2020.06.10
Es ist Pfingstmontag. Da startet wieder das Mühlenfest in Abbenrode. Das hat Tradition und lockt die Leute. Auch wir machen uns auf den Weg zu Bratwurst und Bier, zu Kaffee und Kuchen, denn das wird da, neben dem Betrachten der alten Mühlentechnik den Besuchern angeboten. So schlendern wir von Eckertal, an der Ecker, den Klärteichen entlang durch den Schimmerwald. Betrachten den zerstörten Abzweig, das Gerinne von der Ecker das den Blaubach bei Trockenheit unterstützte, dem kleinen Biotop am Alltfelder Krug sein Überleben sicherte. Jahrzehnte, selbst zu Zeiten als sich hier die Grenze der beiden Deutschen Staaten hinzog und noch ein weites Stück vor dem "Tausendjährigen Reich" und während diesem, floss ein wenig Wasser aus der Ecker in den Blaubach, der hinter dem Altfelder Krug / Niedersachsen die alte Heerstraße quert, nach Sachsen-Anhalt wechselt, um nach ca. 1000m in die Ecker zu münden. Niemand nahm daran Anstoß, es funktionierte. Bis, ja bis; da kamen ganz besonders kluge Leute von der Behörde. Da ging das gemeinsame Plätschern von Graben und Blaubach zu Ende. Heute jedoch fließt auf wunderbare Weise wieder Wasser im Abzweiggraben, aber nur bis zum Abschlag, der dafür sorgte, dass überschüssiges Grabenwasser direkt wieder in die Ecker fließt. Im weiterführende Graben bestimmt ab hier die Trockenheit sein Bett.
Bald darauf wechselt die Ecker die von ihrem Sprung (Eckersprung) auf der Wasserscheide zwischen Quitschen- und Königsberg, mit ihrer Flussmitte die alte Landesgrenze zwischen Niedersachsen -- Sachsen-Anhalt darstellt, in ihrer Gänze nach Sachsen-Anhalt. Kurz danach taucht das Abbenröder-Eckerwehr auf. Halb verfallen fristet es ein trostloses Dasein, so als ob es trauern würde über seine wichtige Vergangenheit. Es diente zur Wasserversorgung der Mühlen auf der Hoheit, einem Flurstück südwestlich von Abbenrode. Ein Stück verrohter, dann offener Mühlgraben bringt das Wasser zum Wasserrad der Mühle Zimmermann. Sie war eine Getreide/ Papiermühle und als Gebäude noch soweit erhalten dass man es noch begehen und besichtigen kann. Wenn gleich gesagt werden kann, nach der Wende vor 30 Jahren, sah es hier noch entschieden besser aus! Der Idyllische Garten hinter dem Hause mit kleinem Wasserlauf, geschnittenen Buchsbaumhecken, Putten, kleinen Brücken die die geschnörkelten Pfade verbanden, das hatte etwas! Das konnte gezeigt werden. Nun ist der Garten kein Garten mehr. Das Wasserrad zerborsten, Pfade, Brücken überwuchert, vergangen, das Wasser verschwunden. Doch auf dem Zimmermannschen Mühlenhof, dort wird heute gefeiert, das Gebäude besichtigt. Zwei Fenster von außen von Efeu überrankt. Diffuses grünes Licht tanzt über den hölzernen Mühlenboden. Ein weiteres gibt die Aussicht auf verfallene Anbauten frei. Morsche Balken, verrutschende Ziegeldächer, zusammen gefallene Holzwände. Von der umlaufenden Fensterzeile ein Blick in den Mühlenhof. Würstchenholer mit schnellen Schritten zum Bratrost, zum Bierausschank, zur Kaffeetheke. Runde und längliche Tische mit Tischdecken, umstellt von weißen Plastikstühlen und Bayrischen Bierbänken. Mehr oder weniger besetzt von Karten-, Zeitungslesern, Schleckermäulern, Genießern, von Schweigenden und Quatschenden, ein paar träumenden Gestalten, einem allein gelassenen Rucksack. Ein Müllermeister mit Strohhut zeigt mit Hilfe seiner neuen, aufgebauten Maschine wie das Korn zerkleinert, zu Mehl wird. Eine interessierte Dame mit Umhängetasche. Ihre rechte Hand in die Hüfte gestemmt, die Linke hält das schwarze Trageband der Tasche. Das Trageband teilt ihre Brust in zwei stramme Hügel; aufmerksam folgt sie den Lippen des Strohhuttragenden. Ihr Partner mit gleicher Tasche und verschränkten Armen vor dem Bauch tut es ihr nach. Einer der Herren putzt sich die Nase, ein weiterer Herr ist vorgetreten, steht dem vortragenden Müller wohl nicht ganz einverstanden gegenüber, bereit Contra zu geben. Der neben ihm Stehende trägt seine Jacke am Zeigefinger, weiß nicht so genau ob er bleiben oder gehen soll. Ein bärtiger, Weißhaariger mit weißem Hemd über den Gürtel, oder den Hosenträger getragen, faltet respektvoll die Hände vor seinem ganz ordentlichen Bauch. Seine Kamera baumelt auf diesem und wie es aussieht hat er auch verstanden was der Müller erklärt. Was die beiden Herren, der eine im blauem Hemd der andere im schwarzen Dress mit diskutierenden Händen im Hintergrund, bestimmt nicht haben.
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