Es rumort bei den Wanderführern von Bad Harzburg. Für einen ansehnlichen Eurobetrag haben die Kur-,Tourismus- u. Wirtschaftsbetriebe der Stadt einem externen Wanderexperten den Auftrag gegeben neue Wanderwege um Bad Harzburg zu erarbeiten. Wer mit dem Slogan: Wellness- Wanderland über die Dörfer zieht muss sich schon einmal etwas "Neues" einfallen lassen, dem Wanderlustigen Alternativen zu den bestehenden Wegen des Harzklubs bieten. So ist auch die neue Kästenklippentour entstanden. Wanderwege zur Käste gibt es viele, auch schon lange, nur so richtig ausgeschildert, sehr zum Leidwesen des Kästewirtes, sind, oder besser waren, sie leider nicht.
Nun also die viel kritisierte "Neue". Das Genörgel geht mir etwas auf den Geist und so will ich mir selbst ein Bild von dem neuem Wanderangebot machen.
Am Sportplatz stelle ich das Auto ab. Auf zerbröckelter Asphaltschicht der Straße "Herbrink", im Sprachgebrauch der Einheimischen noch immer "In den Mauern" genannt, wandere ich hoch zu den Bergen. Links das vergangene Vorwerk des Vollblutgestütes, jetzt genutzt vom Golfklub. Zu Mauern aufgeschichtete Quarzit- und Granit- Wackersteine links und rechts des Weges. Dahinter die Spielfelder des Golfplatzes, auf denen außer einer roten Fahne, die heftig im Winde flattert, nichts. Kein Schläger treibt einen Ball. Ist wohl zu windig für ein Spiel im Grün. Südlich des Stadtstieges, eine alte Verbindung nach Goslar, wird noch Weidewirtschaft betrieben. Angusrinder und Pensionspferde bestimmen sonst die Koppeln. Heute tuckert nur der Landwirt mit seinem großem Trecker leise über die Weide, verteilt den Stallmist der Tiere auf den Wiesen, bereitet die Nahrungsgrundlage für das Frühlingsgrün. Ist auch nötig, denn auf dem Standort einer alten Glashütte wächst es auch nach langer Zeit noch nicht so ganz optimal. Immer noch begleiten die "Mauern" die Straße, grenzen sie zu den Wiesenflächen ab. Alte, knorrige Eichen malerisch darauf verstreut. Eine der "Alten" hat der Sturm geschmissen, liegt, wie gewollt hingelegt, auf nasser Wiese. Nichts bleibt, mahnt sie. Auf den Steinen der Mauern wachsen verschiedentlich Schüssel-Flechten, Moose. Wer hat die Steine hier einmal zusammengetragen, aufgeschichtet? Waren es, wie erzählt wird, französische, gefangene Soldaten im Kriegsjahr 1870-71, die die Steine so gekonnt aufgeschichtet haben? Bald muss sich einmal eine neue Truppe von Freiwilligen daran machen die Mauern neu aufzuschichten. So knapp 150 Jahre haben ihre Spuren hinterlassen!
Am Gatterweg ist Schluss mit den Mauern. Ein starker runder Holzpfahl trägt ein Bild des "Alten vom Berge". Der zu einem Gesichtsfeld verwitterte Granitklotz zeigt, begleitet, die Kästeklippentour.
Noch lange nach dem letztem Krieg stand hier ein Holzgatter das das Wild aus der Landschaft heraus halten sollte. Ein großes schweres Holztor verschloss den Wald, hielt Reh und Hirsch, die Wildschweinrotten zurück. Wenn wir zum Heizen "Zacken" sammeln sollten war das immer ein Angehen mit dem Öffnen und Schließen des schweren Tores. Doch wehe man ließ es offen!
Links hinter dem Wasserhaus von Schlewecke teilt sich die Gläsecke in zwei Arme. Nach Nord-Westen zweigt der Mühlbach, der die Mühle, die spätere Wäscherei Edelweiß, mit Wasser versorgte, ab.
Der Mühlbach versorgt nun, mehr oder wenigerer illegal, unterhalb liegende Teiche. Unser verstorbener Heimatpfleger Schmidt konnte sich darüber so herrlich aufregen, sich mit den illegalen Nutzern streiten.
Die wussten natürlich von -Nichts-. "Das Wasser hat seinen Weg selbst gesucht", die ewige Antwort der Beschuldigten. Noch heute sucht sich das Mühlbachwasser seinen Weg allein, verlässt seinen vorgesehenen Graben. Immer noch vereint sich nur ein Bruchteil des Wassers unterhalb der Schlewecker Kirche wieder mit seinem Spender, der Gläsecke.
Wir treten ein in die Berge. Links der Elfenstein, rechts der Gläseckenberg. Das Tal dunkel, im Schatten. Kühler Wind bläst entgegen. Bald taucht rechts des Weges ein zugewachsener Quarzsteinbruch auf. Die Grundlage der hier vergangenen Glasherstellung? Stöbere drin umher. Finde nichts besonderes. Ein vergehender Birkenstamm mit der "Zerfließenden Gallertträne" ist das einzige Interessante.
Die kleine Gläsecke plätschert links neben dem Weg zu Tal. Oberhalb des
Zuflusses des Bernerstalbaches bleibt ihr Wasser weit unten im Tal.
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