2019.03.31
Wie das mit den Winterwanderungen so ist. Sie sind zwar spontan, richten sich nach den Wetterbedingungen die am Wandertag vorherrschen. Doch gerade darin liegt ein Problem, das immer an mir nagt. Nicht nur eine Wanderung heißt es vorzubereiten, vorzulaufen, einzuplanen. Die letzten Märztage lehnen sich an, an den wechselhaften April, bringen manchmal sommerlichen Sonnenschein doch oft auch mieses Wetter. So liegt mein Ziel in diesen Tagen, nicht in unseren Bergen des Harzes, die sich mit dem Frühlingserwachen noch schwer tun, sondern im Vorland so um die 200 - 300m Höhe. Dort findet man schon den heiß erwarteten Frühling. Da finden wir schon etwas Blühendes was das Herz höher schlagen und die Seele baumeln lässt. Also mache ich mich auf den Weg, auf meine Vorwanderungen, um dieses Frühlingsglückserlebnis meinen Wandergästen zeigen zu können.
Die erste Vorwanderung brachte mich nach Blankenburg. Vorbei am Schloss, durch den Schlosspark, am Kleinen Jordan entlang nach Cattenstedt. Dort über den Kirchhof, durch das Örtchen weiter entlang des Kleinen Jordan durch das Hasental. Hier sollte es schon blühen. Aber Fehlanzeige. Weiter über den westlichen Sporn des Schulmeisterberg nach Timmenrode zum Hamburger Wappen, die noch kahle, windige Teufelsmauer zurück zum Auto in Blankenburg. Fazit: Bei schönem Wetter machbar, aber nicht befriedigend. Muss man nicht!
Die zweite Vorwanderung trieb mich zu den Harsleber Bergen, zum Steinholz mit seinem Warteturm. Hier blühen schon die Kirschpflaumen in weißer Pracht, krabbeln Ölkäfer durch das Gras, recken unzählige kleine weiße Blüten auf kleiner Rosette sich ins Licht. Das Frühlings-Hungerblümchen / Erophila verna ist es. Eine Fläche unter den in Knospe stehenden alten Süßkirschen steht voll von weiß blühender Acker-Steinsame / Lithospermum arvense. Erste Wind- und Buschwindröschen, Leberblümchen, am Südhang treiben die Adonis, öffnen im Sonnenschein ihre ersten gelben, großen Blüten. Doch von der Pracht des vorgeschrittenen Frühlings ist das Alles noch weit entfernt. Fazit: Wenn die Sonne scheint geht es hier hin. Aber nur dann! Denn auch die ersten Sommerwanderungen sollen zu den Adonis gehen und dann ist die Adonis Pracht schon fortgeschrittener.
Und wo wandere ich an einem trüben, regnerischen Tag? Da bleibe ich in Bad Harzburg. Da bietet der Butterberg, das Heinische Bruch, so viel an frühen Geophyten, an vergangenen Schönheiten des Sommers, an Blatt und Blütentrieb von Bäumen und Sträuchern.
Der 31. März macht es mir leicht. Es nieselt leicht, der Himmel liegt auf den Bergen, keine oder nur begrenzte Sicht ins Land. Da bleibt man mit dem Hintern an Ort und Stelle, also in Bad Harzburg. So mein Beschluss bei meinem Weg zum Treff.
Früh bin ich dran, als ich dort eintreffe. Nur eine Begleiterin reckt ihren Kopf aus ihrem Autofenster. Doch so nach und nach trudeln dann noch ein paar Unerschrockene und rechtzeitig Aufgestandene ein. Heute Nacht um Zwei wurde der Zeiger um eine Stunde vorgestellt. Von zwei auf drei Uhr. Da hapert es dann bei verschiedenen Damen und Herren mit dem Aufstehen. Soll ja eine der letzten Zeitumstellungen sein. Das zweimalige Umstellen der Uhr soll bald der Vergangenheit angehören. Immer bringen ein paar laute Menschen ihr Gezänk darüber zu Wort und über die Presse unter die Leute. Nun hat die EU beschlossen dieses zu ändern. Doch noch wird gestritten ob nun die Sommer- oder die Winterzeit das spätere Sagen hat. Was auch immer dabei raus kommt: Zufriedenheit wird es nie geben. Ich trauere jetzt schon ein wenig über das zweimalige Ritual des Zeigerdrehen nach. Mir hat es immer Spaß gemacht gemacht an der Uhr zu drehen. Diese Erhabenheit über die Zeit geht mir und allen Anderen nun verloren. Der kleine Gallier sagt das mit seinen Worten: Die spinnen. die Römer! Die sind zwar Vergangenheit, doch das Spinnen ist geblieben, haben andere kleine Kämpfer übernommen. Sorgen haben die Leute! Sorgen habe ich auch. Als ich meinen Plan über den Butterberg zu wandern vortrage, wird gemeckert: "Schon wieder über den Butterberg. Letzte Woche erst dort gewesen". "Ich kennen den aber gar nicht" vermeldet ein Gast aus Wolfenbüttel". Es wurmt mich schon, gleich zu Anfang Kritik aufgetischt zu bekommen. Es bleibt beim Butterberg. Als Wanderführer bin ich ja auch mindestens zwei Mal auf den gleichen Wege. Doch auch der gleiche Weg ist jedes mal anders. Es gibt immer etwas Neues zu sehen. Nur muss man seine Augen auch aufmachen, nicht nur schnabbelnd, plaudern durch die Gegend laufen, Das sage ich zwar nicht, doch so sind meine Gedanken. Es wird aber ganz lustig als wir hinter dem Bahnhof die Radau überqueren, die Schleusig hochsteigen, die Ebene vor dem Zauberberg queren, unter der Autobahnbrücke durch, die Landstraße nach Westerode queren, am Sonnenhof zum Butterberg hoch steigen. Meine kleine Geschichte am Stein "Eleonorens Höhe" wird nicht ganz ernst genommen. Doch werden Möglichkeiten geweckt, wie das passt mit der Namensgebung der Sophien- , der Eleonorens Höhe.
Unser Trockenrasen, seine Pflege hat unser Harzklub übernommen, wird zwar betrachtet, doch weil da immer noch keine Orchideen wachsen, als wertlos betrachtet. Dabei wachsen hier die einzigen Vorkommen von Berg-Klee, Dornigem Hauhechel, der Dürrwurz, dem Kreuzblümchen, der Esparsette / Onobrychis viclifolia des ganzen Butterberges. Zeigen kann ich die zwar noch nicht und was man nicht sieht, vielleicht auch nicht kennt, rutscht über den verlängerten Rücken. Traurigkeit herrscht über die aufgerissen südliche Butterbergwiese. "Anzeigen müsste man den der so etwas macht! Kennst du den nicht? So eine Schweinerei! Da wird in allen Medien über das Insektensterben berichtet und hier liegen ihre Futterpflanzen auf der Nase.
Unbegreiflich!" So, etwas abgemildert, die Kommentare über die umgedrehten Grassoden.
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