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28 Harzklub-

So schaufelt nun die forstliche Verwaltung die für den Wiederaufbau nötigen Planungsunterlagen, den Finanzplan, von der einen Schublade in die nächste. Wundert sich, dass statt weniger Kosten, diese immer weiter in die Höhe klettern. Es ist ja auch nicht so einfach wenn Beamte versuchen sich zu Kleinunternehmern aufschwingen; obwohl sie in den Besonderheiten die für einen Wirt einer Waldgaststätte gelten, nicht im geringsten ausgebildet sind. Da ist nichts mit monatlicher Lohnfortzahlung. Da ist Einsatz und Unternehmertum, Risikoeinsatz der auf eigene, persönliche  Kosten geht, erforderlich. Da platzt so mancher Traum. Vorbei, vergessen die rustikale Einkehr im Kästehaus!
Ein Lied besingt zwar: "Wunder kehren immer wieder" hier liegt das Wunder verschlossen in der Schublade.
Den "Alten vom Berge" stört das alles nicht. Der schaut wie eh und je ins Okertal herunter. Ob nun die Fichten dunkelgrün oder vom Borkenkäfer versilbert erscheinen. Ob den Menschen hier oben ein Ausflugsziel erwartet,  einkehrt oder seine Vesper selbst herauf trägt. Ihn kümmert das nicht. Selbst das Fortgeworfene stört ihn nicht. Er spielt mit dem Schatten der Sonne, schaut meistens ein wenig grimmig drein und ärgert sich selbst nicht eimal wenn der Geländerschatten seine Züge trifft und somit den Fotografen ärgert, der möglichst seinen Kopf ohne störenden Schattenwurf des Harzer-Eisengeländers ins Bild bringen möchte. Ein Granitschädel bleibt einer; komme was da kommt.
Eine dreiköpfige Wandergruppe aus Wernigerode hat das schon erkannt. Sie packen Wasserkocher, Tassen und Teebeutel aus und freuen sich das ihr  Tee so halbwegs gelingt. Kleine halbvergessene Jugendfreuden sind zurück bei den drei Herren aus Wernigerode.
Wir schleichen uns bald davon. Wandern über die Kästestraße zum Ahornplatz, weiter zum Schießhüttenplatz,  wandern über den fast zugewachsen Trampelpfad neben der asphaltierten Straße zur Stiefmutter, nicht zu dem Bruch wo der Stiefmutterkies abgebaut wird, sondern direkt über den Stiefmutter-Berg, dem Berg aus "Steifen Modder". Auf dem nichts weiter wächst als nutzloses Gestrüpp. Die Meinung der damaligen Zeit.  Der nicht ausgeschilderte Pfad bringt uns zur "Schutzhütte Alte Schlewecke". Schattenblümchen, Siebenstern, Rippenfarne sind unsere Begleiter. Ein hinter Brombeeren versteckter flacher hoher Stein, hat um noch prächtiger zu erscheinen, eine Perücke aus vertrockneten rot-farbigen Weidenröschen aufgesetzt. Auch die Waldwicke mit ihren blaugestreiften Blüten grüßt am Wege. Hier am Goldbach, der etwas unterhalb zur Gläsecke wird, Ist eine kurze  Pause das Richtige. Weit, aber zu beiden Seiten eingeschränkt, reicht der Blick von hier ins nördliche Harzer Vorland. Ein doch schon ordentlich starker  Stamm einer Esskastanie  am Goldbach überrascht uns. Esskastanien hier oben im rauen Klima der Harzer Berge. Werden ihre Früchte hier oben jemals zur Reife heranwachsen? Nicht mehr zu unserer Zeit! Da ist mit Sicherheit noch ein wenig Geduld angesagt. Wilde Klimaprognosen ändern daran auch nichts. Vielleicht wird es ja übermorgen schon wieder kälter!
Vorbei an uralten mit Flechten bewachsenen Ebereschen wandern wir auf den, bei seiner Fertigstellung mit Rindenmulch  abgestreutem Pfad ins Gläseckental hinunter. Vom damaligen Eintrag des Rindenmulch ist nicht mehr viel übrig geblieben. Der ist dem Weg des Wassers gefolgt und verschwunden; besser das Wasser ihn einfach mitgenommen. Schmal und steil verläuft der Wanderweg herunter. Die Gläsecke wird mit leichtem Sprung gequert. Bald kommt der Abzweig des 48 Pfennig-Weg. Wir folgen ihm nach links. Wieder am Schlackental angekommen betrachten wir noch einmal eine Besonderheit am Wege. Wie gewachsener Travertin erscheint, präsentiert sich  eine Felswand. Steht hier in der Tiefe am Hang des Goldbergs auch kalkhaltiges Gestein an? Denn nur so  entsteht aus den gelösten Kalksinter,  das wie mit Fäden durchzogene luftige Travertin-Gestein. Die Antwort darauf muss ich ich leider schuldig bleiben.
So vergeht der lange Wandertag gegen den Uhrzeiger auf dem Kästeklippenpfad zur Käste, zum "Alten vom Berge", dem sonnenbeschienenen, ewig ein wenig nörgelig dreischauenden Schädel aus Granit.

Otto Pake


36 eigenartiges Gestein!

37 Travertin im Schlackental?