Bald total verschlafen unsere obligatorische Wiesen-Wanderung rund um St.Andreasberg! Die Bergwiesen auf der Jordanshöhe sind schon teilweise gemäht. Ihr Heu eingefahren. Was noch auf dem Halm steht präsentiert sich verblüht, weitgehend farblos. Selbst das Grün der Gräser hat einen Stich ins Gelb. Nur vereinzelt noch ein paar Blüten des Wald-Storchschnabel, der Rundblättrigen Glockenblume. Von der Ährigen Teufelskralle ist ein graugrüner walzenförmiger Kopf mit einem büschelförmigen weißgrünen Haarkranz von Blüten über geblieben. Die dunkelgrünen Fichten von Trockenheit und Borkenkäfer kleinflächig zu bräunlichen Silberwald verwandelt. Noch überwiegt auf den Bergkuppen das Fichtengrün. Doch was an blühenden Wiesen für uns verloren ist finden wir im Wald am Weg. Hier stehen die Fingerhüte in voller Blütenpracht. Stellen ihre hohe einseitswendige Blütentraube in den Sonnenschein. Ein Freudenfest für die Hummeln. Eine folgt der Nächsten. Sie verschwinden total im Blütenkelch. Rütteln ein wenig umher, kommen mit dem Hintern zuerst wieder heraus, verschwinden im übernächsten punktierten Blütenkelch. Ein munteres brummendes Treiben.
Ein kleines Rinnsal setzt den Weg unter Wasser. Ein großer Schritt um nasse Füße zu vermeiden ist erforderlich. Vorher findet mein Blick im Sumpf die blauen Blüten der Bachbunge. Die müssen aufs Bild. Vergeblich ist die blickende Suche nach dem Fettkraut. Dies liebt auch solche feuchte Stellen. Doch hier ist nichts davon zu sehen. Dafür, ich glaube es nicht, schwimmt doch tatsächlich im seichten klaren Wasser über die leicht braun verschlammten Steine eines meiner etwas längeren grauen Haare. Sonst toben die sich in meinem Waschbecken zu Hause aus! Voller Sprachlosigkeit und Irritation ist mein Kopf. Beides steigert sich noch als mein Haar der leichten Wasserströmung entgegen schwimmt! Und als sich das "Silberhaar" zu einem leichten Schlängeln entschließt, sich auf- und wieder entrollt ist der Gedanke an Wahnsinn nicht weit weg. Dann entdecke an einem Ende des Haares einen schwarzen kopfähnlichen Fleck. Da meine Haare meist ohne ihre Wurzeln ausfallen, ich das wenigstens noch nicht bemerkt habe, kann es sich nicht um ein Haar von mir handeln. Und gegen den Strom schwimmen das ist völlig ausgeschlossen. Aber was ist das, was da schwimmt? Vorsichtig stecke ich meinen Stockspitze ins Wasser, versuche das Haar oder besser den langen weißen Wurm heraus zu heben. Der hält sich mit seinem dunklen winzigen vermeintlichen Kopf an einem Stein fest. Der Wurm wickelt sich um die Stockspitze rutsch ab, streckt sich wieder, bleibt im Wasser! Rita, die weiter gelaufen ist, auf mich wartete, kommt zurück um zusehen ob ich noch lebe. Ganz so gnädig ist sie nicht mit mir als ich ihr versuche meinen Haarfund zu erklären. Ihre Augen betrachten mich abschätzend, ein wenig voller Mitleid.Ich sehe ihr an, dass sie an mir etwas zweifelt. Auch als ich ihr den Wurm im Wasser präsentiere glaubt sie eher an eine geistige Verwirrung der ich anheim gefallen bin, bestenfalls an eine versuchte Verarschung um meine Trödelei zu verschleiern. Dieses kleine Gespräch unter Ehepartnern mit tiefen Blick in die Augen hat der Wurm genutzt um sich unsichtbar zu machen. Verschwunden ist er mit seiner bestimmt 20cm ganzen haarförmigen Körper. Ein Haar von mir könnte das nicht. Das hängt sich irgendwo, wo es absolut nicht hingehört fest und wenn ich es gegriffen habe weiß ich meist nicht wo ich es lassen soll!
So stehen wir Beide etwas ratlos vor der niedrigen Wasserpfütze, halten vergeblich Ausschau nach dem Verschwundenen.
Wenn dann plötzlich noch Blasmusik durch das Tal schallt ist könnte man meinen man sei in eine andere Welt übergetreten. Sind wir aber nicht, was wir auf unserem Weiterweg auch feststellen. Denn im Ort, in einem kleinen Park, da stehen die Musikanten.
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