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Langensteins... Adoniswiese am Steinberg. 

1 Am Goldbach

2021.04 18.
Wer Langenstein, seine Umgebung noch nicht besucht hat sollte dies unbedingt nachholen. Hier protzt die Landschaft mit ihren, der Ort, mit seinen Geschichten. Hier erbaute der Bischof Ulrich von Halberstadt seine Fluchtburg. Ein Ausweich  wenn es ihm in Halberstadt einmal zu brenzlich wurde. Diese "Altenburg"  stand für knapp 500 Jahre auf dem Langen Stein, dann ging sie am Ende der Kriegswirren des 3o jährigen Kriegs verloren. Die Schweden zerstörten sie; die Ortsbewohner verbrauchten ihre Steine zum Haus-und Hofbau. Ãœbrig blieben bis heute nur die Höhlen im Sandstein, die weiterhin als Ställe, Keller oder gar Wohnung genutzt  wurden oder werden
Als der verheiratete Herzog Karl von Braunschweig auf einer Studienreise durch Europa, die junge Witwe Maria Antonia von Branconi kennen lernte war er von ihrer Schönheit so beeindruckt, dass er sie als offizielle Mätresse mit nach Braunschweig brachte. Sie galt damals als Schönste im Land und über die Grenzen hinweg. Sie war nicht nur schön, sondern auch vermögend. Das ist etwas was man nicht, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet zu erlangen, abweisen sollte. So dachte der Herzog auch und nahm sie mit nach Braunschweig. So eine Doppelbelastung in nächster Nähe, ist schwierig zu Händeln. So kam es, dass die Gräfin Branconi 1778 nach Langenstein übersiedelte. Sie fand  Gefallen an diesem geheimnisvollen idyllischen Ort. Sie kaufte das Gut. Ließ sie  im Ort ein barockes Schloss erbauen. So hatte sie für sich und ihrem mit Karl gezeugten, unehelichen Sohn, ihren zwei Kindern aus ihrer Ehe mit Pessina de Branconi, eine herrliche Bleibe. Schönheit und Reichtum verströmen den Geruch der Liebe. So blieb es nicht aus, dass der Duft auch Johann Wolfgang von Goethe in die Nase stieg und er die Schöne in Langenstein besuchte. Leider wird Schönheit und Reichtum oft von Leid begleitet. Nach mehreren Reisen in die  Schweiz, nach Frankreich, besuchte sie 1790 Langenstein zum letzten Mal. Bald darauf zog nach Frankfurt am Main. Sie kränkelte. Es folgten mehrere Kuren bei der sie sich "Frau von Hoppelberg" nannte.Während einer Kur in der Therme Abano in Venetien verstarb die schöne Deutsch-Italienerin mit 47 Jahren.
Ein halbes Jahrhundert später kaufte der in Schlanstedt geborene Landwirt und Pflanzenzüchter Wilhelm Rimpau Schloss und Gelände. Bastelte ein wenig am Schloss herum. Vergrößerte und gestaltete den Schlosspark zu einem englischen Landschaftspark um. Die Familie Rimpau blieb bis 1945 Eigentümer. Die Bodenreform der sowjetischen Besatzer machte Schluss mit ihrer bald 100 jährigen Erbfolge. In einem kleine Eibenhain am Rand des Parks findet man ihre Gräber.
Das Schloss wurde Heilstätte. Der Landschaftspark sich weitgehend selbst überlassen.. Die alte Schlossgärtnerei auf den neuesten Stand gebracht. Bald darauf jedoch wieder geschlossen. Ein ertragreicheres Pflege- und Altenheim entstand statt ihrer.
Jetzt werden  im Schloss Autisten therapiert. Der Schlosspark wurde den "Gartenträumen Sachsen-Anhalt zugeschlagen. Ein Besuch ist lohnend. Wunderbare alte Bäume, Sträucher von erhabener Höhe und Breite, ein Blüten-  und Blattwerk  von Frühlingsblühern, durchsetzt mit nickenden, gelben wilden Tulpen. Plätze zum Ruhen, zum Lauschen der Vogelstimmen in den Zweigen, dem Gezeter der Enten auf dem Schlossteich, dem geheimnisvollen Wispern und Rufen welches vom Schilf herauf tönt. Träumend könnte man Stunden hier verbringen.
Für uns ist es der krönende Abschluss unseres Spaziergang entlang des Goldbaches über die Adoniswiese des Steinberg zur Untermühle. Dem gruseln bringenden Blick in die halbverschlossen Unterwelt der einstürzenden Höhlen in der Kalksandsteinwand am Goldbach. Der Goldbach begleitet auch unseren Rückweg mit seinem tiefen, schräg begradigten Ufer, seinen jungen und alten zerzausten Obstbäumen, dem aus den Fugen geratenen Korbweidenwäldchen. Ein Stück seines Weges muss der Goldbach sich seinen Namen schämen. Eingezwängt in schrägen betonierten Uferplatten rinnt er, hinter den letzten bebauten Grundstücken hervor kommend, uns schweigend entgegen. Beim Kriegerdenkmal, auch ein schöner Platz, queren wir die Straße. Machen unsere Abschlusspause, wie schon erwähnt auf der Bank oberhalb des Schlossteiches, Schlendern am Schloss vorbei. Betrachten die mächtigen alten Bäume, die Gedenkstele der Gräfin Branconie. An der Straße wartet ein Getreuer auf uns, der uns herbrachte, uns nun wieder heim bringt.

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11 verbotener Höhleneingang

12 ein Blick durch die Tür

13 März-Veichen, Taubnessel

14 Schwielen-Löwenzahn