Der Bus hält am Ortseingang von Eckertal. Wir kreuzen die Straße laufen auf die Verwaltungshäuser, der Kommandantur der ehemaligen Muna zu. Zweigen kurz darauf zwischen hohen, schlanken Buchen nach rechts ab. Ein herbstgoldener Buchenwald zu beiden Seiten des wenig begangenen Weges. Er führt uns sachte in die Niederung des alten Grenzflusses, der Ecker, hinunter. Die Schuhe rascheln durch das braune Buchenlaub das den Weg bald völlig verschwinden lässt. Meine Augen suchen nach letzten Blüten in dem rotbraunem, alles überdeckende Laubmeer. Von Blüten nicht eine Spur. Pilze tauchen auf. Immer wieder verschieden Arten von Pilzen. Pilze die ich erkenne, auch noch nie von mir Gesehene. Da steht die "Buckel Tramete" auf einem Stuken. Sie garniert sich mit ein paar braunen Buchenblättern. Daneben am Boden drängelt sich ein Horst grauer "Falten Tintlinge" aus dem braunen Blättermeer. Vielleicht erst Gestern das Licht erblickt, jetzt schon mit schwarz tropfenden Hutrand geschmückt. Viel zu schnell hat es sich ausgetropft, ist von ihrem eleganten feinen Aussehen, der feinen Substanz ihrer Pilzhüte, nur eine schwarze Soße auf braunem Laub geblieben.
Auf einem weiteren Stuken oder Stubben, wachsen übereinander wie ein posierendes Liebespaar zwei mir Unbekannte. Vielleicht sind's auch zwei "Schüpplinge", oder "Faserlinge" die sich da aneinander schmiegen. Da verschwindet mein Pilzwissen im herbstlichen Nebel. Dann wird es noch viel brisanter! Weiße schmierige mit Wassertropfen behängte Pilzhüte drängeln sich durch das Laub. Ihr schleimiger Hut ist mit kleinen toten Mücken geschmückt. Das kann man wohl dazu nicht sagen, garniert, der bessere Ausdruck. Rätselhaft das Ganze! Da komme ich mit dem "Zitronengelben Reisigbecherchen" auf einem vergehende Ast schon besser zurecht. Mit dem "Glimmerigen Scheibentintling" nicht weit davon entfernt gibt es kein Problem. Und wer kennt sie nicht die schleimigen gelben und doch so gut schmeckenden "Goldröhrlinge". Schon geht mein Blick nach oben, suche ihren Lieblingswirt ohne den sie nicht zurecht kommen, die Lärche. Nicht weit von den Goldröhrling steht sie schon. Nicht ohne Grund wird der Schleimige auch "Goldgelber Lärchen-Röhrling" genannt. Das er ganz ordentlich schmeckt wissen auch die Schnecken. Ob mit oder ohne Haus sie sind schon da und halten Mahl. Da heißt es aufpassen, dass aus einem Goldröhrlings Mahl nicht gleich die Fleischbeilage mit in der Pfanne gebraten wird. Diese Zutat braucht nicht jeder Hungrige. Eine Fleischbeilage ist bei dem "Perlpilz" der seine Hüte hier auch durch das am Boden liegende Laub schiebt leider nicht zu vermeiden. Immer sollte er von rötlich gefärbten Madengängen durchzogen sein, der Stiel einen großen breiten gerieften Ring tragen. Fehlen die beiden Merkmale so hat man es mit einem "Panterpilz" zutun. Fehlen also der breite geriefte Ring am Stiel, die rötlichen Madengänge, sollte auf ein Pilzmahl verzichtet werden. Ich habe mich noch immer nicht getraut Perlpilze zu zubereiten. Will nicht eine Höllenfahrt mit Verwirrtheit, Schwindel, Krämpfen und anderen unschönen Dingen antreten. Vielleicht sogar die Wärme eines Höllenfeuer spüren nur weil ich den Pilzgenuss der Perlpilze erleben möchte! Die große Pilzfamilie der Amenitaceae, der Wulst- und Streiflinge zu der auch, etwas entfernt, die Champignons, die Egerlinge gehören hat eine vielfältige Auswahl zwischen Gift und Genuss! Da ist die sichere Bestimmung Voraussetzung für eine Ernte! Zweifel können schon tödlich sein!
Dieses gleiche Phänomen besteht auch bei den "Täublingen". Da traue ich mich auch nicht rann. Obwohl davon immer geschwärmt wird. Zu groß ist die Auswahl, das Verwechseln zwischen Genuss und Erbrechen! Schön im Aussehen, knackig im Bruch, sind sie allemal. Nicht so häufig wird der Pilz der Buche, der "Zunderschwamm" bei uns an der Birke gefunden. Meist ist es der "Birkenporling" der sie schmückt. Beide sind nicht essbar. Doch fanden sie früher auch Freunde die sie nutzten. Zum Bewahren, den Anzünden des Feuers, diente der Zunderschwamm. Auch Gefäße, sogar Bekleidung wurde aus ihm gefertigt. Während der Birkenporling mehr der Gesundheit diente. Der Ötzi, der mit Pfeil und Bogen bewaffnet seinen Tod in den Bergen fand, der wusste das noch. Wir haben das nur aus alten Schriften erfahren. Ein weiterer Pilz, wie mit schwarzem Samt, mit dezent abgesetzten Streifen auf der Oberseite, mit einer kleinporigen hellen gesprenkelten Unterseite am Stamm einer sterbenden Buche bringt mir schon wieder Probleme! Sollte es die "Umberbraune Borstenscheibe" sein? Laut Pareys "Buch der Pilze" kommt er nur an Eichen und Edelkastanien vor. Vielleicht hat ja einer, statt der beiden genannten Baumarten, es mal einer mit der Buche probiert Rätselhaftes Pilzleben! Je tiefer wir in den Wald eindringen, durch das raschelnde Laub marschieren desto bunter wird es um uns. Die Vielfalt von grün, gelb, braun der Buchen das tiefe Rot einer Rot-Eiche überrascht immer wieder neu. Auf einem ihrer großen roten Blätter sonnt sich ein Weberknechtweibchen. Es ist leicht als solches zu erkennen. Ihr fehlen die verlängerten Scherenhände über den Zangen am Mund. Die Scherenhände des Männchen erinnert ein wenig an ein fünftes Beinpaar. Dies fehlt beim Weibchen, hier zählt man vier Beinpaare. Beim Männchen käme man auf fünf, weil die beiden Scherenhände als etwas kürzeres fünftes Beinpaar gesehen werden. Eigenartige Geschlechtsbestimmung!
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