Auf ein Wiederkommen der Bienen-Ragwurz kann man hoffen, das beweist auch der sich auf der nackten Erdkrume ausbreitende Gemeine Hornklee / Lotus corniculatus mit Deutlichkeit. Dieser wird nur übertroffen von den unzähligen spitzen langen Blättern des Spitzwegerich / Plantago lanceolata. Der wuchs schon immer hier in der Wiese, hat sich jetzt aber bald flächendeckend ausgebreitet. Oder wurde da mit einem nicht dosierten Griff in die Samentüte nachgeholfen? Das kann man von der Wilden Möhre / Daucus carota nicht behaupten. Die, die sonst das Sommerbild bestimmte hat sich rar gemacht und mit ihr auch der Schwalbenschwanz, der große schnelle Gaukler der für seinen Raupennachwuchs die Wilde Möhre unbedingt braucht. Hoffnung ist das was bleibt, hoffe auf eine Wiederkehr von Beiden. Auch die üppigeren Bestände des Zickzack-Klee sind im Verschwinden. Nur wenige dieses Bodendeckers sehen das Sommerlicht des Jahres. Da ist auch der Wundklee Anthyllis vulneraria, der sich auch noch behauptet nicht von ausgeschlossen.
Mitte des Monats zieht ein Sommergewitter durch. Hagelschlag und Sturmböen halten reiche Ernte. Zerschlagen liegen kleine Zweige und Blätter am Boden. Der Sommer ist für ein paar Stunden dem Winter gewichen, bis das Licht die Hagelkörner zu Wasser rückverwandelt hat, die kalte weiße Pracht aufgelöst verschwinden lässt. Manch ein Garten gleicht dem Chaos einer von Bomben zerschlagen Stadt und derer gibt es zur Zeit in Syrien viele. Hier sind es "nur" Pflanzen und deren Liebhaber die leiden, hier gibt es keine menschlichen Leichen die betrauert werden. Hier wird sich nur etwas geschüttelt, der Schaden oberflächlich betrachtet, mit den Schultern gezuckt und das Leben im Allgemeinen geht weiter. Nur der Gartenbesitzer trauert der zerschlagenen Pflanzenschönheiten nach. Für den ist der Sommer gelaufen. Die zerschlagenen Blätter der Funkien, der Hortensien, anderer Blattpflanzen erneuern sich nicht mehr in diesem Jahre. Selbst die ballgroßen Fruchtkörper der Riesenboviste zwischen dem Efeu am Butterberg sind vom Hagel gezeichnet.
Der "Blühstreifen" hat das Unwetter ganz gut überstanden. Hier zeigen sich Unbekannte der heimischen Flora. Wie der Koriander / Coriandrum sativum, ein Doldenblütler aus dem östlichen Mittelmeerraum. Wanzenkraut sagt man wegen seines unangenehmen Geruchs auch dazu. Doch hat er Eingang in die Heilkunde, zu den Gewürzkräutern gefunden. Warum es in unserer einheimischen Flora gezielt ausgesät wird bleibt mir verschlossen. Da wird gegen die Invasionskräuter wie Drüsiges Springkraut, dem Riesen-Bärenklau, dem Asiatischen Knöterich mit viel Geld und körperlichen Einsatz zu Felde gezogen! Der Koriander aber ist willkommen. Unbekannt ist mir, welche heimischen Insekten ihn zu ihrer Leibspeise ausgesucht haben. Statt des Koriander ist die Wilde Möhre, der Wiesen-Kerbel, der Taumelkälberkropf die bessere Alternative zur Lebenserhaltung unserer heimischen Insekten.
Der Buchweizen / Fagopyrum esculenten, ein Knöterichgewächs, der auch zu den Eingesamten zählt, ist da schon besser zu bewerten. Er ist zwar auch ein Orientale, aber schon lange bei uns zuhause. Er wird als Kulturpflanze angebaut und geschätzt. Selten sät er sich selbst aus. Er verträgt jedoch keinen Frost, schon bei niedrigen Plusgraden macht er sich davon, ist also für den Butterberg in der Regel ungeeignet für eine funktionierende Insektenfauna. Doch hat er überlebt, die Frühjahrskälte überstanden, freuen sich die Bienen, denn seine Blüten bieten ihnen reichlich Zucker. Der wiederum einen wohlschmeckend Honig ergibt.
Mit dem Blühbeginn des Blühstreifen verändert sich auch die Bewertung der Menschen. Er bekommt sachte einen positiven Tatsch. Nur die Wiesen-Insekten haben nichts davon. Sie sind mitsamt ihrer Kinderstube, der umgepflügten Wiese, schon lange verstorben! Wenn man die Kinder verhungern lässt werden sie nie erwachsen und ihre Zeugungsfähigkeit verlieren sie dabei auch. So ist es nun einmal! Es nützt nicht nur die Blüte, nein, gefressen werden muss auch! Da bietet ein nackter Boden halt nicht die Grundlage für ein erfüllendes Leben.
Nördlich des Butterbergs, es sind die letzten Tage des Juli, in der Wendischweh, blüht auf den Wiesen der Wiesen-Pippau / Crepis bienneis. Am Wegrand in großen Tuffs der Gewöhnliche Thymian / Thymus praecox. Hinter den Weidezäunen die Acker-Kratzdistel, die wiederum von der Ackerwinde Convolvulus arvensis als Stütze missbraucht wird. Sommerwind treibt über die Flur.
Der Kohllauch auf dem Butterberg nun in unscheinbarer Vollblüte. Er wird aber meist übersehenen. Während der kleine Bestand des Gekielten Lauchs / Allium carinatum, zwar auch meist übersehen, nun aber seine Pracht entfaltet hat. Mit rosenroten Blüten, aus dem rote Staubbeutel die Welt betrachten, ist er eine kleine Schönheit. Auf dem Kleinen Burgberg hat sich ein größerer Bestand davon angesiedelt. Hier nur ein paar Wenige. Neben ihnen, nicht ganz, mehr im Schatten leuchten schon die knallroten Fruchtstände des Aronstabs. Der Koriander im "Blühstreifen" mit runden gekrönten Früchten, das Gabelige Leimkraut / Silene reckt seine Blütenkelche mit der weißen Blüte in die Höhe, die Sonnenblumen / Heliathus annus lassen ihre dicken Knospen aufplatzen, halten ihre gelben Randblüten in den Sonnenschein. Der Borretsch duftet nach Gurken, die Schafgarbe zeigt ihren Blütenteller, der Dill schon mit Früchten, die Calendula / Calendula offizinales blühen etwas verstockt in der Tiefe und mittendrin schaukeln die Distelfalter / Vanessa cardui der Weitwanderer vom Mittelmeer. An der Schote des Weißen Senf, das Hellgelb seiner Blüten ist schon verschwunden, krabbelt etwas Buntes umher. Laut Bestimmungsbuch handelt es sich um die Larve einer Kohlwanze / Eurydema oleraceum. Sie ist eine Larve die sich während ihrer Entwicklung mehrfach im Aussehen verändert. Eben in gelbschwarz mit schwarzen Streifen, einem kariertem Rand ist sie besonders hübsch anzusehen. Später als Vollinsekt zeigt sie sich in schwarz mit weißen oder rotem Rand und drei gleichfarbenen Rückenpunkten. Sie ist wie ihr Name sagt auf Kohl, auf Kreuzblütler, angewiesen und somit auf dem "Weißen Senf" zuhause.
Dicht daneben ist der Boden vegetationslos, von einer Baumwurzel, einem Stein begrenzt. Vor diesen herrscht ein Gedränge von ausgefressenen Körperhülsen, vorwiegend die Panzer von Keller- und anderer Asseln liegen umher. Doch auch ausgefressene Drahtwürmer, Ameisenhüllen und Ringkörperteile von Käfern, auch ein paar schwarze, gebogene zerbrochene Teile von Schneckenhäusern sind vertreten. Eine Stelle am Boden die aussieht wie ein Tanzplatz Unbekannter aus dem Reich der Unterwelt.
Eine Drosselschmiede der erste Eindruck. Doch dazu fehlen weitgehend die zerschlagenen Gehäuse der Gartenschnecken, die die Drossel so gern annehmen. So bleibt mir der Totentänzer, der hier am Werke war, im Dunkel der Unwissenheit verborgen.
Könnte der daneben stehende Feld-Steinquendel, verständlich zu mir sprechen, wüsste ich es. Doch mein Gehör vernimmt nichts. Nicht einmal ein Summen der Insekten. Nur das Klopfen eines Buntspechtes hallt von einem trockenen Buchenast von weit oben zu mir herunter.
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