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1 Rotbuchenscheibe

2 Leberreischling

3 Zunderschwamm

4 Kinderstube

5 Zwei Birken

6 Herbst

7 Schwefelköpfe

8 Schon gesehen?

9 Schneitelbuchen

10 Schlosskirche

11 Drei Kreuze

12 Kriegerdenkmal

13 Kohlkatzdistel

14 Bärenklau

15 Wald-Engelwurz

16 Wolfstrapp

17 Trockenrasen

18 Jakobsgreiskraut

19 Schirm-Habichtskraut

Der Salzgitterhöhenzug,südlicher Teil zwischen Liebenburg & Salzgitter-Bad 

Mit "Herbstliches Auf und Ab" pries ich meine Wanderung am 13. Oktober,
wandern mit dem Harzklub Bad Harzburg an.
14 Wanderer standen am Treff "Pfennigpfeifer" schräg gegenüber unseres Bahnhofes bereit. Verteilten uns zu Fahrgemeinschaften zum Schwimmbad-Parkplatz in Liebenburg. Alle kamen an, trafen sich wieder trotz verschiedener Streckenwahl. Die letzten Stiefel wurden geschnürt und los ging es hoch zur Barocken-Schlosskirche auf schmalem steilen Pfad. Oben angekommen, strömten aus der Schlosskirche Kirchgänger die ihre Andacht schon hinter sich hatten, bildeten eine Traube um den Eingang. Mit erstaunten Blicken wurden wir Wanderer gemustert. Wir machten uns gleich aus dem Staube, wollten die Frommen in den schicken Kleidern nicht stören. An der alten Mauer entlang wanderten wir erst nach Osten, der Sonne entgegen. Dem "Hausmannsturm", der alte Bergfried der  Lewenborch würdigten wir heute keinen Blick. Zu beiden Seiten unseres Weges, der gleich nach Norden umschwenkt leuchten die gelben Blätter des Ahorn. Der Tritt der Stiefel wird von der Laubdecke die den Pfad bedeckt abgemildert, raschelnd.
Oberhalb von Liebenburg wandern wir mit tollster Aussicht dahin. Am Kriegerdenkmal von Lewe kleine Pause. Lewe war ein kleines Dorf. Nach dem Bau der "Lewenborch", 1292 durch den Bischof Siegfried von Hildesheim, die Burg sollte seine Ostgrenze schützen, zogen neue Leute zu. Aus Lewe und der Lewenborch wurde später Liebenburg. Im 30-jährigem Krieg 1625 machte Wallenstein sie zu seinem Hauptquartier. Das gefiel den Schweden gar nicht. Acht Jahre später schlugen sie das Innere der Lewenborch kurz und klein. Dies Ereignis brachte der Burg den Verfall. Erst 1756 baute der Fürstbischof Clemens-August von Hildesheim aus den Burgresten das Schloss mit seiner Barockkirche. Das Gut im Ort diente in der Zwischenzeit als Amtsdienststelle. Im Schloss wohnt und lebt seit ca. 30 Jahren der Künstler Gerd Winner. Seine übergroßen Werke stehen auf dem Schlossplatz, später im Strautetal treffen wir wieder auf seine Schöpfungen.
Der Weg führt hoch auf dem Lewenberg. Auf der Höhe, bei ca. 210m, rechts 70m bergab.Hier, zweigt  nach links, ein erst vor ein paar Jahren geschobener Weg auf der Höhenlinie bleibend, ab. Dicke Kalksteinbrocken erfordern gutes Schuhwerk mit hohen Schäften. Das gefallene Laub verdeckt so manchen der Kalksteine, bringt so etliche von uns aus dem Gleichgewicht. An einer Stelle ragen vergehende Sommerblätter der "Grünen Nieswurz" aus dem Kalkschotter, ein Zeichen alter Besiedlungsstellen. Starke Rotbuchen begleiten uns. Der Ruf eines Schwarzspechtes. Als der Weg sich nach Norden, Klein Mahner zuwendet, steigen wir westlich ins Tal des Ostwinkelgrabens, ins Strautetal ab. Hier unten ist es feucht. Hier wachsen: Weiden, Hasel, Wolfstrapp, Kohl-Kratzdisteln noch am Blühen. Der Bärenklau verteilt seine Früchte. Nach links ein kleiner Pfad den 204m hohen Kassebusch hinauf. Laufen hintereinander auf der Kammlinie. Auf den folgenden Speckenberg Buschwerk und Rasen. Eine Bank mit Blick zum 1141m hohen Brocken. In der Schule lernten wir noch 1142m. Als die Russen ihren Horchposten dort oben abbauten haben sie wohl an Erinnerung an schöne Zeiten auf dem Brocken, den nun fehlenden Meter mit in ihre Heimat genommen. Oder hat der Wind und Regen in den letzten 65 Jahren so viel bewirkt? Vielleicht ein Messfehler?
Pause auf dem Trockenrasen. Eine Bank bietet Platz für vier. Jakobskreuzkraut im herrlichstem Gelb in der Herbstsonne. Vor Jahren wurde es noch intensiv bekämpft, das heißt rausgerissen, damals weideten hier noch Rinder und die können das verdammte Zeug überhaupt nicht vertragen. Haben sie genug davon gefressen sterben sie am Gift des Greis- bzw. Kreuzkrautes.
Wir queren das Strautetal. Golfspieler und Meisterwerke des Künstlers Gerd Winner und anderer begleiten uns. Eine Himmelsleiter ragt zu den Wolken. Leider kommt der Steiger nicht ans Leiterende, eine Stahlplatte versperrt das Höhersteigen. Ist wie im Leben, Wünsche steigen bis ins Unendliche, doch nur ganz wenige wissen wie man alle Hindernisse meistert.
Die Gastätte "Hasenspring" passieren wir zur Linken. Wandern nach Süden hoch zum Döhrenberg. Bei der Schutzhütte wieder nach Norden. Der versteckte Einstieg eines kleinen Pfades bringt uns zum Kamm des Köppelmannsberg. Geringelte Eichen und Rotbuchen bringen uns ins rätseln, warum denn so etwas? Eine der Buchen hat dem, der dem Baum die Rinde abgeringelt hat ein Schnippchen geschlagen, hat das geringelte Stück überwallt, hat die tödliche Wunde wieder geschlossen, lebt weiter. Eine sterbende Eiche hat sich der Leberreischling, die Ochsenzunge, der Fistulina hepatica als Wirt ausgesucht. Er hat in seiner Jugend saftiges, rotes , faseriges essbares Fruchtfleisch. Soll säuerlich schmecken. Habe es noch nicht probiert. Fand nur einmal im Selketal ein junges essbares Exemplar. Traute mich aber nicht. Zuviel seiner roten Sauce lief aus der Schnittwunde, die ich ihm mit dem Messer beibrachte.
Am südwestlichen Hang wächst in großer Zahl die Seidenpflanze Schwalbenwurz, die Blaurote Steinsame, als Orchideenanzeiger. Finde aber keine, noch nicht einmal den hier häufig wachsenden Seidelbast.
Am Plünneckenbrunnen Ist dann große Anbeißpause. In alter Zeit sollen hier die Elfen getanzt haben, sein Quellwasser der Gesundung und der Schönheit dienlich gewesen sein. Junge Mädchen sind in aller Frühe barfuß, heimlich zu diesem geweihten Ort gegangen, haben sein frisches, kühles Wasser in kleinen Schlucken getrunken. Bei jedem Schluck flüsterten sie leise ihre Wünsche und Begehren. Zur Festigung und Unterstützung ihrer Gebete banden sie kleine mitgebrachte Bänder (Plünecken) an die Büsche. Bald hing das ganze Strauchwerk voller Schleifchen. Für die jungen Damen eine seelische Verbindung mit dem Gewünschten, für Außenstehende halt alles nur Plunder was da an den Zweigen hing. Irgendwann zog das Vergessen seinen Schleier über das Ganze. Heute steht hier ein Wassertretbecken für die Vorübereilenden und den Kneippverehrern. Selbst eine Hundebastelle ist unterhalb des Becken eingerichtet. Damit die Hunde Bescheid wissen steht extra für sie ein Schildchen an der Hundebadestelle. Man kann ganz genau beobachten welcher Hund lesen kann. Der Eine geht baden, der Andere lässt es. Wir haben zwei Hunde dabei, nur einer kann lesen! Nur die Hunde waren es die sofort ins Wasser sprangen, sich vergnügten, von uns zog keiner seine Stiefel aus um zu Kneippen, sind ja auch alle fit und gesund!
Es wurde frisch an diesem schattigen Plätzchen. Entdecke ein Schlupfloch durch die Schlehenhecke, landete auf sonnenbeschiedener Wiese am Waldrand des Köppelmannsberges. Hier zeigt sich noch die herbstliche Flora des Trockenrasens. Locke beim Weitergehen die ganze Truppe durch das Schlupfloch. "Ja, das ist der Platz für eine Pause, uns lässt du im Schatten frieren" der Kommentar einer Wanderin. Zum "Neuen Teich" biegen wir nicht ab; zum Wiederaufwärmen bleiben wir im Sonnenschein, gehen geradeaus in Richtung Osterholz/Schäferstuhl.
In der Senke, der kleine Graben ist die Warne. Sie entspringt etwas weiter nach Südosten unweit der Grenzlerburg zwischen Köppelmannsberg und dem Bärenkopf. Die Warne ist eine Ungestüme, wenn sie ihr Wasser nach starken Regenfällen sammelt wird sie frech, dringt in Keller und Küche der Salzgitterschen Häuser. Zur Strafe hat man sie nun, gleich am Ortsanfang, nicht weit von hier, in ein langes Rohr gesteckt. Erst später, hinter den Wohnhäusern, sieht sie den Himmel wieder.
Bald stehen wir an der Wegkreuzung auf der Höhe. Rechts geht es zum Flugplatz Schäferstuhl, links schließen sich die Sieben Köpfe mit ihrem 307m hohem Bärenkopf, unserem Zwischenziel, an. Gleich am Pfad, stoßen wir auf eine Reihe von Schneitelbuchen. Eigentlich keine Buchen, sondern Hain- oder Weißbuchen "Carpinus betulus" alle mit dem typischen unregelmäßigen Stammquerschnitt. Beim Schneiteln wurden die Blätter, die kleinen Zweige als Einstreu und Futter genommen. Stärkere Äste wurden zu Radnaben, Hackklötze, Schneidebretter, Klavierhämmern verarbeitet, oder heizten die Stube. Nicht mehr viele von diesen Nutzbäumen werden noch gepflegt. Werden nicht mehr gebraucht. Doch finden sich immer ein paar Meschugge, die die Pflege des alten Kulturgutes übernehmen, erhalten.
An einer toten Wurzel ein Haufen vom "Grünblättrigen Schwefelkopf". Der Hut schwach gebuckelt, Stiel lang und schlank, unten fuchsig braun, grünliche Lamellen, fasst ohne Geruch der Pilz. Finger weg von dieser Schönheit, ihr Gift bringt dich um!
Abgefressenes Schirm-Habichtskraut weist auf hohe Wilddichte, auch die Gemeine Goldrute musst unter seinen Zähnen leiden. Ein abgeflachter Hügel schiebt sich linker Hand ins Auge. Die Abraumhalde eines Erzschachtes, Mauerreste eines Gebäudes. Der gesamten SZ-Höhenzug ist von solchen Bergbauresten gezeichnet. Über lange Jahre mussten die Salzgitterberge ihre Erzschätze hergeben. Überall wurde gebuddelt.
Vor langer Zeit bildeten sich nahe der Oberfläche in Verbindung mit Wasser und eisenhaltiger Sedimente hier unterschiedlich starke Schichten von Erzlagern die von kalkhaltigen Gesteinen überdeckt wurden. Durch die Schwere der auflagernden Schichten verformten sich die tiefer liegenden plastischen Salze. Die wurden zusammengepresst, leichtere Gesteinsauflagen wurden vom verdrängtem Salz angehoben, Erzlager zerrissen, zertrümmert, verworfen. Es entstand der SZ-Höhenzug. Hier liegen die Erzlager mehr horizontal, kompakt. Mehr in Brüchen als in Gruben konnte das Erz gefördert werden. Raseneisenerz, liegt gleich unter den Rasensoden, wobei gleich nicht gleich bedeutet. Ach herrje!
Im Harzer Bergbau steht Gangerz an. Bei der Harzhebung wurde aus der Tiefe das Erz in die bei der Hebung entstandenen Risse und Klüfte geblasen. Es bildeten sich Erzgänge die in die Tiefe führen. Der Bergmann musste ihnen dorthin folgen. Tiefe Gruben waren erforderlich. Alles verstanden? --Ich auch nicht so ganz!--
An einer Kreuzung geradeaus weiter den Hügel hoch. Wieder ein großer Bestand der "Grünen Nieswurz". Mir fällt die Geschichte des römischen Feldherrn Solon ein. Der vergiftete das Wasser des Baches, aus dem die Soldaten seines Widersachers tranken mit den zerstoßenen Rhizomen der Nieswurz, der Helleborus. Die feindlichen Soldaten bekamen gravierende Herzprobleme, waren leicht zu besiegen. Schon 600 Jahre vor Chr. wurden solche Gemeinheiten schon praktiziert.
An der nächsten Kreuzung weist ein Wegweiser nach Liebenburg. Wir verschwinden wieder auf schmalem Pfad im dichtem Gehölz, steigen hoch zum Bärenkopf. In verschiedenen Huckeln, an steilen Hängen entlang begrüßt uns eine zweisitzige Bank auf dem Gipfel. Zu wenig Platz für uns Fünfzehn. Doch längst sind noch nicht alle oben angekommen, unsere Truppe ist weit auseinander gezogen.
Der Wald hat sich verändert. Statt starker Buchen und Bergahorn bestimmt der kleinere Feldahorn das Waldbild. Blattlose Zweige lassen Ostfriesen, den Gebüschstreifen der die Innerste begleitet, erkennen. Im Sommer ist hier nichts mit Aussicht! Klaus meldet sich: "Otto, jetzt zieh schon dein Messer, raub uns aus, wir sind dir wehrlos ausgeliefert, finden nicht einmal mehr zurück aus diesem Grün". Ich bin ganz verdattert über diese Gedanken, so schlimm bin ich doch gar nicht. Tröste ihn: "Mach dir keine Sorge, du siehst deine Mama schon wieder"!
Von nun an geht's bergab. Bald begleiten uns wieder starke Rotbuchen, treffen auf den Fahrweg. Beim Forsthaus auf die Straße ins Strautetal, zum Schwimmbad-Parkplatz von Liebenburg.
Einkehr bei der "Post" in Ortsmitte. Hatte mich angemeldet, doch wie das so ist; in Gasthäusern will der Wirt immer wissen, wann, wie viele, was gegessen wird, ob Kaffee oder Currywurst usw. Mit: "Ich melde mich noch mal wie viele wir sind" verabschiedete ich mich. Bekam noch  ein Kärtchen mit der Telefon Nr.. Legte es ins Auto. Heute Morgen dachte ich noch an den Anruf, vergaß ihn aber beim Aufbruch. Unterwegs lag das Kärtchen im Auto, also nichts mit telefonieren.
Mit großen Augen wurde ich angeschaut als wir dann so gegen Drei auftauchten. Der Beginn der Bewirtung war ein bisschen holperig, dauerte etwas bis der Zapfhahn, die Küche auf Touren kam. Doch dann eine Überraschung: Freundliche Bedienung, gute Getränke, bestes Essen und günstige Preise. Eine fröhliche Wandertruppe beim Ausklang des "Herbstlichen Auf und Ab". Vor lauter Zufriedenheit und Quatscherei blieb dann zum Schluss noch eine Kamera in der Post liegen.
Anruf: "Otto hast du die Nummer von der Post"? "Ja".
Wozu so ein Kärtchen alles gut sein kann. "Hab meine Kamera liegen lassen, muss gleich anrufen ob sie gefunden wurde. Wenn ja, rufe ich zurück. Mach's gut".
Anruf: "Bin auf dem Weg nach Liebenburg"!

Otto Pake

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