Erst fließt die Stimmecke in Sachsen-Anhalt, dann ein Stückchen in Niedersachsen, um bald darauf wieder nach Sachsen-Anhalt zu wechseln. Mal floss sie im magdeburgischen, halberstädtischen, im hildesheimischen, im braunschweigischen, hannoverschen oder preußischen Lande.
Und wenn es auch nur knappe 15 km mit vier Ortschaften sind, die die Stimmecke prägte, ist der menschliche Zungenschlag von Siedlung zu Siedlung immer etwas anders und so kann man diesen wechselvollen kleinen Bach getrost mit dem weiblichen: "Die Stimmecke" ansprechen und nicht, wie das vielleicht ganz richtig ist, auf den männlichen Bach beziehend mit "Der Stimmecke" ansprechen. Denn so wechselvolles Getue kann nur weiblich sein!
Als die Ecker ihr Tal, zwischen Kienberg und Woldsberg verließ, teilte sie sich in mehrere Arme.
Der östlichste Mäanderarm der Ecker, floss in das kleine Rinnsal der Stimmecke, die vom Nordhang des Kienbergs herunter plätschert, jedoch oft trocken fällt. So hatte nun die Stimmecke immer Wasser, das auch intensiv von den späteren Anliegern genutzt wurde. Als dann durch irgend einen Umstand der östliche Eckerarm trocken fiel, die Stimmecke nur noch machmal plätscherte, wurde künstlich nach geholfen. Und so fließt bis heute ein künstlicher Abschlag von der Ecker in das natürliche Bachbett der Stimmecke. Ca. 15 km weiter im Norden und ca.150 Höhenmeter tiefer, mündet sie, nachdem sie Stapelburg, Wennerode, Suderode und Rimbeck hinter sich gelassen hat in die Ilse.
Tief eingeschnitten zwischen Erdwällen fließt die Stimmecke wenn sie die alte Bahntrasse Bad Harzburg - Ilsenburg unterquert hat, auf Stapelburg zu. Bald plätschert sie neben der Straße am Teichdamm dahin. Quert diesen, landet im Mühlenteich der um 1572 gebauten Wassermühle des Grafen von Bila. Später, viel später übernahm der Müller Bindseits die Mühle, baute sie als Getreide-, Ölmühle aus. Nach 100 Jahren in Familienbesitz der Bindseits, beendete der Schwiegersohn Herr Joseph Lietz im Februar 1986 diese Ära. Zu unwirtschaftlich geworden machte die Mühle dicht. Da nützte auch die Lieferung von Strom ab 1953 an die Gemeinde nichts. Es sollen als Gegenleistung nur ein paar Ferkel gewesen sein, die Herr Lietz von der Gemeinde dafür bekam. So steht das 6,30 Meter große Wasserrad, welches mit dem Wasser des Mühlteiches bei einer
8,25 m Fallhöhe betrieben wurde, still. Der Mühlenteich, seiner Funktion beraubt, verlandet. Das Mühlengebäude leer, im Verfall.
Doch unbekümmert fließt, neben der Wasserstraße, die Stimmecke durch Stapelburg. Schwenkt bald nach Norden. Lässt das Gut, seine verfallenden Gebäude, die herrliche Kirche, die Ruine Stapelburg, so auch die schönste und größte Linde des ganzen Harzes neben dem Kriegerdenkmal auf dem Burgberg, rechts ihres Laufes liegen; rennt an der verschwundenen Gaststätte zum "Kuckuck" vorbei, verschwendet keinen Blick hinüber zur vergangenen Amtsmühle, die ihre Dienste auch einmal forderte, krabbelt unter der B6n durch, schenkt sich Abbenrode, strömt lieber weiter nach Norden. Die neue Bahntrasse Vienenburg -Stapelburg, die ausschließlich neu gebaut wurde um die Roheisenbrammen aus der Hütte Szg, mit nur einer Lokomotive nach Ilsenburg, zum Walzwerk, ziehen zu können wird genommen. Ebenso die Grenze nach Niedersachsen. Schon taucht Wennerode mit seinem Gut auf, bleibt rechts liegen. Problemlos wird die Brücke der L510, Vienenburg -- Lüttgenrode, bei 147,5 Höhenmeter unterquert, um nun, einsam durch die Felder, Suderode zuzustreben. Wieder wird die Grenze zu Niedersachsen passiert. Die Stimmecke will Sachsen- Anhalt treu bleiben. Nicht lange dauert es, da wird der Föhrendsche Grundgraben von ihr aufgenommen. Mehrere kleine Gräben, von ihr abgezweigt, durchfließen das Gelände, strömen in die Teiche südlich der altem Ritterburg von Suderode . Füllen den Wassergraben der die Ritterburg umschließt.. Auch hier, in Suderode, war sie dienlich. Versorgte eine Mühle, eine Ölmühle. Die kleine, allerliebste und sehenswerte Filialkirche der knapp 200 Einwohner, zeigt die Verbundenheit zu Göddeckenrode. Eine wunderhübsche Landschaft breitet sich um Suderode aus. Leider ist von der Euphorie der Nachwendezeit, Besucher in den Ort, den Rittergutspark zu locken, nicht viel übergeblieben. Die neuen Brücken und Stege im Park sind schon wieder vergammelt, das renovierte Wasserrad verfallen. Doch der Reiz der feuchten Senke südlich von Suderode ist ungebrochen.
Die Stimmecke quengelt sich unter der K1338 Wülperode - Lüttgenrode hindurch, reist mit schnellem Lauf nach Norden, auf Rimbeck -- Bühne zu. Diese beiden Geschwisterorte haben nicht nur einen gemeinsamen Bahnhof an der ehem. Bahnstrecke Börßum - Wasserleben, sondern liegen auch gemeinsam auf einem hohen, ebenen Ufer vor der Ilse auf einer Höhe von 100,7 Meter. Bühne, sein Namen sagt das schon:-- Bühne, höhere ebene Fläche --.
Westlich, gleich nebenan auf gleicher Ebene schmiegt sich Rimbeck an Straße und Bach der früher "Rimbeke" oder Rimbeeke genannt wurde. Von der "Rimbeke" leitet Rimbeck, das kleine Dorf, mit Schmiede, Wirtshaus, Mahlmühle und Kirche seinen Namen ab. Noch immer durchfließt der Bach, nun die Stimmecke, meist in Mauern gefasst das Dorf, um hinter dem Ort in die Ilse zu münden.
So fließt also Eckerwasser über die Stimmecke in die Ilse. Die teilt sich vor Hornburg in die <Kanal-Ilse> und die <Mühlen-Ilse>, die Hornburg einen besonderen Flair schenkt. Gemeinsam münden sie bei Börßum in die Oker. So kommen die Wassertropfen der Ecker, die sich vor Stapelburg trennten, hier bei Börßum wieder zusammen. Und wenn man still ist und ihnen lauscht, hört man was sie sich für eine Menge über ihre getrennten Wege zu erzählen haben.
Otto Pake