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1 Mittlerer Kellerhalsteich

2 Harteweger Graben

3 Vor dem Hartenweg

4 Neue Grabenbauweise

5 Erosion im Kleinen Pistal

6 Stadtweger Graben

7 Fichtenverjüngung

8 Hirschlosung

9 Preussag-Fehlschlag

10 Grabenverlauf

11 am Hang des Großen Pistals

12 Fehlschlag innen

13 und von außen

14 Wurzelbrücken

15 der Ist-Zustand

16 Pistaler Wasserlauf

17 1079 m Dunkelheit

Vom Kellerhals in die Täler der Bischöfe  

Eine Wanderung am 16.02.2014 des Clausthaler Vereins mit und von Dr. Welke

Mit gut 20 Interessierten war auch diese angebotene Exkursion wieder gut besucht. Treff war wieder der Parkplatz am Dammfuß des Großen Kellerhalsteiches. Nach einer mittellangen Einführung bei dem -"Die Bischofstäler"- vorgestellt und erläutert wurden, denn auf der Harzkarte sind diese nicht aufzufinden. Gemeint sind Großes und Kleines Pistal.
Dieses hat nichts mit  der Notdurft zu tun, sondern ist eine Verballhornung Bischöflichen Eigentum. Als "Bis-cup-dalr" sind sie im Buch von Dr.Hugo Hase -Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz-  beschrieben. Mit Urkundenfälschung versuchte sich das Kloster Neuwerk zu Goslar unter dem Bischof Siegfried von Hildesheim dieses Gebiet anzueignen, es der Stadt Goslar wegzunehmen. Klappte nicht so ganz, doch ist es bezeichnend für die herrschende Klasse sich Vorteile auch illegal zu sichern. Geht es ums Geld hat sich von damals im Jahr 1304, bis heute nicht viel geändert. Jeder möchte seinen Einfluss, seine Macht, seine Pfründe sichern und vergrößern. Da war es dann auch leicht von "Bischofstälern" zu Pis(s)tälern zu wechseln.
Nach dieser Wissensgrundausstattung ging es dann auch bald los mit unserer Exkursion. Wir querten die Fahrstraße, stiegen über die Leitplanke, rutschten mehr oder wenigerer den steilen Straßenhang hinunter stehen am Beginn des Harteweger Grabens. Der verläuft ein kleines Stückchen oberhalb des eigentlichen, des natürlichen Talfuss, in dem der Furbach, der heutige Spiegelbach fließt. Um die unterliegenden kleinen Teiche, nebst dem Stadtweger Graben vor Hochwasser besser zu schützen wurde der Graben, der Harteweger Graben, angelegt. Schnell entfernen wir uns von der tiefer fallenden Talsohle, bleiben auf der Höhenlinie. Von unten schimmert die Wasserfläche des Wegesmühlen Teiches herauf, verschwindet bald hinter den Fichtenstämmen. Stop auf der Brücke der "Alten Harzstraße". Der "Hartenweg", auch "Campesweg" genannt wird schon 1534 bei einer Grenzfestlegung erwähnt. Noch heute wird sich in den Schriften darüber gestritten welcher Wegname richtig ist, ob Hartenweg nun von hart, oder Hartzweg mit (t) kommt! Schnurz egal, es ist eine der uralten Wege über den Harz! Der Graben, unter uns. Neu aufgebaut ist er. Breit sein Bett, mit einer Grabenbrust die eher einem Bahndamm ähnelt. Die Talseite mit neu gefasster Mauer aus Grauwacke in neuer, wirtschaftlicher Bauweise errichtet, macht er einen unverwüstlichen Eindruck. Doch der Eindruck täuscht. Nicht weit und wir betrachten eine der Schwachstellen der neuen Bauweise. Die Grauwackenmauer wandert nach innen zum Graben. Fahrspuren der Baumaschinen die den Graben errichtet und auch warten, drücken mit ihrem Eigengewicht die Grabenmauer nach innen. Ein noch neuerer "Fehlschlag", nicht steuerbar durch das Herausnehmen von Staubrettern, leitet bei Hochwasser des Grabens, einen Teil seiner Flut zu Tal. Der Rest braust später im "Kleinen Pistal" hinunter. Doch so weit sind wir noch nicht. Erst macht uns Dr. Welke noch auf eine weitere Bausünde aufmerksam. In alter Bauweise wurden zur Dichtigkeit von Grabensohle und Trockenmauerwerk Grassoden genommen. Heute wird Lehm, der im Harz nicht zu finden ist, aus dem Vorland angefahren und als Dichtstoff verwendet. Ein Bruch der alten Graben-Bauweise. Kann man zwar verstehen, denn wo sollen die Mengen von Rasensoden heute gewonnen werden ohne die Umweltschützer, Wanderer und Gäste des Harzes auf die Barrikaden zu bringen. Wenn von den Wiesenflächen die Soden geerntet werden, die Wiesenblüte über viele Jahre verschwunden ist? Da beisst sich der Hund in den Schwanz!
Ziemlich abrupt ist unser Graben einschließlich unseres Weges auf der Grabenbrust zu Ende. Eine tief eingefressene Erosionsrinne poltert  zu Tal. Wir sind im "Kleinem Pistal" angekommen. Früher versorgte der Harteweger Graben das Pistaler Revier mit Zellerfelder Hoffnungs-Schacht, wahrscheinlich ging auch überschüssiges Wasser in den eine Etage tiefer verlaufenden Stadtweger Graben, der das Bockswieser Revier, vom Stadtweger Teich kommend, versorgte. So ganz genau habe ich das nicht mitgekriegt. Wir müssen nun, um die tiefe Rinne zu umgehen auf die andere Seite des Grabens wechseln. Eine heikle, nicht ganz einfache Angelegenheit. Einen Knieverletzten bringt die Geschichte ein. Nun geht es steil und polterig im Kleinen Pistal runter, bis wir auf den Stadtweger Graben treffen. Fast vier Kilometer zieht er sich, wie gesagt vom Stadtweger Teich kommend nun oberhalb des "Großen Pistales" entlang, bis er als Pistaler Wasserlauf unseren Augen entschwindet, in der Nähe des Flößteiches bei Bockswiese wieder zu Tage kommt. Das vorweg.
Wir sammeln uns wo der Stadtweger Graben das Kleine Pistal quert. Von einer Querung kann man nicht mehr sprechen! Die Erosion des Kleinen Pistales hat den Graben förmlich zerschnitten, die Grabensohle liegt jetzt 6 bis 8 Meter über dem ausgewaschen Pistaler Bach. Erahnen kann man nur noch wie die Überleitung vom Wasser des oberliegenden Harteweger Graben in den Stadtweger Graben einmal funktionierte. Alles ist von der gewollten Hochwasserflut des Hartewegers Graben im reinsten Sinne den Bach hinunter, in den Oberen- und Unteren Spiegeltaler Teich gespült. Erst später als der Schaden betrachtet wurde, die Erosion-Wunde im Kleinen Pistal nicht mehr zu heilen war, wurde mit dem erwähnten festen Fehlschlag im Harteweger Graben die Flutwasser ein wenig verteilt. "Wir folgen jetzt dem Stadtweger Graben, es wird ein wenig hart so um die 200m" die Ansage unseres Dr. Welke. Er behielt recht. Umgestürzte Bäume, zugewachsene Passagen, mal im trocken Graben, mal links, mal rechts des Grabenverlaufes suchten wir unseren Weg. Bald wie in der Kernzone des National Parks, so stelle ich mir das wenigstens vor, ging es weiter. Dicke, schwarze fast kugelige Losung der Hirsche, wenn es dicht durch jungen Fichtenwald ging. Je weiter wir kamen desto schmaler, zugewachsener, eingefallender wurde der Graben. Starke Fichtenwurzeln haben den Graben von der einen Seite zur Anderen überwachsen, bildeten kleine Grabenbrücken. Hüfthohe Heidelbeeren lassen den Verlauf des Graben nur ahnen. Dann wieder freier, sichtbarer Grabenverlauf. Ein Fehlschlag nach Preussag-Art, statt Holzverbau ein 70er Eisenrohr in der Grabenbrust als Überlauf,. Nicht nur die Fehlschlaghölzer, Balken und Bretter sind vergammelt, schlimmer noch ist vom Ausflusswasser die Grabenbrust von der Talseite her erodiert. Nicht mehr lange und das Rohr bekommt Übergewicht, fällt nach unten und die Grabenbrust ist hin! So ist es halt mit den älteren Brüsten, immer der Drang nach unten! Naturgesetz.
Plötzlich eine herausgearbeitet Schlucht, der Stadtweger Graben verschwindet im Pistaler Wasserlauf. Über Dreiviertel des Wasserlaufes sind verschlämmt, erst der Blitz des Fotoapparates bringt seine frühere Höhe ans Licht.
Weiter geht es über Abraumhalden hoch zum Zellerfelder Hoffnungs-Schacht. Nicht mehr viel zu sehen vom Ehemaligen. Finden noch Holz, Eisenträger mit Beton vergossen die in die Tiefe führen, doch unser Dr. Welke hatte sie noch nicht entdeckt, konnte den Fund auch nicht so richtig einordnen. Stoßen auf einen Graben, der vom Kellerhalser Graben, kurz bevor der als Tannhaier Wasserlauf verschwindet, abzweigt und Aufschlagwasser für die Zellerfelder Hoffnung herüber leitete. Bei unserer ersten Exkursion sind wir wegen einbrechender Dunkelheit hier umgekehrt. Heute, nun wollen wir mit dem letztem Tageslicht die damals auch ausgelassenen "Sägemühle" besuchen, denn der Weg hat wieder viel Zeit gekostet. Unter den Fichten dämmert es schon. Der Fotoapparat geht schon auf Nachtmodus, liefert per Hand nicht mehr die besten Bilder. Ein kleines Stücken am Kellergraben zurück, dann den Berg hoch, bis wir unterhalb des Oberen Schalker Graben stehen bleiben. Hier stand also die Sägemühle, die Fichten für den Bergbau gleich an Ort und Stelle zu Balken und Bretter schnitt. Angetrieben mit Wasser des Oberen Schalker Graben, das gleich im Kellerhalser Graben gefangen wurde, neuen Zwecken diente. Nichts von der Energie der Wasser sollte verloren gehen, jeder Tropfen nach Möglichkeit mehrfach genutzt. Ein Trockenmauer-Gerinne von oben, vom Oberen Schalker Graben, kommend, ist noch auszumachen. Die Radstube der Sägemühle? Anregende Diskussion auf dem Heimweg am Oberen Schalker Grabenweg. Nach gut 1000m Fussmarsch sind wir wieder beim Parkplatz unterhalb des Großen Kellerhalser Teich. Das war's.
Dank an Dr. Welke.
Einfach toll ist es gewesen. Zwar immer noch nicht alle Zusammenhänge begriffen. Doch kann man das bei den wohl über 600 Jahre dauernden Ausbau, Umbau, Anbau, Verfall und Neugestaltung, Grenz- und Wasserstreitigkeiten wirklich? Generationen haben Wissen und Fleiss investiert. Was können wir der Nachwelt davon erhalten? Das Wasser bleibt ja nicht ungenutzt. Der Rechtsnachfolger des historischen Wasserregals, die Harzwasserwerke versorgen, vermarkten, über, von den Bauten der Oberharzer Wasserwirtschaft, Trinkwasser in weite niedersächsische Räume, Städte und Dörfer. Ein fest geschriebener Teil ihrer wirtschaftlichen Gewinne fließt schon in die Erhaltung von Teiche, Gräben, Wasserläufe, Wanderwege. Zur Bestandsicherung der Einmaligkeit dieses Oberharzer Denkmals ein etwas zu kleiner Tropfen! Ein Rückbesinnen auf die Werte, dort wo die Grundlagen ihres wirtschaftlichen Erfolges herkommen, wäre wünschenswert!
Oder betrachte ich die Geschichte mit nur einem Auge?

Otto Pake

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Weitere Info zum Dammgraben, finden Sie unter