Durch einen Tunnel grüner Blätter führt jetzt im Juni der Kammweg des Butterbergs. Der Blick in die Ferne fängt sich im Blattwerk der Laubbäume, gleitet über den Boden, bleibt in der Nähe hängen.
Jetzt ist die Zeit der Türkenbund-Lilien gekommen. Trotzt ihrer hohen Erscheinung verstecken sie sich ein wenig indem sie ihre attraktiven braunroten Blüten der Erde zuwenden, nicht wie üblich wie bei anderen blühenden Pflanzen, in die Sonne blicken. Damit hätten sie es auch nicht leicht, denn die Sonne tut sich nun schwer das Blätterdach zu durchdringen. So blühen sie im diffusen Restlicht unter dem fast geschlossenen grünen Dach. Bis es soweit kommt haben sie noch manche Gefahr zu überstehen. Da gibt es einmal die Lilienhähnchen, die mit besonderer Vorliebe an ihren Blättern fressen. Dieser kleine rote Käfer nagt Kerben, runde Löcher in die Lilienblätter, nagt teilweise die Blütenstände ab. Bei starkem Befall geht sogar das ganze Lilienblattwerk durch seinen Darm, so das nur noch der nackte Stängel mit den Knospen überbleibt. Wird das Lilienhähnchen bei seiner Fressorgie gestört, poltert er, wie schon verstorben, zur Erde, legt sich auf den roten Rücken, zeigt dadurch seine schwarze Unterseite und verschwindet so aus den Augen seiner Feinde. Seine Larven, die durch den Verzehr der Lilienblätter groß werden, kennen noch nicht das "Todstellen". Sie schützen sich vor Fressfeinden indem sie ihr Verdautes auf dem Rücken tragen. Das Hinsehen ist schon ekelig, vom "gefressen werden" mitsamt dem Haufen auf dem Rücken ganz zu schweigen! Vielleicht schnappt versehentlich einmal ein Reh zu, denn die lieben die Knospen des Türkenbund, vernaschen sie sozusagen als Nachtisch. Trotzt dieser Gefahren kommen doch immer welche von ihnen zur Blüte. Die mit nächtlichem Duft dafür sorgen, dass Nachtfalter sie finden und bestäuben. Das zeigen, später im Jahr, die auf ihren trockenen Stängeln aufgerichteten braunen dreiteiligen Samenkapseln an. Vom Winterwind, werden diese in ein kurzes, abgehacktes Schütteln gebracht. So verstreuen sie ihre, wie die Blätter eines Buches geschichteten, aufeinander liegenden flachen Samen.Bis zu zehn Jahre dauert es dann, bis vielleicht zwei, drei von ihnen zu blühenden Pflanzen heranwachsen sind, selbst ihre Saat verstreuen können.
Das wenige Licht unter den Bäumen ist für den Bärlauch das Zeichen sich in seine Zwiebel zurück zu ziehen. Schnell wechseln seine Blätter ins Gelbe. Glatt könnte man glauben der Herbst hält schon Einzug. Doch soweit ist es noch nicht. das Bingelkraut überwächst den angedeuteten Herbst, bleibt bei seinem Grün, zeigt den Sommer an.
Hellgelbe lange, in lockerer Dolde gestielte Blüten des Habichtskraut tauchen auf. Schwer sind sie zu bestimmen. Zu viel Arten bringen Irritationen in die Gedanken, die mich zu dem Doldigen Habichtskraut / Hieracium umbellatum führen.
Das viel später blühende, das Savoyer Habichtskraut / Hieracium sabaudum steht mit seinen dicht beblätterten Trieben schon oder noch, in Wartestellung.
Die umgebrochene Wiese, nun in einen Blühstreifen umgewidmet, zeigt erstes Grün. Sonnenblumen / Helianthus annus breiten ihre Blätter über dem sonst noch kargen Grün seiner noch zu bestimmenden Begleiter aus. Ein paar wenige der einheimischen Stauden der Skabiosen-Flockenblumen sind dem Pflug entkommen, treiben aus, legen ihren Blattkranz über den nackten Boden, schieben Blütenstängel, die die schüttere Flor des "Grünstreifen" überragen. Auch die ausdauernden Wiesenblumen wie Wiesen-Knautie und Tauben-Skabiose machen diesen Versuch, tun sich aber schwer. Nur am Saum zwischen Buschwerk und Wiese, dort wo der Pflug vorbeigegangen ist, ist ihr Überleben gesichert. Dort sind von den Genannten schon Blüten und Knospen zu finden.
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