29.Aug. 2019
Lange schaukelt uns der Bus durch die Landschaft des Tschechischen Riesengebirges in Richtung Braunauer Bergland. Manches Auge fällt zu. Der gestrige Abend war wohl zu anstrengend. Etwas mühsam parkt selbst unser Busfahrer sein Fahrzeug auf den Parkplatz ein. Noch ist reichlich Platz auf der großen Stellfläche. Doch bei so vielen freien Parkplätzen dauert die Platzwahl meist etwas länger. So ist es nicht nur bei der Wahl eines Parkplatzes sondern im Allgemeinen. Wenn man sich entscheiden kann, eine Auswahl treffen kann, tut man sich oft sehr schwer mit seiner Entscheidung. Liegt wohl im Naturell eines jeden. Unsere Busladung strömt erst zu der "Öffentlichen" den inneren Druck ablassend, die Harmonie des Leibes wieder her stellend.
Sammeln sollen wir uns anschließend am Eingang bei dem Felsentor. Das geschieht auch. Doch treten verschiedene Meinungen auf. Bedeutet das "bei" nun vor oder hinter dem Felsentor? So bilden sich zwei wartende Gruppen, eine im Sonnenschein vor dem Felsentor, eine im Schatten unter den Bäumen hinter dem Felsentor. Unter großem Palaver werden beide wartende Gruppen von der deutsch sprechenden Gastführerin wieder vereint. Karten zur Besichtigung der Felsenstadt gekauft und schon hat die Gastführerin ihre Schuldigkeit getan. Sie verschwindet mit der Ansage dass hier kein Mensch deutsch spricht und wir allein zu recht kommen müssen. So tapern wir allein gelassen los. Das gestaltet sich nicht schwierig. Überall hängen Schilder die den Weg weisen und so lassen wir uns von der Menge die mit und ohne sachkundigen Begleiter/Erklärer durch die Felsenschluchten drängelt, treiben. Verlaufen kann man sich nicht, alle kleinen Abzweige führen wieder auf den "Großen Rundweg" zurück. Beeindruckend sind sie schon, die Felstürme die sich Meter hoch in den Himmel schrauben. Da gibt es Zuckerhüte, Backenzähne, Rübezahls vergessenen Stiefel, Helme, Orgeln, einen Bierkrug und sonst noch alles an Vorstellungen und Einbildungen was das Auge dem Gehirn suggeriert oder was man laut Nachbarn oder den Hinweisschildern in der Felsformation sehen soll oder könnte. Bald kommen wir an ein gemauertes Portal, den früheren Eingang zur Felsenstadt. Ab hier beginnt es außergewöhnlich zu werden. Waren die Felssäulen schon sehenswert so beginnt hinter dem "Gotischen Tor" das eigentlich Außergewöhnliche dieser Felsenlandschaft. Eng stehen die Felsen beieinander, der kleine Bach, die Mettau, ist mit einem langen hölzernen Steg überbaut. Nur wenig Licht dringt in die Enge. Die Stimmen verstummen. Staunen bringt Stille. Dann wieder eindringendes Licht. Das Gestein mit gelben und grünlichen Flechten überzogen. Ein Spiel der Schatten. Die Mettau zwängt sich durch verwinkelte Engen. Wir auch. Farne, Brombeeren am Wege. Kiefern auf hoher Warte, Fichtendickicht am Grund. Ein Marienbild in einer Nische, Geldstücke davor. Tellerwurzeln eines toten Baumes greifen in den Weg, von unzähligen Füßen aus dem Boden modelliert. Am "Kleinem Wasserfall" mit Bude, Tischen und Bänken ist Pause angesagt. Nur wenige von uns dringen bis zum "Großen Wasserfal"l vor, ersteigen die Aussicht zum Felsensee, zur Büste des Weitwanderers Johann Wolfgang von Goethe, der sich dieses Felsenspektakel im August 1790 auch betrachtete. Fußlahme und die von fauliger Müdigkeit Befallenen machen hier kehrt, wandern zurück zu den Biergärten vor dem Ein- bzw. Ausgang der Felsenstadt.
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