Auch der bald auftauchende Vielblütige Weißwurz / Polygonalem multiflorum, im Sprachgebrauch auch Salomonssiegel genannt, hat seine Geschichten. Er gehört zu den Liliengewächsen, ist mit den Maiglöckchen , dem Türkenbund verwandt, also giftig.
Ihre verblühten, abgestorbenen Blütenstängel hinterlassen an ihrem Rhizom einen ringförmigen, gepunkteten Abdruck, der Ähnlichkeit mit dem von König Salomon getragenen Siegelring aufweisen soll. Daher der Name Salomonssiegel. Weißwurz, weil beim Ausgraben ein weißes Rhizom ans Licht kommt. Um dieses weiße Rhizom ranken sich weitere Geschichten. Als Wunderding das Ketten sprengt, Türen öffnet, Felsen auseinander treibt und wieder verschließt. Mit dem Geheimnisse erhellt, aufgelöst werden und wenn gewünscht auch wieder in Vergessen geraten. Auch zum Anlocken von Geistern, zu einer Reise in
die Zukunft, der Vergangenheit, ist das weiße Rhizom der Weißwurz der Reisebegleiter. Nur muss man halt wissen wie man auf diese Reise geht. Da wird es schwierig, da müssen Versuche her. Also machten sich vor vielen Jahren auch vier gebildete Herren auf, um mit den Geistern Zwiesprache zu halten. Einer von ihnen, der "Macher", hatte die "Geisterformel" aus einem alten Buch eines vorderasiatischen Herrschers, der nicht nur über seine Untertanen, sondern auch über unermesslichen Reichtum, Weisheit und vielen, ihm ergebenen Weiber verfügte, erlesen. Was zwar seinen Argwohn erweckte, aber nicht seinen Tatendrang, dies auch zu erreichen, beeinflusste. Er weihte seine drei Freunde ein. Nach einem großem Palaver machten sich drei von ihnen auf den Weg die Geister anzurufen. Einer hatte kalte Füße bekommen blieb bei seinem Weibe. Dies hatte vielleicht auch andere Gründe. In einer kühlen Mainacht machten sich die Drei mit Feuerschale, Holz, Kohle und eben dem Rhizom der Wunderwurz, dem Rhizom der Weißwurz auf den Weg zu der Gartenlaube des vierten Mannes. Der "Macher" ritzte Runen in die Holzbalken der Hütte, brachte dort und dort ein geheimnisvolles Zeichen an. Zog durchgehende und gestrichelte Linien an den Wänden, machte Verbeugungen, nuschelte Geheimnisvolles. Am Ende seiner Vorbereitung kam die Feuerschale ins Spiel. Bald brannte Holz und Kohle. Zum Schluss der Auftritt des Rhizom der Weißwurz. Das brannte schlecht und nichts tat sich, außer dass Qualm durch die Bude zog. Doch plötzlich erwachten die Geister, so wenigsten der Eindruck der Pösterer. Dicker schwarzer Qualm hüllte sie ein, zog in ihre Lungen. brachte sie zum Würgen, nach Luft ringend. Geister umtanzten sie, nahmen ihnen ihren Verstand und Gedanken. Als der beim Weibe gebliebene am nächsten Tag nichts von seinen drei Geisterjägern hörte, machte er sich auf den Weg zu seiner Gartenlaube. Die Feuerschale verloschen. Zwei von seinen Kumpels vornüber gebeugt, am Boden liegend, ihre Seele ausgehaucht, von den Geistern der Nacht mit auf die Reise genommen. Nur der dritte Kumpel röchelte noch. Der lag hinter der schlecht schließenden Gartenlaubentür. Zwei der Geisterjäger hatten ihre Reise in die Zukunft somit angetreten, der dritte musste den untersuchenden Beamten die Vorkommnisse der Geisternacht erzählen. Er erlitt so seine dunkle Stunde zum zweiten Mal. So blieb er zwar arm und verlacht , doch immerhin unter den Lebenden. Trotzt aller Vorbereitungen zu ihrer Geistersuche hatten sie das Gravierendste zum Wecken der Zauberkraft der Weißwurz übersehen. Sie hatten das Rhizom einfach nur ausgegraben, statt dies einem Specht zu überlassen, um ihm dann das Rhizom mit einem Trick abzuluchsen. Nur dieser Vorgang ist die Grundlage der Zauberkraft der Vielblütigen Weißwurz.
Beim Verlassen dieser kleinen nachgelesen Spinnerei gleiten meine Augen über den Boden. Bin erstaunt, dass schon die Früchte der Bergulmen auf dem Boden liegen. Auch die Pollenpüschel der Rotbuche finden sich da an. Die Blätter des Scharbockskraut sind am Vergilben. Wie lange wird es noch dauern bis Regen die abgefallenen schwimmfähigen Bulbillen, das Himmelsbrot, zusammen getragen hat, mit der die Pflanze überwintert. Früher sammelten es die Leute um ihr Mehl damit zu strecken, nahmen es die Seefahrer mit um gegen den Skorbut, früher einfach Scharbock genannt, gewappnet zu sein.
Corydalis cava, der Hohle Lerchensporn blüht in rosa und weiß, wobei das Weiß weniger vertreten ist. "Hohler", weil seine tief in der Erde liegenden Sproßknolle beim "Älterwerden" innen hohl wird, der Sporn seiner Blüte einem Fuß der Haubenlerche ähnelt.
Etwas verwirrend auch der Gefleckte Aronstab gleich daneben. Nicht immer sind seine Blätter gefleckt. Oft hat er überhaupt keine Flecken und heißt trotzdem immer noch "Gefleckter Aronstab"/ Arum maculatum. Auch über ihn gibt es Geschichten zu erzählen. Auch er besitzt eine Rhizom als Speicherorgan. Das wird aber in jedem Jahr erneuert, was nicht das Besondere daran ist.
Weiter zu