Die Berge haben sich eingehüllt, verstecken ihre Schneereste hinter Nebelschleiern. Die Wintersonne versucht hoffnungsvoll die Schleier aufzulösen. Voller Zuversicht, dass ihr das gelingt, mache ich mich auf. Steige über den Resiweg hoch zum Diaskop. Betrachte im Vorübergehen aus dem braunen Buchenlaub drängende erste grüne Blätter des Aronstabs, an einem Buchenstumpf den Violetten Lederporling. Der schwarze Rabe auf der abgebrochenen Fichte fliegt nicht weg. Ein Schelm hat einen hölzernen Raben in Szene gesetzt. Die Lappige Lepraflechte überzieht den Boden am Stammfuß der Fichten und Kiefern in dichten kugeligen Polstern. Ein paar den Winter überdauernde Pilze dazwischen, sie erweisen sich als Zinnoberroter Buchen-Gürtelfuß. Der zeigt, dass einmal Buchen da gewesen sind, ihr altes Wurzelwerk noch im Boden vorhanden ist. Beim Diaskop eine neue Bank. Der gegenüber liegende Große Burgberg im winterlichen Grau seiner Buchen, Eschen, des Ahorn. Der Blick durch das Diaskop zeigt wie einmal die Burg Heinrichs des IV auf dem Berg thronte. Ein sommerliches Bild von Berg und Burg. Es passt nicht so ganz in die graue Winterlandschaft. Macht nichts, denn alles nur Fiktion! Real schaut vom Plateau der noch nicht fertige Neubau des Burgberg-Logiergasthauses, der gelbe verbliebene Kasten des Untergeschosses des abgerissenen "Schweizer Hauses", so nenne ich die desolate vergangene Kneipe hier oben und die Canossasäule, durch die blattlosen hohen Laubbäume, herunter.
Liegende mit Trompetenflechten überzogene Buchenstämme, knorrige alte Buchen, umgeben von einem Meer der Breitblättrigen Hainsimse. Zwischen dem grünen Blättermeer der Hainsimse, steht junger Buchennachwuchs noch im alten braunen Laub des vergangenen Jahres, überragt von silberstämmigen schlanken Buchenstämmen, begleiten mich auf dem Weiterweg in das Krodotal. Eine Felswand mit vielen waagerecht verlaufenden Gesteinsschichten links des Weges. Scharfkantige Felsriegel weiter oben am steilen Berghang. Wahrscheinlich zum Acker-Bruchbergquarzit gehörend, der vom Brockengranit, in seiner heißen Phase, im Gebiet um Torfhaus aufgelöst wurde, dort verschwindet, hier unter anderen Namen wie Kammquarzit, Ilsenburgquarzit, wieder auftaucht. Ich sage wahrscheinlich, bin ich doch kein Geologe. Kenner unterscheiden die Gesteinsarten spielend, sprechen von umgewandelten Wissenbacher Schiefer, von Hornfels. Bei mir ist in der Regel alles was kantig ist, zur aufsteigenden heißen Granitschmelze Kontakt hatte und was ich nicht so richtig kenne, Grauwacke, graue "Wackersteine". Zwischen diesen vielen Wackersteinen wächst eine große Zahl verschiedener Moose. Das Gemeine Widertonmoos, Schlafmoos, Glänzendes Hookermoos, Aloe-Filzmützenmoos und andere Arten die ich nicht ansprechen kann. Zu groß ist die winzig kleine, meist nur mit der Lupe zu bestimmende Familie der Laubmoose, von den Lebermoosen ganz zu schweigen. Im Krodotal vom leichten Schnee eingerahmte Wohnhäuser, die von Grünspan überzogene Turmspitze der Bugenhagenkapelle der Heiligen Schwestern, dem Diakonissen Mutterhaus. Unser Krankenhaus, in sonniger Lage vorm Butterberg, wird heran gezoomt. Von hier, dem im Winterschatten der Berge liegenden Krodotal, geht es hoch zum Kleinen Burgberg, ins Reich der Flechten. Der Acker-Bruchbergquarzit in seiner verwandelten Form hat hier das Sagen. Stimmt nicht ganz, das Sagen übernimmt eine bunte Flechtengesellschaft die den Aussichtsfelsen überzieht. Hier können sich Flechtenliebhaber auslassen. Hier ist von Nabelflechten bis Mauer- und Erdflechten allerhand vertreten.
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