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13 Verschont vom Borkenkäfer

Der Blick über das Okertal mit seinen abgeernteten kahlen Berghängen auf der westlichen Seite verspricht nichts Gutes für die noch grünen Fichtenbestände die die Kuppen der Berge noch im dunklen Waldesgrün halten. Der Borkenkäfer wird da oben auch noch sein Unwesen treiben, die Fichten in einen "Silberwald" verwandeln!  Hier am westlichen Berghang des Goldbergs ist das schon Vergangenheit. Ein paar der übrig geblieben alten Fichtenrecken behaupten sich zwar noch im Wind. Wenn sie auch den Borkenkäfer überleben konnten, sind sie nun den Herbst- und Winterstürmen völlig schutzlos ausgeliefert. Der jedoch kennt kein Pardon, er wird sie umblasen wie "Pustebacken" die Flamme einer Kerze. Doch zwischen den Blüten des Fingerhuts, den hellen feinen Ähren der Drahtschmiele, der Rasenschmiele, drängeln sich schon kleine Buchen, Vogelbeeren, Weiden und Birken zum Licht. Nicht zu vergessen sind auch die Vielzahl der kleinen Fichten die sich im Gras behaupten konnten. Der Wald kommt und geht. Wir mit unseren Gedanken, Vorstellungen und Planungen stokeln nur ziemlich hilflos dazwischen herum. Streiten über Nachpflanzungen von fremdländischen, ertragreichen Baumarten. So sind die  dunklen, dichte Fichtenforste Vergangenheit. Jetzt erstrahlen bunte Grasflächen mit jungen Laub und Nadelgehölzen einen Teil der Harzer Berge. Wenn diese von der Sommersonne beschienen werden bietet der Harz ein anderes, wenn nicht sogar schöneres freieres Wandererlebnis mit unzähligen Fernblicken.
Doch noch zeigen hohe, lange, farbig markierte Holzpolter an zerfahren Wegen liegend, dass wir uns auf die zu erwartende Schönheiten noch etwas gedulden müssen. Überall präsentieren sich in waldfreien Gebieten reizvolle Felsgruppen, bewachsene umgestürzte Fichtenstuken, Waldgrasflächen mit den sie überragenden Blüten des Roten Fingerhuts.
Der Schriftzug des Jägerborns hat auch schon bessere Tage erlebt. Nicht nur das sein Schriftzug abgeblättert, unter Landkartenflechten halb verschwunden ist, nein jetzt erinnert eine vergessene, abgelegte gerissene Kettensäge an den Durchzug der Forstarbeiter. Die kleine Staumauer des Jägerborns wartet auf eine Sanierung. Große Steinbrocken aus ihrer Mauer haben sich selbständig gemacht. Mit etwas Mörtel und fleißigen Händen wäre dieses Problem aber schnell und leicht zu lösen.
Ein Zittern streicht über den kleinen Wasserstau. Interessiert schleiche ich mich an. Eine schwarze, gelbgeringelte Kleine Mosaikjungfer legt  ihre Eier in das kleine stehende Gewässer ab. Ihre Vorderbeine haben sich als Schwimmhilfe einen im Wasser liegenden Zweig ausgesucht. Ihr Hinterleib titscht immer wieder ins Wasser.
Trotzt der Nähe meiner Kamera nimmt sie mich gar  nicht wahr oder für voll. So könnte man es auch nennen. Ein wundersames Spiel wird mir da geboten!
Als eine bemooste Kalkspatkruste auf Granit, beschreibt mein Partner den weißen gewürfelten herum liegenden Gesteinsbrocken. Matt glänzend kleine Einschlüsse, wie helle Granate, leuchten zerstreut aus diesem hellen Geklüft hervor. Waldsanikel, Brennnessel und Berg-Weidenröschen rahmen die Idylle ein.
Ein Wanderzeichen des Harzklubs am Wege. Wir laufen jetzt mit Schweiß auf der Stirn auf der Kästechaussee die von Waldhaus Oker zur Käste herauf zieht. Wieder liegen blau markierte Holzpolter am Weg. Versuchen sich hinter wuchernden blühenden Fingerhut und Brennnesseln zu verstecken. Gelingt nicht!
Traurig der Anblick, der  mit Folie abgedeckten Bodenplatte des ehemaligen Kästehauses. Abgerissen wurde es schnell. Doch nichts ist seit den Jahren ihrer Aufgabe hier geschehen. Das immer wieder beteuerte Ziel der Forstverwaltung das Haus wieder aufzubauen ist wohl in einer verschlossenen Schublade verschwunden. Waren da vielleicht persönliche Interessen höherer Beamter mit im Spiel, oder warum hat man dem ehemaligen Pächter der forstlichen Grundfläche nach Auslauf des Pachtvertrages, diesen nicht einfach verlängert. Er, der das Gästehaus, die Käste, gekauft hatte, die Wirtschaft betrieb, auch, wie er betonte einen Nachfolger bei der Hand hatte, wurde, so wie mir der heiße Atem des brodelnden Topfes der Gerüchteküche es heran getragen hat, ich es aufgenommen habe, alle Argumente des Wirtes in die Tonne getreten. Genussvoll und ohne Gewissensbisse der Grundstücksverpächter, ging so ein Teil seiner angedachten Altersrente verloren, er  bald an den Rand der Verzweiflung getrieben. Nun hat niemand mehr etwas vom Kästehaus. Die Forst keinen Nachfolger der das Gasthaus auf Dauer sicher betreiben kann. Der ehemalige Pächter strich mit dem nackten Zeigefinger unter seiner Nase den angestauten Frust ab, schmierte ihn am Hosenstoff seines Gesäßes ab. Das war's dann.

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24 der "Alte vom Berge"

25 Granit und Fingerhut

26 Blick zum Sudmerberg

27 die Teekocher