Es entwickelt sich ein richtiger Smalltalk zwischen dem Einheimischen hinter dem Zaun und uns Zugereisten vor den eisernen Zaunstangen. Als er erfährt, dass wir zur Hasenburg wollen, beschreibt er uns einen Parkplatz wo wir das Auto unbesorgt abstellen können. Es hat sich viel im Straßenbau getan in Haynrode. Ein Jahr bin ich nicht hier gewesen und schon ist die Straßenführung in Haynrode umgekrempelt. Dank unseres Zaunplausches finden wir uns aber zurecht und auch den beschrieben Platz für das Auto. Schon vor Jahren, gleich nach der Wende, als ich mit einem Wanderfreund, hier durch die mir unbekannte Gegend zog, in dem Gartenhaus einer Frisörmeisterin Heynrodes übernachtete, von dort am nächsten Morgen zur Hasenburg zogen, war ein paar Monate später als ich wieder zur Hasenburg hoch wollte, nichts mehr von Schrebergärten und dem Weg zur Hasenburg zu finden. Der Neubau eines Werkes, hatte Schrebergärten und Wanderweg überbaut. Nur auf Schleichpfaden war der Anschluss zum Wanderweg noch zu finden. Nun hat die Straßenführung noch härter in die Landschaft gegriffen. Und hätte unser Zaungespräch nicht stattgefunden: "Am Kreisel Richtung Buhla, den ersten Feldweg links ab. Dort könnt ihr parken", hätten wir uns schwer getan mit dem Abstellen des Autos. So sind wir gleich auf dem mit Feldahorn eingerahmten Wiesenweg der uns zum Fuß der Hasenburg bringt. Gelb leuchtet rechts der Löwenzahn auf der Wiese. In einer Wiesendelle grasten braune Rinder, die wir dem Harzer Höhenvieh zuordnen. Apfelbäume links am Weg in voller Blütenpracht. der Zilpzalp sagt seinen Namen. Die Goldammer pfeift von hoher Strauchwarte. Zwei Rot-Milane gleiten spielerisch über die weiten Flächen. Es ist schon Mittag geworden und der Hunger plagt meine Begleiter. Bei der Schutzhütte am Waldrand wollen wir rasten , den Hunger stillen. Leider sind vor uns Wandalen durchgezogen, haben mit ihren papiernen, mit braunen Streifen verzierten, Hinterlassenschaften den Rastplatz geschmückt. Also heißt es erst einmal weiter! Nach links schwenken wir ab. Dort wo der Waldweg von Neustadt / Wallrode herauf zieht, hocken wir bald darauf auf einem Baumstamm. Warmer Sonnenschein schmeichelt unsere Rücken. Ein besserer Platz zum Rasten als der in der verdreckten Umgebung der im Schatten liegenden Hütte; wenigsten für heute am 1. Maientag. Mit vollem Magen steigt es sich nicht so leicht. Diese alte Weisheit wird uns unterwegs wieder bewusst. Steil, in vielen Kurven schwitzen wir uns hoch zur Hasenburg. Gut, dass es so viel an Pflanzen nebenbei zu fotografieren gibt. Sei es die Feldkresse, die Zwiebeltragende Zahnwurz, die Mandelblättrige Wolfsmilch, Waldveilchen, rot-blaue Blüten der Frühlingsplatterbse und was sich sonst noch alles hier so rumtreibt. Auch die alten abgestorbenen angewitterten Buchen mit ihren Beulen und Schrunnen, ihren toten Gesichtern aus vergehenden Holz bringen nicht nur Fotomotive. Sie bringen kleine Pausen beim Aufstieg. Bald verzweifelt schaue ich nach Morcheln, die hier nach meiner Meinung bestimmt nicht fehlen, um. Finde aber keinen der Wohlschmeckenden. Doch irgendwann haben wir die Steigung hinter uns, sind auf dem Hasenburg-Plateau. Wandern rechts auf schmalen Pfad weiter zu den Resten der Kleinen Burg, die Heinrich der IV hier in der Zeit seines Streits mit den Sachsen errichten ließ. Auf der sonnigen Bank, über, bei den alten Mauerresten haben sich schon andere Wanderer hingehockt. Hier wächst Lauch in größerer Menge. Die Herrschaften staunen nicht schlecht als wir uns dabei machen ein paar der würzigen Stängel zu verzehren. Sie probieren auch ein wenig, trauen sich aber nicht so richtig. Zu unbekannt das Ganze. Dicke alte Balken liegen umher. Erst später stellen wir fest, es handelt sich um die abgebauten Torbalken des Burgtors. Das wirkt dadurch nicht mehr so dunkel, so unbezwingbar wie zuvor. Das Bleiche Knabenkraut, gleich auf der Höhe neben dem Burgtor, wächst und blüht noch immer um diese Zeit an der gleichen Stelle. Trotzt intensiver Suche unser sechs Augen entdecken wir keine weitere Pflanze dieser Orchidee An mächtigen uralten Buchen vorbei wandern wir zum Nordrand des Plateau. Hier bricht das Plateau als steile Muschelkalkfelsklippe fast 180 m nach Norden ab.
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