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1 Doktorhaus

 Etwas weiter am nächsten, ebenfalls verschlossenen Tor, heißt es, erst eimal warten. Bald rührt sich etwas im Hintergrund des Geländes. Eine Dame wird sichtbar, kommt zu uns. Schwarzer Schal zu einer Mütze gebunden krönt ihren Kopf. Schwarze Jacke unter weißer wolliger Weste, am Hosengürtel hängt baumelnd ein Funkgerät. "Herzlich willkommen bei den Grönländer Schlittenhunden. Biggi heiße ich. Habe Servis-Karten dabei, wer möchte eine haben"? Wenn es etwas umsonst gibt, wird auch zugegriffen. Hände recken sich ihr entgegen, greifen zu den Angebotenen. Die bunten Karten verschwinden in den Jackentaschen. Biggi ist am erzählen. Man könnte glauben sie wird dafür bezahlt, soviel bringt sie in kürzerer Zeit unter uns Zuhörer. Sie überbrückt gekonnt das Fehlen des Chefs dem Jens. Der kommt bald angewackelt. Ein verwegener Herr mit Zauselbart, schmalen Lippen die die Zähne verstecken. Seine Körpersprache drückt Tatendrang, Selbstbewusstsein, Ãœberlegenheit aus. Er öffnet das Tor, nimmt uns mit in sein eingezäuntes Reich der ehemaligen Johanniter Lungenheilstätte; von neckenden Zungen auch Ochsenberg-Schloss genannt. Vom "Schloss" löst man sich sofort. Desolat präsentiert sich nicht nur das Haupthaus der ehemaligen Johanniter Lungenheilstätte für Damen. Nicht nur das, alle Gebäude der Anlage und selbst die Genutzten in einem traurigen Zustand des Untergangs. Doch das Pärchen Biggi und Jens scheinen hier ihr Lebensglück gefunden zu haben. Fröhlich und bemerkenswert sorglos betreiben sie hier ihren Traum eines freien, selbstbestimmtem Leben. Sie sind Pächter und Aufpasser, der einer Holländischen Gruppe gehörenden Häuser, des Geländes. Dies und seine Bausubstanz stellen sie uns vor. Zuerst wird unsere Truppe zur Hälfte geteilt. Biggi bittet die Männer zu sich. Sie kann laut ihrer Aussage damit besser "umgehen" als Jens. Somit wird Biggi auch meine Führerin. Sagt: "Erst besuchen wir die "Grönländer". Helle, fast weiße Hunde mit dickem Fell, braunen Flecken auf Rücken und Flanken. Acht Hunde sind im Rudel. Vor uns geschützt durch einen Drahtzaun, vielleicht auch umgekehrt? Hunde sind nicht mein Leben. Zu schmerzhaft die jugendlichen Erinnerungen an die spitzen Eckzähne eines Schäferhundes. Die "Friederike" hatte die Hunde-Umzäunung nieder gewalzt. Zwei von ihnen machten sich aus dem Staube. Einer kam freiwillig zurück, hatte wohl Hunger. Der Andere, ausgerechnet der Chef des Rudels ging auf Wanderschaft. Erst ein paar Tage später wurde er in der Gegend um Königshütte wieder gefunden. Jens fragt: "Ist eine Friederike unter den Damen"? Kein Handzeichen. "Dann kann ich es ja sagen. Mit der "Friederike" bin ich durch, zu stürmisch, zu anspruchsvoll, zu teuer"!
Unsere, Biggis Truppe wandert, nach dem sich ein paar der Damen ihre Handflächen von Hundezungen liebkosen lassen haben, zum Glühweinausschank. Eine offene Hamme, ein qualmendes Lagerfeuer, darüber ein Suppentopf an einem Dreibein hängend. "Die ist noch nicht fertig" wird auf unsere fragenden Augen geantwortet, "aber der Glühwein schon". Also sammelt sich unser Trupp vor dem Glühweintopf, füllt den roten Wärmenden in Plastikbecher ab. "Die Finger kann man sich nicht daran verbrennen" der Satz einer der Damen. Das stimmt, aber für der Zunge passt die Temperatur des Weins und so wird kräftig zugelangt.
In der Zwischenzeit tobt der Jens mit seiner Gruppe durch das riesige Hauptgebäude. Das Funkgerät schnarrt, meldet wir sollen uns auf den Weg machen es ihm nachzutun. Vorerst tritt Biggi noch einen Weg durch den hohen Schnee zum "Gelben Haus". Hier wohnten zuletzt die Angestellten des Heilstätte. Schutt, abgerissene Tapeten, zerbrochene Fenster einschließlich der Scheiben, aufgerissene, umgebogene Wand- und Fensterfarbreste, hier "Zeitflocken" genannt, sind zu betrachten. Verfall, Vergehen überall. Wie kann man nur so viel Kapital verfallen lassen, einfach dem Untergang preis geben. Richtig froh bin ich als ich wieder draußen stehe, mich die Harzer Sonne langsam wieder aufwärmt.

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