Steil steigt der Weg an. Hinter der Einmündung des 48 Pfennig-Weg wird's etwas ebener. Die Gläsecke kommt mit lauter werdendem Geplätscher herauf geklettert. Noch ein Stückchen und Bach und Weg sind höhengleich. Ein paar Steine erleichtern den Übertritt zur anderen Bachseite. Eine "Liegebank" soll wohl das Herz des Ankommenden zur Ruhe bringen. Wer nun tatsächlich erschöpft ist und sich darauf bettet, muss, wenn er weiter will, sich wohl runter kugeln, denn beim richtigen Aufstehen ist man für den Weiterweg gleich wieder "geschafft"!
Aufwärts geht es noch immer. Links das tiefe Bernerstal mit seinem kleinem Wasserlauf, der sachte zur Höhe kommt. Bald fließt er links, auf gleicher Höhe des Weges. Überall ragen Granitbrocken aus dem, mit Fichtennadeln übersäten Waldboden. Schwarze Kanaldeckel mit Entlüftungsrohr weisen auf Wasserfassungen hin. In dem allgegenwärtigen Granit mischen sich nun helle Quarzitbrocken. Bestimmt beim Ausbuddeln der Leitungen, der Wasserfassungen, vom Bagger ans Licht geholt.
Rechts der Abzweig zur Hütte Alt-Schlewecke, der Weg, der sachte zwischen aufgetürmtem Granitfelsen zur Schutzhütte führt. Ausgeschildert als Radweg, doch schon weit vor den Radfahrern von den Wanderern benutzt. Nicht diesen bekannten und hübschen Weg benutzt die Kästeklippentour, nein, ein neuer Pfad durch den Fichtenhochwald ist ausgeschildert, mit weißem Holzhackschnitzel bestreut, führt er zur Kästestraße hoch. Ich wundere mich, was soll das, bin leicht irritiert. Folge den Holzschnitzeln. Schön gemacht geht es in leichten Schwüngen nach oben. Betrachte den Waldboden. Etwas weißes leuchtet in den Fichtennadeln. Ein Pilz? Sehe nach. Kein Pilz, sondern ein heller Quarzstein überzogen mit bis zu 1,5 cm hohen Bergkristallen! Mein Herz macht Freudensprünge! Ich danke dem Wanderexperten über die Wegewahl. Alles was ich an Negativgedanken über den Experten mit mir umher getragen habe, ist vergessen. Immer gesucht und so ein schönes Stück hier im Wald, zwischen lauter Granit, einfach aufgehoben. Bin begeistert. Fehlerlos erscheint mir der Experte!
Links, südlich der Kästestraße türmen sich die Granitbrocken des Morlberges, Alt-Schleweckes. War es dies Erlebnisbild was den Wanderexperten zur neuen Wegführung veranlasste? Nicht mehr weit bis zur Schutzhütte. Alte, moosbewachsene Bergahorn, mit Pilzen übersäte, im Sterben begriffene Vogelbeeren. Dann taucht die Gläsecke wieder auf. Dahinter wieder eine Liegebank mit kleiner Aussicht auf Schlewecke-Bündheim. Durch den Wall der Autobahn getrennt, Westerode, dahinter Bettingerode, weiter hinten Lochtum mit seinem spitzen Kirchturm. Die Baumreihe die die Ecker begleitet, der Kirchturm von Lüttgenrode, die neuen Fabriken und der Bismarkturm von Osterwieck. Der Große Fallstein, der Elm mit dem hohen Schornstein von Kraftwerk Buschhaus. Nicht ganz 580m sind wir aufgestiegen. Wenn die Erdkrümmung nicht wäre könnte man glatt bis zum Ural blicken! Grün und gelbfleckig ist das Land, mit Ortschaften durchsetzt.
Die Gläsecke bleibt zurück. Der Bach der bestimmt von der Glashütte zwischen den Bergen, an der Ecke der Berge genutzt wurde, seinen Namen bekommen hat. Sie hat ihren Ursprung, sammelt ihre Wasser, am Röhrtanz 622m und Morl-Berg 618m, fließt durch Schlewecke mündet vor der Bahnbrücke Goslar - Bad Harzburg in die Radau. Röhrtanz, hört man nicht gleich die Hirsche schreien, sich dem Nebenbuhler zum Kampf stellen, im Brauttanz sich um das weiblichen Rudel streiten?
Auf der Kästestraße läuft die Ausschilderung weiter. Holzeinschlag, aufgetürmte Stapel mit bunten Zeichen versehen liegen am Weg. Letzte Schneereste im Straßengraben. Ein gespaltener Granitstein. Die Bohrlöcher vom Spalten des Steines bilden einen Kranz im Liegengebliebenen, zeugen von der Granitsteinernte vergangener Tage. Junge gepflanzte Douglasien und Buchen wachsen neben sich selbst angesamten Fichten. Wald im Wandel, weg vom reinem Fichtenforst. Ein mit Moosen überzogener Fichtenstuken gekrönt von einem Trupp Samtfußrüblingen. Ein Winterpilz der extra Geschmackklasse. Gebraten in Butter, gewürzt mit Salz und Pfeffer auf trockenem Brot; der Kaviar des Waldläufers!
Dann ist Grübeln angesagt. Der "Alte vom Berge" zeigt nach rechts in einen Wiesenweg, das Harzklubschild zur Käste folgt der Kästestraße.
Ich, der hier weiß wo es lang geht, möchte nicht die Richtung nach unten wechseln. Ist das hier verkehrt ausgeschildert? Tanze wie ein unschlüssiger Hirsch von einem Fuß auf den anderen.