz vor unserem wartenden Auto, am Rand des Grabens, seinen Standort gefunden hat? Darüber kann nur spekuliert werden. Den Aasgestank des schwarzen Klumpen neben der Straße, treibt der Wind in eine andere Richtung. Was für ein Glück!


Otto Pake

39. Mittlerer Perlmutterfalter

40. Raupe Königskerzen-Mönch

41. Gemeine Ochsenzunge

42. Rosa glauca

43. Baumartige Lavatera

44. Dinkel