Von der Pracht-Königskerze über die knospende Rispige Flockenblume/Centaurea stoebe, dem Natterkopf, dem Schlangen-Lauch, Wiesen-Platterbse, der Kartäuser Nelke, dem Färber-Meier/Asperuga tinctoria bis zu den niedrigen gelben Horsten des Scharfen Mauerpfeffers/Sedum acre. Alles dies ist dort vertreten. Der Bahndamm Halberstadt - Aschersleben begleitet uns ein Stück des Weges. Finden am Fuß des Bahnkörpers die in Blüte stehende Salvia verticillata, den Quirl-Salbei. Noch nie gesehen so ein Schmuckstück. Kurz darauf, der Weg und die Linie der Bahn streben nach Nord-Westen verlassen immer weiter die Bodeniederung, überqueren wir bei Km 76/6 die Gleise. Streben, am Rand eines Rapsfeldes, zu einem auf einem Hügel stehenden Hochsitz. Wo ein Hochsitz wartet ist auch ein Weg, zumindest ein Pfad. In unserer schnellen Zeit hat der Jagdberechtigte in der Regel einen SUV um seiner Lust möglichst lange frönen zu können. Da sind lange Pirsch-oder Anmarschwege nicht das Angebrachteste. So ist es dann auch. Eine große Eselsdistel/ Onopordum acanthium unterhalb des Hochsitzes, ein rotbraunes Getreidefeld mit kleinen nickenden Ähren vermischt mit Klatschmohn, der Duftlosen Kamille dahinter. Ein Sommer-Landkärtchen in seinem typischen schwarzen mit weißen Flecken geschmückten Flügeln das vor uns herfliegt begleiten uns zur Bodebrücke kurz vor Hedersleben. Hier zeigt unsere Karte wieder einmal nichts brauchbares. Nur braune Böschungs-, Rinnen-, Schluchtzeichen neben Kiesabbaugebieten zieren die Karte. Selbst der links durch eine Rinne zur Höhe 118,1, mit der Markierung "Kies",verlaufende Weg fehlt in der Karte. Zeit für eine Pause; zum Nachdenken. Unter uns strömt, halb unter grünen Weidenzweigen verborgen lautlos die Bode. Lange Ranken von Wasserpflanzen wedeln in, mit der Strömung, lassen das Wasser küseln, sorgen für kleine Wellen. Unsere Wernigeröder packen die Butterbrote aus: Wir lutschen unsere Wasserflasche leer. Guter Rat ist teuer! Nehmen wir den verwilderten Weg am Hangfuß durch den Kiesabbau oder versuchen wir es mit dem Weg der von der Höhe herunter kommt. Die Damen entscheiden: "Nicht noch einmal durch die Wildnis!"
So bleibt nur der Weg zur Höhe 118,1 mit der Bezeichnung "Kies"! So steigen wir zur Höhe hinauf. Die Straße macht einen guten Eindruck, wird auch wie es aussieht öfter einmal befahren. Auf der Höhe ein Wendeplatz mit aufgeschütteten Abraum- und anderen organischen Abfallbergen. Und als überraschende Besonderheit; die Abfallberge blühen und grünen. Beeindruckend die weißen Stockrosen. Mit gesunden, ohne den bei den Stockrosen fast obligatorischen Rostbefall, stehen sie hier in der Feldmark umher, werden von den leuchtend blauen Blüten der Italienischen Ochsenzunge, der Breitblättrigen Platterbse in weiß und rot, der Eselsdistel, der Geruchlosen Kamille, dem Färber Wau und dem Aufgeblasenem Leimkraut begleitet. Selten so eine bunte, zusammengewürfelte Blüten-Wildnis gesehen. Bestimmt ist meinem Auge noch vieles Andere verborgen geblieben. Eine weitere Überraschung bringt die große blauschwarze Holzbiene die im Blütengewirr der Platterbse umher schwirrt, ihren Kopf weit in die Flügel des Schiffchens, des Kiels, das den Griffel und die Staubbeutel der Blüte einschließt, versenkt. Mit anhaftenden Blütenstaub an seiner Stirnpartie wieder auftaucht, zur nächsten Blüte wechselt. Ja, die Holzbiene hat schwere Arbeit zu leisten um sich zu ernähren! So ganz nebenbei bestäubt sie dabei die von ihr besuchten Blüten. Ein ziemlich perfektes Geben und Nehmen, was und wie die Natur, in ihrer Größe, das alles so eingerichtet hat. Vor etwa 10 Jahren sah ich an den Dornburger Schlössern oberhalb des Saaletals in den Blüten der Winterlinge die erste der "Großen Schwarzen" fliegen. Wusste nichts mit der im alten Holz wohnenden Holzbiene anzufangen. Sie braucht Wärme und altes Holz um leben zu können. Beides hat sie nun auch bei uns in der engeren Heimat gefunden. Hinter dem Wall aus Erde und Blüten zerstörte Landschaft vom Kiesabbau. Aufschüttungen, Löcher, Fahrstreifen wenn man so die holprig verlaufenden Wegen die durch das Chaos von nacktem Boden, durchsetzt mit Gestrüpp und grünen Grasinseln ziehen, als solche bezeichnen kann. Erst begleitet uns ein breiter dicht stehender Reigen von blühenden Eselsdisteln. Sausen die Holzbienen weiter um ihre Blütenköpfe, lassen sich nieder, fliegen auf und ab zum nächsten Blütenkorb. Dann folgt ein blühender Bestand der Wilden Malve / Malva sylvestris mit ihren gestreiften helllila Blüten. Diese finden von der Holzbiene keine Beachtung, werden nicht angeflogen. Vielleicht bewirkt dies auch ein daneben stehendes Hinweisschild das auf ein Betretungsverbot des aufgelassenen Betriebsgelände hinweist. Dies verschwindet bald hinter den hohen Disteln und Kletten, dem Klatschmohn die sich vor der Verbotstafel breit gemacht haben.
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