Dieses erste Kreuz aus zusammen gepressten Lärchenstämmen, von Vertrieben entworfen, innerhalb von drei Monaten aufgestellt, war immer schon ein politischer Holzspan im Fleisch seiner Gegner. Es wurde beschmiert, angesägt, angesteckt. Zu seinem Schutz in ein eisernes Korsett gesteckt. Lange hielt es allen Widerständen stand. Doch in seiner eisernen Umhüllung nagten Wasser, Pilze, die Zeit an seinem Holz, an seiner Stabilität. Ein Sturm stürzte es um. Nun da die Erinnerung an die verlorene Heimat nicht mehr ganz allgegenwärtig, neue Existenzen aufgebaut, die Reihen der Vertrieben altersbedingt lichter geworden waren, da wuchs noch einmal der Widerstand zur Gedenkstätte. Zu dem erneuten Aufrichten eines Kreuzes. Revanchistisch gegenüber Polen, dem Osten sei es, wurde behauptet. Das Leid der Vertriebenen hintenan gestellt. Ein Spektakel des Wiederaufbau begann! Neue Bauvorschriften wurden heraus gekramt. Gab es überhaupt eine Baugenehmigung für das Erste? Für das zweite, das neue Kreuz wurde erst einmal keine erteilt und Geld gab es natürlich auch nicht. Doch die Eisernen der Landsmannschaften, die alten Kämpfer, schafften den riesigen Spagat. Sammelten Gelder, überzeugten ihre Kritiker und nach langen Querelen stand es wieder da. Nicht aus Holz und so massig, sondern aus Edelstahl und filigran mit Lärchen-Holzlatten an den Seiten. So steht es wieder an alter Stelle auf der Klippe des Uhlenkopfes. Vom Weiten verschwindet es manchmal im Sonnenlicht, ist nicht mehr so dominant wie es einmal war. Es ist nun mit einer Tafel versehen, die es zum Kreuz des Friedens, zum Kreuz der Erinnerung ernennt. Was war es sonst? Das "Kreuz des Deutschen Ostens"!
Noch immer liegen auf der Spitze des stählernen Riesen die Februarwolken, zieht der kalte Wind über die Kuppe. Braune Fruchtstände des Salbeiblättrigen Gamander stehen verdorrt in einer kleine Schneefläche. Eine junge Fichte zwischen den mit Moos und Flechten überzogenen abgerundeten Granitbrocken. Auf dem Weg herunter zum Wolfsstein, nimmt mich der Nebel in seine Mitte, nimmt den Buchenstämmen ihren silbernen Glanz. Hinter dem Eselsplatz eine dominierende, bizarre, knorrige Eiche vor dem Wartenberg. Das Zitronengelbe Reisigbecherchen auf einem rindenlosen Holzstück bringt ein wenig Farbe in den grauen Nachmittag. Grüne Moospolster mit feinem Schnee, wie mit Puderzucker bestreut. Verschachtelt und heimelig die kleinen bunten Spitzgiebel der Hausdächer am Wolfsstein. Noch einmal, wie zu Beginn der Wanderung drängeln sich aus braunem Buchenlaub die Blätter des Aronstab in den werdenden Frühling. Bestimmt muss er noch ein paar frostige Wintertage und Nächte aushalten. Es wird ihm nichts ausmachen, er kennt sich aus. Mit eingelagerten Zuckerlösungen schützt sich er vor Eis und Frost. Gut das Zuhause die Heizung läuft.
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