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Seite 2 .... Schlittenfahrt 

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Der Herbrink war mittlerweile mit Kies abgestreut, für eine Schlittenfahrt unbrauchbar. Der Langenberg  zuviel Schnee, für die schmalen Schlittenkufen ungeeignet. So zottelten wir dann eines Sonntagmorgen, den Lenker im Schlepp über den Scharenberg, durch die Stadt, den Hangweg am Ettersberg hoch zum Molkenhaus. Der Hangweg war erst neu wieder hergerichtet. Tiefe Wasserabflussrinnen, schräg von einer Straßenseite zur anderen führend, der weiche tiefe Schnee, machten einen Strich durch unser Vorhaben hier herunter zu sausen. Die steile Abfahrt zur Sennhütte?
Erst einmal noch hoch zur Muxklippe zerrten wir unseren Lenker. Der Waldweg war vom Radauwasserfall über die Luisenbank, die Muxklippe bis zum Molkenhaus für den Kraftverkehr frei gegeben. Die Rückfahrt erfolgte durch das Kalte Tal nach Bad Harzburg. Die Schiwiese, die hier oben endet, weit hinunter zum Haselbach reicht, voller Ausflügler mit und ohne Schi und Schlitten. Für uns, unseren Lenker unbrauchbar. Zu tief der Schnee für die schmalen Kufen. Es blieb nur der zur Fahrstraße gewandelte Waldweg für eine Schlittenreise ins Glück. Und wie das ging! So ein paar Schwierigkeiten hatten wir schon mit im Weg stehenden Dölmern, ihren hinterher gezogenen Schlitten. Doch unser vierfacher Schrei: "Bahn frei" brachte sie an den Straßenrand. Ganz kritisch wurde es am Auslauf vor dem Gasthaus Molkenhaus. Da gab es keinen! Die Kameraden die da umher wuselten hatten so gar kein Verständnis für uns auf dem Lenker. Das Gasthaus stand etwa dort wo heute der Kinderspielplatz ist; ein paar Schritt tiefer.
Als wir zum zweiten Mal die Reise von der Muxklippe herunter kamen rannte der Molkenhaushauswirt mit zwei dreiviertel vollen Eimern mit Rosskastanien über den Platz. "Köööm, Kööööm" schrie der in den Wald. Zuerst kamen die Besucher, dann wir auf unserem Lenker. Da war es aus mit "Bahn frei", da war Vollbremsung angesagt. Wir sollten verschwinden! Etwas bedröppelt, unserer Freiheit verloren, in Grenzen gesetzt, zogen wir ab. Doch immer noch hallten die im Eimer geschüttelten Rosskastanien, der "Kööööm, Köööm" Ruf. Der Ruf galt nicht uns! Zuerst zeigte sich Hans der Platzhirsch. Der kannte den Ruf des Wirtes, den Klang der Kastanien im Eimer schon lange. Der trieb sich auch im Sommer hier rum. Später kamen dann die wirklichen Wilden, beglückten ihre Bewunderer. Wir sehen sie nicht mehr, hörten nur noch das "Kööööm" des Wirtes herüber schallen. Der kann uns mal, der meint nicht was er durch die Gegend brüllt. Der hat uns weggeschickt und schreit immer noch "komm". So schnell wird das nicht wieder werden. Die Straße durch das Kalte Tal auf der der Rückreiseverkehr der Autos nach Bad Harzburg herunter rollt, ist weil da drüben die Hirsche ihre Kastanien bekommen, die Ausflügler unterhalten werden, frei für uns.. Kein Auto auf der festgefahren, vereisten Straße. Freie Schlittenfahrt für uns!
Erst ein bisschen holperig dann aber rasseln wir die Straße hinunter. Hermann hat den Lenker im Griff, wechselt mal von der einen Seite der Straße auf die andere. Dann kommt die lange abschüssige Gerade mit der scharfen Linkskurve bevor der Abzweig hoch zur Tiefen Kohlstelle auftaucht. Hermann will die Kurve etwas von ihrer Enge nehmen, steuert den Schlitten zur rechten Straßenseite. Es ist zu glatt die Kufen greifen nicht, auch mein kräftiges reißen an der linken Bremse schafft es nicht Hermann beim Lenken zu unterstützen um unseren Lenker über den kleinen, sich neben uns auf der Straßenmitte aufbauenden Hügel zu bringen. Die rechte Kufe greift ungewollt in den Schnee am Straßenrand. Wir seitlich kopfüber fliegend, verschwinden im Graben. Ein bisschen dämlich und unglücklich im Koppe, klopfen wir uns den Schnee ab, kratzen ihn aus dem Nacken. Kann passieren. Alles soweit heil geblieben! Es bedarf keiner Absprache. Der Lenker wird zum Beginn der langen Geraden wieder hoch gezerrt. Der Kratzer im Ego muss weggewischt werden. Bevor ein erstes Auto von oben auftaucht wollen wir unsere Unfallstelle souveräner, ohne im Graben zu landen, meistern.
Wieder eine schnelle gute Fahrt. Doch so ganz steht die Besatzung nicht mehr hinter den Fahrkünsten unseres Hermann. Da wird schon mal ein Fuss von der hölzernen Kufe genommen und damit sachte abgebremst. Unserem Hermann passt das gar nicht er meckert über "zuviel Schiss" in der Hose. Was soll's, mit etwas langsamerer Fahrt wird die scharfe Linkskurve gemeistert. Bald ist die B4 erreicht. Unser Lenker rutscht auf der festgefahren Fahrbahn weiter. Folgt ihrer Linie mitten durch die Stadt über die Herzog Wilhelm Straße. Hier gibt es dann Probleme mit  gestreuter stumpfmachender Asche die Ladenbesitzer vor ihren Eingängen ausgestreut haben. Hier muss, um die Harzburger Schlittenfahrt nicht zu unterbrechen, im Sitzen mit den Fäusten machmal nachgeholfen werden um den Schlitten am Gleiten zu halten. Langsam, aber stetig rutschen wir auf unserem Lenker sitzend, durch die Herzog Wilhelm Straße unserer Stadt. Das kleine Stückchen vor dem "Prinzen Heinrich" unten links vor dem Bahnhof bringt noch einmal ein wenig Geschwindigkeit. Zwar müssen auf der Strecke bis zur Badestraße noch kräftig die Fäuste eingesetzt werden, doch dann rutscht es wieder. So stoßen wir, auf dem Lenker sitzend mit den Fäusten immer weiter und wieder abdrückend unseren Schlitten bis zum Drehkranz der Lokomotiven des Harzburger Bahnhof, direkt gegenüber der Gärtnerei Breyer.
 So glitten wir  an diesem Tag, wenn man die Senke des Hasselbaches einmal ausnimmt, von der Muxklippe bis hinein nach Bündheim. Ungewollt zwar, nur  so aus dem Umstand, dem Moment heraus, machten wir eine  herrliche Schlittenfahrt auf glatter Kufe,  getrieben durch die eigene Schwerkraft, der Kraft unserer Fäuste, mitten durch Bad Harzburg.  Sag mir einen der uns das vorgemacht oder nachgemacht hat! Niemanden wirst du finden. Es was einmalig und wird es bleiben. Schnell verschwand der grauweiße, blanke, glatte Spuk von der Straße. Nach unserer Reise begann auf den Straßen, schon während des Fallens der weißen Flocken, das große Streuen. Erst mit Kies, der den Nachteil hatte, ihn wieder aufladen und entsorgen zu müssen. Das Salz, das Jahre später, anschließend folgte, die winterliche Pracht der Straßen in eine matschige, schwammige Soße verwandelte, machte das allein.
Auch unser Lenker fand an der Wand in der Schmiede, seine zwei Haken wieder . Heil war er geblieben, da gab es nichts zu bemängeln. Doch ein weiteres Mal auf eine unserer Wintervergnügen nahmen Ihn nicht mehr mit. Das Wiederholen wollen eines schönen Erleben, ist immer mit Enttäuschung verbunden. Immer wird etwas vom Ersten fehlen.
Jetzt wurden Schlittschuhe an, unter die Stiefel geschraubt. Da litten zwar die Stiefel drunter, doch mit ihnen war es leichter zu Händeln. Obendrein konnte man sich an den Bus, oder an ein anderes Auto hängen, den Marsch nach oben oder die Fahrkarte sparen. Doch das ist eine andere Geschichte.

Otto Pake