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2 Zypressen-Schlafmoos

3 Angebrannter Rauchporling

4 Olivgrüne Tartschenflechte

5 Gabelzahnmoos

6 Letzte Tote müssen fallen,

7 die Zukunft fällt auf die Nase

8 Struppige Bartflechte

9 Kurzbüchsenmoos

10 Dunkelbrauner Gürtelfuß

11 "Hahnenkliev"

12 Heidelbeeren

13 Hinweis für Unbedarfte

14 keine Aussicht

Im Herbstnebel 

1 Gasthaus Königskrug

vom Königskrug zur Hahnenklee-Klippe
Grau und tief hängt der Himmel über Bad Harzburg. Vielleicht scheint ja im Harz die Sonne, so unsere Hoffnung." Du schwärmst immer von der Hahnenklee-Klippe. Ich war dort noch nie" klagt Rita. Das ist Wunsch und Befehl zugleich. Also hoch nach Königskrug. Braun präsentiert sich die umliegende Wiese an der alten Fahrstraße dem heutigen Parkplatz beim Königskrug. Dort bleibt das Auto stehen. Nichts mit Sonnenschein hier oben. Tristes nebeliges Wetter. Doch es ist noch früh am Vormittag. Das ändert sich noch, meine Hoffnung. Gegenüber der Gaststätte sind die starken Laubbäume die das Nebenhaus beschatteten umgesägt. Ihre dicken Stämme liegen bestimmt schon länger umher. Das Zypressenschlafmoos hat sie schon überwachsen. Auch der Angebrannte Rauchporling hat sich breit gemacht. Seine schwarzen Fruchtköper mit ihrem weißen Rand überziehen ihn fast flächig. Teilweise haben Fichtensämlinge schon ihren Platz in einer Baumspalte gefunden. Strecken sich munter gen Himmel. Die Olivgrüne Tartschenflechte rahmt die wenigen kleinen Fichten auf dem vergehenden Stamm, fast malerisch ein. Büschel des Gabelzahnmoos zieren einen liegenden Fichtenstamm.  Dort wo der Fichtenwald einmal das Sagen hatte, wilde Ödnis. Nur ein paar wenige der damals kapitalen Fichten hatten  dem Borkenkäfer  getrotzt. Jetzt sind auch sie ihm zum Opfer gefallen. Wie bunte behelmte Käfer wirken die Waldarbeiter in ihren Schutzjacken und Hosen. Sie sind dabei, auch ihnen den letzten der starken Fichten mit dem Sägeblatt den Rest zu geben. Die Säge kreischt, Beilschläge, wieder kreischt die Säge. Ein unverständlicher Ruf. Es kracht gewaltig als der Riese zu Boden stürzt  Kurze Pause, die nächste Fichte, der länger am Leben gebliebenen, wird umgelegt. Wir laufen weiter. Statt sich aufzuhellen, der Sonne den Weg frei zu geben, wird der Nebel dichter.  An den alten Ebereschen am Wegrand kann man ein Flechtenstudium beginnen. Mir kommt nur die Blasenflechte, Bartflechte in Erinnerung, die anderen behalten ihr Geheimnis, ihre geheimnisvolle Verbindung zwischen Pilz und Alge die die Flechte erst ergeben. Wobei der Pilz Form und Aussehen bestimmt, die Alge wie ein Sklave gehalten wird, der für den Pilz die Nährstoffe, die er braucht, zu sorgen hat. Da ist nichts mit Symbiose, eine Gemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen bringen.
Der Nebel hat die Sporangien des Kurzbüchsenmoos mit kleinen Tropfen geschmückt, sehen nun aus wie Glaskugeln am Stiel. Auf dem Nadelspreu der abgeworfenen Fichtennadeln zieht der Gürtelfuß, ein samtbrauner Herbstpilz, seine Hexenringe. Essen soll man sie können, doch ist seine Erntefähigkeit schon lange vorbei. Seine Hüte krempeln sich schon nach oben.
Ãœber der  Hahnenkleeklippe zieht der Nebel, versperrt den Blick ins Tal der Oder. Tote Fichten die graubraun aus der Nebelsuppe hervor schimmern hüllen die flechtenbewachsenen Steine der Klippe ein. Bald wie ein Bild aus einem vergangenen Inferno. Die Umgebung der Hahnenkleeklippe die sonst an eine sonnige Heidefläche mit Aussicht erinnert, ist einer braunen Ödnis gewichen. Als  grüne Flecken in den ganzen Brauntönen  behaupten sich dIe Blattrosetten dreier  Fingerhüte, wenn man von den, sich unter dem vertrockneten braunen breiten Blättern der Gräser, sich versteckenden grünen Triebspitzen der Heidelbeeren einmal absieht. Gut, dass der Granitbrocken mit der eingemeißelten Inschrift den den Klippenstandort noch einmal bestimmt. So ist man sicher, wirklich bei der Hahnenkleeklippe zu sein. So sehr ist ihre Einzigartigkeit in der Nebelbrühe verschwunden. Vielleicht verschwindet ja auch einmal ihr irritierender Name, denn mit Hahnenklee, einem Ortsteil von Goslar, oder von einem Hahn der durch den Klee um die Klippe rennt, hat der Name nichts gemein. Hahnenkliev lautet die alte Flurbezeichnung und bedeutet nichts weiter als "Hohe Klippe" über dem Odertal. So ist es wenn der Nebel wallt die Aussicht trübe wird oder gar verschwindet. Einmal kommt das Licht, der Sonnenschein zurück.
Auf dem Rückweg leuchtet ein gelber Fleck aus dem Nadelstreu. So richtig klar will sich der "Klebriege Hörnling" aber nicht fotografieren lassen. Lass mich in Ruhe, seine Devise. Da ist der Rippenfarn, der überall mit seinen unterschiedlich aussehenden immergrünen Wedeln umhersteht,  großzügiger, auch geheimnisvoller. Er legt seine unfruchtbaren, mit breiten Blattfiedern versehene Wedel auf den Boden; treibt viel schmalere und längere, hochstehende. fruchtende Wedel, die so tun als würden sie nicht dazu gehören. Die sind aber trotzt ihres Aussehens nicht etwa verkrüppelt, nein sind die Vermehrungsaperate, ihre Sporenträger, die da in den Wind gestellt werden.
Der Weg hinunter zum Oderhaus ist heute mit Flatterband versperrt. Vor Forstarbeiten wird gewarnt So bleibt nur der Weg zurück zum Gasthaus Königskrug. Ein Forstbediensteter überprüft mit dem Pkw die Einhaltung des Verbots zum Odertal weiter zu wandern. Uns ist das recht, bei der Suppe lockt die warme Bude zuhause. Es herrscht Betrieb an der Schutzhütte, bei dem Stempelkasten der Harzer Wandernadel. Was nicht alles an einem gewöhnlichen Wochentag und noch dazu an einem Nebeltag unterwegs ist, trotzdem die Wirtschaften noch Corona-Pause auferlegt bekommen haben, ist sagenhaft. Da wird das Mittagessen mitgeschleppt oder im Kinderwagen, Roller oder Fahrrad her geschoben um dann in der Natur mit lauten Karriole verzerht zu werden. Der Lärm macht die Leute, die dazu gehören, glücklich. Die, die vorbei kommen weniger. Die sind erst glücklich wenn der Lärm hinter ihnen sachte verklingt.
Fleißig waren die Waldarbeiter im Fällen der stehen geblieben, nun doch gestorben Fichten. Die kleine Baumgruppe steht nicht mehr. Nichts was sich aus dem feuchten Nebel im, über dem Kahlschlag abhebt, dem Auge einen Ruhepol geben könnte. Warten wir auf den nächsten Sommer! Dann bei Sonnenschein, werden wir die Aussicht von  dem "Hahnenkliev" in das Odertal herunter blicken. Die Aussicht über tote und hoffentlich noch intakte Wälder, der neuen Jugend des Waldes von hier oben betrachten und die "Heide" um die Klippe im ungefilterten Sonnenlicht ausgiebig genießen können.
Vielleicht so gar die Wirtschaft im Odertal besuchen können, um dort bei einem großen Weizen den Nachmittag anklingen lassen. Doch immer so weit wie  der Corona-Virus das auch zu lässt. Die Hoffnung wächst am 16. Dezember 2020.
Ein Prost auf 2021.

Otto Pake

15 auch dort nicht

16 Gräser "kämmen" den Nebel

17 Fingerhut

18 Rippenfarn