Kein Lärm von der Straßenbaustelle vor dem Haus.
Zum Abendessen sitzt die Bude voll. Alle beim Speisen, nur am Ecktisch zur Küche, drei Damen mit Kleinstgericht an dem umher genörgelt wird. Kann man vergessen, bei denen ist selbst das Wasser zu dünn. Wir zwei schlagen über die Stränge bestellen uns Rumpsteak mit Zwiebel. Müssen eine Weile warten bis es serviert wird. Achim erwischt ein besonders großes, meins war wohl das Letzte, nicht ganz so groß, nicht ganz so stark. Schmeckt aber prima; gleiche die mindere Stärke des Steaks mit zwei Bieren aus. Mit einer "Roten" von der Saale-Unstrut und zwei Gläsern verschwinden wir zum Schlummertrunk auf unsere Bude, zur Glotze.
Freitag, der 31. 10.14. Wogau - Jena-Lobeda
Heute ist Reformationstag. Feiertag in Thüringen. Merkt man, sind die einzigen Gäste um halb Acht beim Frühstück. Morgens ist der Wirt da. Bringt uns Kaffee. Tolles Frühstücksbüfett! Achim schwelgt in den Salaten. Kippt sein Glas Orangensaft um. Über die Tischdecke, auf seine Hose läuft die klebrige gelbe Brühe. Achim steht auf, klopft die Soße ab. Orangensaft auf dem Parkett. Munter tropft der Rest vom Tisch auf dem Boden. Kleine und große Orangensafttümpel, mitten drin Achim. Mit Tempotüchern versuchen wir die Flut einzufangen. Der Wirt kommt, sieht die Bescherung, saust ab in die Küche. Mit einem Lappen in der Hand, auf Knien über das Parkett rutschend, wischt er, mit verkniffenen Gesicht, den gelben Saft auf. Auf dem Tischtuch stapeln sich aufgefaltete Tempos, verrichten die ihr zugedachte Saugarbeit. Der Wirt will das Tischtuch wechseln, doch die Tempos sind noch bei der Arbeit. "Erst wenn wir fertig sind mit dem Frühstück. Bitte". Unser Wirt ist mit dem Arsch rum, fegt vor lauter Frust auf uns, seinen tollpatschigen Gästen, den Hofeingang. Ein Lächeln der Erleichterung huscht über sein Gesicht als wir, den kleinen Rucksack geschultert, ihm ein "Wiedersehen" zurufen. Den Besen an die Hauswand. Schluss mit dem Frustfegen. Unser verlassener Orangentisch hat Vorrang, wird für die nächsten Gäste hergerichtet. Eigentlich wollte ich durch den Ort laufen, die zu laufenden 22 km etwas kürzen, doch der Tag zeigt sich früh von seiner schönsten Seite. Auch Achim hat sein Schwächeln vergessen, ist seit Gestern prächtig drauf. Bleiben auf der ausgeschilderten Saalehorizontale um Wogau herum. Laufen zwischen Äckern und Wiesen nach Jena-Prissnitz. Den Jenzig mit dem Jenzighaus immer im Auge. Alte desolate Lehm-Fachwerke geben Einblick in vergangene Baukunst. Stromdrähte an Isolatoren von Giebel zu Giebel gezogen erinnern an Ostkanadische Städtchen. Ein Abzweig bringt mich, uns auf verkehrten Weg. Der Pfeil unseres Wanderschildes zeigte nicht ganz in die richtige Richtung. Merken wir aber schon nach wenigen Metern.