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2 grau der Mfkvari--blau der Aragvi

3 am Ende des Tales, der Kasbek.

4 der lebenspendende Stamm

5 Mtskheta, die alte Hauptstadt

6 das Aragvi-Tal

7 Jvari, die Kirche zum Heiligen Kreuz

8 Consolida regalis / Acker-Rittersporn

9 Wilde Malve

10 zur Kirche Sveti Tskhoveli / Mtskheta

11 die heilige Sidonia?

5. Tag Georgien - Armenien 

2019.09.19. Tiflis, Mtskheta, Kutasi 

1 Jvari Kirche

Nicht mehr ganz geschlossen unsere Truppe beim Frühstück. Wir sind zwar weit weg von Mexikos  Montezumas. Seine Rache wirkt aber auch hier. Hat sich eine unserer jüngsten Damen ausgesucht. Wie es sein soll bleibt ihr Partner, zu ihrem Trost, bei ihr. Zwei fehlen im Bus auf unserer Reise nach Kutasi im Land des Rioni, in die Kolchis, der georgischen Ebene vor dem  Schwarzen Meer. Hier hat nicht nur die Herbst-Zeitlose / Colchicum autumnala ihre Heimat, sondern auch die bei uns zu Weihnachten besonders geliebte Nordmanntanne. Jeder ihrer Samen kommt von hier, aus den angrenzenden Schluchten des Großen Kaukasus. Bei uns oder in Dänemark ausgesät, gepflanzt, aufwachsend bis zu ihrer Ernte. So kommt der georgische Findling, eines Herrn Nordmann, in unsere Weihnachtszimmer. Bei der Herbstzeitlosen geht es wesentlicher romantischer zu. Hier hat die Zauberin Medea ihre Hand im Spiel. Sie braute für ihren Schwiegervater Äson einen Verjüngungstrunk. Von dem Gebräu fielen einige Tropfen auf die Erde. Fortan wachsen in jugendlicher Frische rosa blühend, im Inneren den Tod verbergend,  die Herbstzeitlosen.
Wir brauchen auch heute die Frische der Jugend.  Steigen wir doch bergan zur Jvari-Kirche, hoch über Mtskheta. Dort wo unterhalb der stürmische, von Norden kommende Aragvi in den von Westen kommenden, gemütlich strömenden Mtkvari mündet. Diesen durch sein Ungestüm nach Süden umlenkt. Doch nicht er ist es der das bewirkt. Es ist der imposante Hügel der die Kirche Jvari, die "Kirche zum Heiligen Kreuz", auf seiner Spitze trägt, der den Mtkvari nach Süden fließen lässt. Eine grandiose Aussicht bietet diese heilige Stelle hoch über der alten Hauptstadt Georgiens. Selbst der Kasbek zeigt, weit im Norden die Vorberge überragend, sein weißes Haupt.
Aus blendender Helle ins Halbdunkel der Kirche. Lange dauert es bis das Auge wieder Halt findet. Mir gelingt es nicht, die von ihr ausgehende Magie einzufangen. Zu viele Lärmende. Ich verlasse ihr Dunkel wieder. Schaue lieber draußen zu dem noch zahlreich blühendem Acker-Rittersporn, den Wilden Malven die in der trockenen Wiese die die Kirche umschließt, ihr Auskommen finden.
Eine halbe Stunde später schlendern wir schon durch die Buden, die Verkaufsstände rund um das Schmuckstück Mtskheta, der Kirche Sveti Tskhoveli, übersetzt: "Lebenspendender Stamm". Da wurde vor langen Zeiten auf dem Grab einer Dame Sidonia, sie starb vor Aufregung als ihr Bruder das blutige Hemd des Gekreuzigten in ihre Arme legte. Ihre Finger umklammerten den blutigen Stoff so fest, dass sie zusammen mit  dem Hemd begraben wurde. Auf ihrem Grab wuchs eine mächtige Zeder. Drei Jahrhunderte später wurde über dem Grab Sidonias eine Kirche erbaut. Die Grabeszeder wurde mit sechs weiteren gefällt. Sie sollten gemeinsam das Gebäude tragen. Sechs passten sich an, die siebte widersetzte sich, wollte nicht dahin wo sie hin sollte. Ein Gebet brachte die Lösung. Ein Engel stieg aus dem Himmel herab, packte, die nun brav gewordene Widerspenstige, stellte sie an ihren vorgesehenen Platz. Bald tropfte wundersamer Balsam aus ihrem Stamm, der die Leiden aller Geschöpfe die damit in Berührung kamen verschwinden ließ. Diese lebensspendende Salbe, diesen Balsam fand ich leider nicht im Angebot der Basarstände rund um die heilige Stätte Sveti Tskhoveli. Dafür fanden wir, Rita und  ich unsere Sophia. Sie stand, wartend auf uns, ihrer Busgesellschaft, auf dem Busparkplatz. Einen melierten rotweißblauen Schal hatte sie sich gekonnt um den Kopf gewickelt. Im gleichem Rot des Schals, die Bügel ihrer Sonnenbrille auf der markanten Nase. Ein silberner Halbmond mit drei, zu Tuch und Brillenbügel passenden Perlen an einem Ohrgehänge, zierten ihren rosafarbenen Hals. Nach hinten, unter dem Schal hervor strömend, ein Schwall kastanienroter Haare. Unter einer schwarzen, gestickten Bluse, den Halsansatz frei lassend, verschwanden ihre Schultern. Ein sanftes georgisches Lächeln gab ihr etwas  Geheimnisvolles. Unserer Bitte uns das gekonnte Wickeln des Schals zu zeigen, bereitete ihr Freude. Mit wenigen Handgriffen verschwand der bunte Turm von ihrem Kopf, um gleich darauf mit einen Schwall von Worten und eleganten Bewegungen wieder gebunden zu werden. Das korrekte Binden blieb leider für uns ein weiteres georgisches Geheimnis.

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