Eingeladen hat der Burgbergverein. Er feiert auf dem Großen Burgberg bei Gänsebraten und weiteren Genüssen, den Geburtstag Heinrich des IV. Wir sitzen bei Wein und Bier an zwei langen Tischen, freundlich, etwas verhalten lustig beisammen. Verhalten weil sich viele des Vereins lange nicht mehr gesehen haben, der Name des Tischnachbarn nicht gleich gefunden wird. Unser Vorsitzender gibt, nach seiner Begrüßung, zwischen den Speisegängen launige Episoden, kurzweilige Geschichten, Zukunftspläne zum Besten. Das neue Buch das die Geschichte des Aktienhotel Harzburger Hof zum Thema hat wird zum Kauf angeboten. Schöne alte Bilder schmücken den Band. Wie sich Harzburg verändert hat! Das muss den Engländern auch einmal klar gemacht werden, wenigsten den Nachkommen der nach dem Kriege hier einquartierten Soldaten. Bestimmt deshalb die langen englischen Texte.
Die servierte Kürbissuppe hervorragend. Die große Gänsebrust schmackhaft, ihre labbrige Haut, das mit dem knackigen Kross klappte wohl nicht, verschwindet unter dem bissfesten Rotkohl, der dunklen. gutschmeckenden Soße. Zwei mit Butter übergossene Thüringer Klöße als Grundlage und Krönung. Bald klappern nur noch Gabel und Teller, sonst herrscht Gesprächsstille. Zum Nachtisch steigt der Pegel wieder an. Es wird hofiert, ein längst fälliges Gespräch geführt, der beim Ankommen Übersehende begrüßt. Schnell vergeht der freundliche Abend. Bald drängeln die Ersten zum Aufbruch. Die Sonderfahrten der Bergbahn endet um 22 Uhr. Keiner will der Letzte sein, die letzte Fahrt verpassen. So löst sich die Geburtstagsfeier von Heinrich den IV. nach der Speisung dem Nach- und Schlummertrunk langsam auf. Der Kellner tut sich etwas schwer mit seiner Abrechnung. Er tippt auf seinem elektronischen Tablett umher. Das rechnet im Nu den zu zahlenden Betrag aus. Seltsam ist nur dass mein Gegenüber, trotzt der unterschiedlich ausgetrunkenen Flüssigkeiten, die gleiche Summe wie ich zu zahlen hat. Was es für Zufälle gibt! Leider wird auch kein ausgedruckter Zettel des Rechnungsbetrages ausgereicht. So viel gibt das elektronische Tablett nicht her. Die neuen Zeiten der Gastronomie auf dem Burgberg haben sich seit Heinrich des IV. nicht viel verändert. Wie zu damaligen Zeiten üblich wird das bessere und das niedrige Volk, heute die Vereinsmitglieder, zur Sause eingeladen. Die folgen auch freudig der Einladung. Werden mit launigen Gesprächen eingefangen, später abgefüttert, dann abkassiert und da nur wenige den Berg zu Fuß verlassen wollen, werden sie von den Fahrzeiten der Schwebebahn genötigt, den Saal zu räumen. Das bringt natürlich auch einen Vorteil. Der Gast vor der Tür braucht sein Portmonee nicht zu öffnen. Wo es Vorteile gibt da gibt es natürlich auch Nachteile. Ein Gastwirt sagte einmal zu mir, als die Feier den Höhepunkt anscheinend schon überschritten hatte, ich ihn fragte: "Müssen wir Schluss machen?" "Warum, von einem Gast vor der Tür kann ich nicht leben". Ein klein wenig frösteln ist noch beim Warten auf die Gondel der Bergbahn angesagt. Der Wind bläst stark. "Können die überhaupt noch Fahren"?
Ein Klingeln ertönt, die leere verschlossene wartende Gondel verschwindet in die Tiefe. Die von unten bringt den Schaffner oder ist es der Gondoliere, vom Tal zu uns herauf. Schnell hinein und ab geht es hinunter. Ein kurzer Stopp bringt Unruhe. Es ist die Vorbeifahrt der leeren bergfahrenden, im Wind schwankenden Gondel, die am Mittelmasten zur Sicherheit sehr langsam erfolgen muss. Unsere ist schwer genug. Soll wohl auch so sein nach dem großem Mahl zu Ehren der Geburt Heinrich des IV. am 11.11.1050 zu Goslar.
Otto Pake
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