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2 dem Helden mit dem Blitzschwert

3 Erubini

4 die ersten Gebäude

5 unterhalb des Ararats

6 der Stadt Jerevan

7 Festung Erubini

8 Armenische

9 Sängerinnen

10 deutsche Zuhörer

11 Spatzenfreude

12 Erubini-Museum

10. Tag Georgien - Armenien 

2019.09.24. Jerevan. 

1 Zauberpferd Dschalali mit Daviith von Sasun

Sachte fließt am Morgen der Verkehr unter unserem Hotelzimmer. Jerevan ist noch nicht ganz erwacht. Die Sonne am wolkenlosen Himmel wirft noch lange Morgenschatten. Wildes Gedrängel beim Frühstück. Neben uns sind weitere Reisegruppen aus Deutschland, aus China und sonst woher, zu gleicher Zeit zum Frühstück erschienen. Der Platz am Büfett muss verteidigt werden. Den vollen Teller an einem Platz am Tisch abzustellen gleicht einem Spiel im Kasino. Doch auch das größte Tohuwabohu löst sich einmal auf. Jeder kommt zu seinem Recht.
Der Bus steht vor dem Hotel bereit. Sona, unsere Reiseleiterin, sorgt dafür das alle an Bord sind. Vor dem Bahnhof, auf hohem Steinsockel ein halb nackter, muskulöser Reiter, mit der rechten Hand sein Schwert aus der Scheide ziehend. Grimmig, entschlossen sein Gesicht unter der Pracht seiner Locken. Ein Kampfschild schützt seine linke Seite. Seine nackten Füße, die Zehen umklammern die Steigbügel, so sitzt , nein steht er lässig auf dem Rücken des zum Sprung ansetzenden Pferdes.  Es ist Davith von Sasun, der Held Armeniens. Sein Land, seinen christlichen Glauben, gegen die eindringen Araber verteidigend. Sein treues Pferd "Dschalali", sein mächtiges, immer scharfes "Blitzschwert", sein ihn schützendes "Schlachtenkreuz" (ein eigenständiges Schild welches seinen linken Arm bedeckt), begleiten ihn von Sieg zu Sieg. Das ändert sich erst als er ein Eheversprechen nicht erfüllt. Sein Zauber verlischt. Er verschwindet in einer Felsspalte, aus der er erst befreit wird wenn Betrug und Falschheit von der Welt verschwunden sind. Wie lange wird der Davith von Sasun darauf noch warten müssen?
Unser Bus zuckelt über holprige, schmale Wege zu einer Anhöhe außerhalb der Stadt. Wir kommen nach Erebuni. Mauerreste einer Zitadelle, eines Palastes, die Gründungsmauern von Jerevan. Der Ararat bestimmt den Horizont. Wir stolpern umher, betrachten die Steine, die wiederentstandenen Mauern, die offene Säulenhalle. Es ist spannend. Spannender sind jedoch für mich die Ameisen die das Plateau beherrschen. Regelrechte Ameisenstraßen verlaufen durch das Geröll des Bodens. Versuche zu ergründen wo sie ihre Last, die sie mit ihren Zangen umherschleppen hinbringen. Da schleppt so eine Ameise über mehrere Meter ein Stück Grashalm umher. Überwindet Steine, Ritzen und Löcher um dann urplötzlich Grashalm, Grashalm sein zu lassen, ihn ablegt, ein bisschen umher wuselt, so als ob sie ihre Aufgabe vergessen hat. Zurückkehrt zu ihrer umhergetragener Last, kurz verhält als wollte sie sagen: "Ich hol dich später", im Strom des Gerenne ihrer Mitstreiter verschwindet.
Weiblicher Gesang lockt mich fort von den Ameisen. Zwei in langen Kleidern steckende junge Damen, eine rothaarig, eine blond, singen armenische Weisen.  Ihre apriko farbigen Kleider schmücken aufgedruckte Weinranken, Granatäpfel, Raben, ein Ibis und andere bunte Vögel. Ihr Gesang ist schön anzuhören, sie selbst, mit Freude zu betrachten. Viel zu schnell wird die Sammelschale umher gereicht, verfliegt die andächtige Stimmung. Noch ein Blick über die Mauern Erubinis zum Ararat, zu den näher rückenden Hochhäusern Jerevans. Zu den goldglänzenden Fruchtständen des Eryngium, dem Mannstreu, der an den Sommerflor erinnert.
Ein Erebuni langt nicht. Das Erebuni-Museum die nächste Station. Keilschriften, Bruchstücke von Keramiken, Stoffteilen, Helme, halt alles was so zu finden ist und war in alten Siedlungen. Mir gefällt am besten das Museumsgebäude von außen, sein Eingangsbereich. Gebaut aus rotem Tuffsteinquadern, verziert mit auftragenden Reliefs, Bildnissen. Von links kommen waffenstarrende Bogenschützen im Streitwagen angebraust, von rechts eine Gruppe Ehrfürchtiger mit Geschenken. Dem, dem das alles gilt, dem Gekrönten im Mittelpunkt, der schaut mit seinen zum Schmollen verzogen Mund, ohne jegliche Regung in die Gegend. Da sind die Spatzen, die sich auf dem Pfosten des Trinkbrunnen versammelt haben agiler. Sie schnäbeln mit dem Wasserstrahl, trinken, waschen ihr Gefieder. Sie sind die Lebenden! Tragen mit uns das gleiche Schicksal. Der Tod bringt das Vergessen der Geringen.
Nicht ganz so krass erging es einem armenischen Künstler der besonderen Art.
Oberhalb des Sportstadions werden wir ausgeladen. Suchen das Haus des verstorbenen Paradschanow. Schon im Bus ging die Frage: "Englisch kann jeder", durch die Reihen. Verschämt meldeten sich wir zwei. Nichts mit englisch, außer so ein paar Brocken des Allgemeinen. "Ist es recht wenn ich ihnen das Gesagte übersetze," die Frage Sonas.  Kopfnicken. Beim Einlass ins das seltsame Museum Paradschanow bekommen die des Englisch nicht mächtigen, einen Knopf ins Ohr. In ruhigem, verständlichem Deutsch werden uns die Werke Paradschanow vorstellt. Es ist  ein Genuss der weiblichen erklärenden Stimme zu folgen.
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13 Haus des Paradschanow

14 Seine Bilder,

15 Selbstbildnis

16 Kunstwerke aus Schrott