Beim Tanz in den Mai sangen wir immer aus voller Kehle: "Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus-----". Das in den Mai tanzen haben wir eingestellt, unser Gesang ist verklungen. Die Blätter schlagen im Mai auch nicht mehr aus, dies hat lautlos der April übernommen, somit dem Mai seine Alleinstellung genommen. Doch sonst ist es noch immer der Wonnemonat der das Frühlingsglück unter die Leute bringt. Freundlich säuseln erregende Düfte durch die lauen Nächte, lassen Erinnerungen, bald vergessene Freuden erwachen. Darin ist und bleibt der Mai dem April einfach überlegen. Die Zwei nehmen das Gelassen. Tauchen wir ein in diesen wunderbare Monat, in das aufwachende, aufgewachte Leben des Jahres.
Langsam nehmen die größer werdenden Blätter der Bäume dem Wanderer am Butterberg die Aussichten auf Stadt und Land. Der Blick konzentriert sich auf die Nähe, auf alles was wachsen und blühen will. Doch auch auf das was die Natur aus ihren immer währenden Kreislauf plötzlich entnimmt, zerstört, sterben lässt.
Dem letzten Sturm musste die alte doppelstämmige Esche am Nordhang einen ihrer zwei starken Stämme opfern. Frisch ergrünt bot sie den Sturmböen zuviel Widerstand. Der Sturm zerteilte den Zwiesel, riss einen der Stämme ab, stürzte ihn auf den Weg. So liegt nun die Hälfte der Eschen-Krone auf dem Wege, während der abgerissene Stamm splitterig aufgerissen, am geteilten Stamm unterhalb des Zwiesel, fest an seinem Zwilling hängengeblieben ist. So umgepustet liegt er umher und versperrt ein Durchkommen. Sehr klein muss man sich machen um darunter hinweg zu schlüpfen. Die, die unter der Gefallenen an der Erde nach Futter suchenden, pickenden Amseln zetern ein wenig als wir sie, bei unserem Durchschlüpfen, stören. Sie fliegen auf, setzen sich bald wieder, arbeiten mit ihrem gelben stabilen Schnabel "das die Blätter fliegen". Die Goldnessel / Lamium galeobdolon hat sich über den allgegenwärtigen Efeu geschoben. zeigt ihre gelben, rotbraun gezeichneten Blüten. Zupft man eine ihrer Lippenblüten ab, saugt am Blütenstiel schmeckt man ihre Süße. Ein Anlecken an der daneben stehenden Aronstabblüte ist dagegen unangebracht. Sie reagiert mit feinen kristallinen Giftstoffen, legt Lippen und Zunge in einen lange anhaltenden Dauerstress-Schmerz. Beim blütenschiebenden Taumelkälberkropf ist ein Anlecken auch nicht das Angenehmste. Auch er verteidigt sich vorm -Gefressen werden- mit leichten Giftstoffen. Der Türkenbund, der Efeu, das Gelbe Windröschen sind auch so Kandidaten die lieber gemieden werden. Dafür können nicht nur die Blätter, sondern auch die Knospen und die weißen Blüten des Bärlauchs bedenkenlos auf dem Brot, im Suppentopf, auf dem Butterbrot oder einfach roh über den Daumen gegessen werden. Wem das noch nicht langt mit der kostenlosen Verpflegung auf dem Butterberg, der sollte einmal die Blätter von Hainbuchen oder der Rotbuche probieren. Auch sie sind für manche menschliche Zungen ganz lecker. Selbst die Buchenkeimlinge sind da nicht auszuschließen.
Das Bingelkraut / Mercurialis perennis, welches sich in dichten Beständen ausbreitet, über den Boden zieht sollte wiederum gemieden werden. Leicht giftig wird es eingestuft, warnt schon mit seinem unangenehmen Geruch vor Unverträglichkeit. Geheimnisse umgeben diese sommergrüne Pflanze. Versucht man sie für ein Herbarium zu pressen verliert sie ihr Grün, verfärbt sich in blauschwarzen Metallglanz. Sie gehörte im Mittelalter zu den Pflanzen, die mit Hilfe von Quecksilber, zur Silber und Goldherstellung genommen wurden. Dies klappte zwar nicht, doch so einfach aufgeben wollte man auch nicht. Viele erfolglose Versuche; das Gold versteckt sich weiter. Das Ausdauernde Bingelkraut ist zweihäusig. Es gibt also weibliche und männliche Pflanzen. Wobei die männlichen meist überwiegen, in geschossenen Beständen auftreten, sich durch Rhizome weiterverbreiten. Und so nichts mit ihrer Damenwelt zu tun haben möchten. (Soll es bei uns Menschen auch geben.) Die weiblichen Pflanzen des Ausdauernden Bingelkrauts geht dies Verhalten ihrer Pollenträger am Arsch, bzw. am Fruchtknoten vorbei. Sie entwickeln ihre Samen einfach durch Jungfernzeugung. Parthenogenese nennt man das. Wie das funktioniert will ich und brauch ich nicht zu wissen. Dumm zu sterben macht manchmal glücklicher. Aus der Vergangenheit wird erzählt, dass bei der früheren Beweidung in Wald und Flur, empfindliches Weidevieh plötzlich rot pinkelte, oder ihre Milch sich blau färbte. Da sind dann die Bingelkräuter, es gibt auch noch das Einjährige Bingelkraut / Merkuralis annua auf den Äckern, Schuld daran gewesen. Die Tiere hatten dann einfach zuviel davon aufgefressen. Das Bingelkraut hat außerdem noch eine harntreibende Wirkung! Also Finger weg vom "Pinkelkraut"!
Weiter zu