Will sich nicht fotografieren lassen, sucht immer wieder Deckung. Überquere ein gefasstes Wassergerinne, den Überlauf des oberhalb liegenden Sennhüttenteiches. Eine kreisrunde, ebene Fläche zeugt von einer längst vergangenen Kohlstelle. Ein Versammlungsplatz zur Waldandacht. Mit einem starkem Harzstrom versucht eine verletzte Fichte seine Verletzungen zu schließen. Dicht daneben ein toter Fichtenstumpf. Runde, moosbewachsene Maserknollen am Wurzelhals verleihen ihm eine abstrakte sexuelle Darstellung. Niederliegende Fichten schmücken sich mit dem Gemeinem Wurzelschwamm, mit dem Rotrandigen Baumschwamm. Die pilzlichen Zersetzer eines alten Holzstammes sind schon weiter gezogen. Junge Fichten erobern jetzt das vergehende Holz, finden ein gut vorbereitetes Keimbett. Die daneben liegende Buche ist noch nicht soweit. Buchen-Gallertkreisling und der Brandige Krustenpilz haben mit ihrer Arbeit gerade erst begonnen. Werden unterstützt von der Geweihförmigen Holzkeule, die in diesem Jahr besonders häufig zu sehen ist. Ziemlich wenig ist dieser Wegabschnitt begangen, fast zugewachsen ist mein Pfad, obwohl das T-Zeichen, -Kur-Terrainweg-, mich begleitet. Etwas feucht-warmes läuft mir über Mund und Kinn. Auf dem braunen Laub der Buchen am Boden zeichneten sich Tropfringe ab, die sich zu einer kleinen roten Pfütze vergrößert. War es die über den Pfad gewachsene Brombeerranke die mir durch mein Gesicht streifte, oder was war die Ursache warum plötzlich aus meinem rechten Nasenloch das Blut tröpfelte wie aus einem nicht ganz geschlossenen kleinem Wasserhahn? Habe keinen Schmerz einer Verletzung bemerkt, bin völlig überrascht über den Strom des Lebenssaft der mir aus der Nase läuft. Das Tempotuch ist im Nu feucht, rot gefärbt von meinem Blut. Gut, dass ich immer ein Paket davon dabei habe. Doch eins nach dem anderen feucht-roten Tücher verschwindet in einem Mauseloch, unter den braunen Blättern der Buchen. Ungehemmt tröpfelte es aus dem Nasenloch.
Überschreite die Fahrstraße des Kalten Tales, biege im spitzen Winkel ab hoch zum Burgberg. Immer noch färbt sich das an die Nase gepresste Tuch rot. Läuft mir Blut über den Handrücken in den Ärmel. Gerinnt, klebt auf der Haut. Wenn mir so etwas am Sonntag in Gemeinschaft passiert. Eine schreckliche Vorstellung! Erst kurz vor dem Abzweig, der links zurück zum Kurpark führt, das allerletzte Tempo unter der Nase, wird der tropfende Hahn abgestellt. Ein Auto der Forstverwaltung steht dort. Ein in dicker Joppe eingewickelter, frierender Forstwirt daneben. Links am Südhang flattern bunte Bänder an den Bäumen. Ganz unten, von hier nicht sichtbar kreischt eine Motorsäge. Mit meinem roten Tuch an der Nase will ich erst grußlos vorbeischleichen. Die Neugier siegt, ich spreche den Frierenden an: "Bitte, was bedeuten die flatternden Bänder an den Bäumen?" Bin wohl zu dicht an ihn herangetreten, hat sich erschreckt über mein Erscheinen, mein Aussehen. Der Frierende tritt zwei Schritt zurück, mustert mich, zögert mit einer Antwort. "Hier entsteht ein neuer Zick-Zack- Weg herunter ins Kalte Tal zum Baumwipfelpfad. Wir schneiden die Trasse frei. Später kommt dann ein Schreitbagger der den Weg in den Hang gräbt. Ich stehe hier zur Sicherung meines Kollegen der dort unten mit der Säge arbeitet." Noch einpaar freundliche Worte werden gewechselt. Leicht irritiert gehe ich weiter. Mein Nasenloch ist wieder trocken, die Blutung gestoppt. Der Heilige Antonius, der Helfer der Suchenden, leitet mich auf seinen Weg. Eine Einkehr im neuem "Aussichtsreich" wird verschoben. Beim Aufstieg zum Sachsenberg versuche ich meine aufgewühlten Gedanken zu ordnen. Versuche die privaten Baumaßnahmen vom Burgberg mit denen der Stadt, der Kur- und Wirtschaftsbetriebe des Kalten Tales in Reihe zu bringen. Was für ein Terz wurde veranstaltet bei der privaten Investition auf dem Burgberg, wie versagten, schwiegen diese Stimmen zum Kaltem Tal. Denke an die Feuersalamander- Sammel-Aktion in den frühen Morgenstunden des Maisingens auf dem Molkenhaus. Um eine Fahrgenehmigung dahin zu bekommen musste die Fahrstraße von wandernden Salamandern geräumt werden. Knappe 20 Salamander brachten wir von der einen Straßenseite zur anderen, immer dorthin wo die Nase der Salamander hinzeigte. Hat Spaß gemacht, diese Aktion und ich verurteile diese Forderung nicht. Stimmt aber die Verhältnismäßigkeit? Hat irgendjemand die schlafenden Salamander gesucht, um gesetzt? Hat überhaupt einer auch nur an die Unsichtbaren, Anwesenden gedacht? Vielleicht war es auch ein Einsehen in die gepredigte Notwendigkeit, zum schnellen Entschluss zum Bau des Pfades, die schnell Einigkeit herstellte. Es gibt aber auch Stimmen die fragen unter welchem lieblichen Schleier die erwarteten Protestlaute verschwanden.
Lassen wir das, es gibt in diesen Zeiten noch viel Unfreundlicheres.
Beim Sachsenstein die neue Stein-Wangenbank --Horst Woick-- mit dem künstlerischem, eisernen Kopf des Krodo . Beides Geschenke seiner Freunde, aufgestellt zu seinem 80. Geburtstag. Selbst der Heilige Antonius war über das Pärchen "Bank--Kopf" überrascht. Bestimmt ging ein Lächeln des Verständnis über sein hölzernes Gesicht. Gezeigt hat es er zwar niemanden. Der Heilige kennt seinen Horst.
Ab dem "Himmelsloch" geht es bergab zur Säperstelle. Auf diesem Platz wurden früher die Fichten geschält, die Borke von den Fichten mit scharfen Eisen abgestoßen. Die Brut des Borkenkäfers, die darunter ihre Gänge nagte, gleich mit vernichtet. Die gesäperte Borke wurde als Einstreu, zum Heizen verwendet.
Der Wegweiser des National-Park zeigt mit einem schwachen Arm ins Stübchental. Der zurückgelegte Weg wechselt des öfteren, nicht bemerkbar für den Wanderer, die Grenze zwischen Forst und NP.